Verbreitung

Zum Vergrößern der Karte klicken Sie bitte auf das Bild.
© EuroNaturUrsprünglich brütete der Kranich in weiten Teilen Europas. Die großflächige Entwässerung von Feuchtgebieten hat jedoch in Mittel-, West und Südeuropa einen Großteil der Kranich- Lebensräume vernichtet. Darüber hinaus führten die Bejagung der Kraniche und das Sammeln ihrer Eier zu Bestandsverlusten.
Heute liegen die Brutgebiete der europäischen Kraniche hauptsächlich in Skandinavien, im Baltikum und im nördlichen Russland. Durch verbesserte Schutzmaßnahmen brüten die eleganten Großvögel seit einigen Jahren auch wieder vermehrt in Nord- und Ostdeutschland und breiten sich immer weiter nach Südwesten aus.
Hinweise zur Karte "Kernverbreitungsgebiete und Flugrouten der Kraniche":
Datenquelle: Kranichschutz Deutschland, Kosmos-Vogelführer, eigene Erhebungen
Die dargestellten Gebietsgrenzen geben nur die derzeit bekannten Kernverbreitungsgebiete an. Kleinere Populationen können auch außerhalb dieser Gebiete vorkommen.
Fotogalerie
Zum Öffnen der Galerie klicken Sie bitte auf eines der Bilder.
Lebensraum
Feuchtgebiete mit flachen, offenen Gewässern wie Sumpf- und Bruchwälder, Feuchtwiesen oder Verlandungszonen von Flachseen sind für Kraniche überlebenswichtig. Ein Wasserstand von mindestens 30 Zentimetern bietet ihnen einen sicheren Schlafplatz und ausreichend Schutz für ihre Nester. Auf der Suche nach Nahrung durchstreifen sie in der Umgebung liegende Wiesen und Felder.
Merkmale
Der Kranich ist der größte Vogel Europas. Im Stehen ist er 110 bis 130 Zentimeter hoch. Seine Flügelspannweite beträgt etwa 220 bis 245 Zentimeter. Charakteristisch für den Kranich sind das hellgraue Gefieder, die schwarz-weiße Kopf- und Halszeichnung und die federlose rote Kopfplatte. Im Flug streckt er Hals und Beine weit aus. Dadurch ist er leicht vom Graureiher zu unterschieden, der seinen Hals s-förmig verbiegt. Im Gegensatz zu den Störchen („Segelflieger“) sind Kraniche sogenannte „Ruderflieger“, die beim Flug ihre Schwingen langsam, aber kräftig schlagen. Auf ihren Zügen bilden sie in größeren Trupps V- oder 7-Formationen, wobei sich die an der Spitze fliegenden Vögel abwechseln. Diese Flugweise hilft, Energien zu sparen. Manchmal wirken große Schwärme auch wie lange Linien oder Reihen, die sich über viele hundert Meter hinziehen.
Ein ganz wichtiges Merkmal ist die Stimme. In fast allen Sprachen leitete sich der Name der Vögel von den rollenden „grui-grui“ Rufen ab, die die Kraniche schon von weitem ankündigen.
Fortpflanzung
Je nach geographischer Lage und Witterung kehren die Kraniche schon ab Anfang Februar in ihre Brutgebiete zurück. Die vorjährigen Paare besetzen wieder ihre angestammten Reviere, die sie gegenüber anderen Kranichen verteidigen. Ein charakteristisches Element der nun folgenden Balzzeit ist der sogenannte Tanz der Kraniche. Dabei umkreisen sich die Partner mit imposant aufgestellt Flügeln, springen hoch und lassen ihre markanten Trompetenrufe erklingen. Zwar „tanzen“ Kraniche in allen Erregungssituationen, aber während der Balz ist dieses Ritual besonders häufig zu sehen. Nach der Paarung legt das Weibchen in der Regel zwei Eier. Zum Schutz vor Fressfeinden erstellen Kraniche ihr Nest bevorzugt an Stellen, die von Wasser umgeben sind, wie zum Beispiel auf Wurzeltellern in Bruchwäldern. Die Altvögel wechseln sich beim Brüten ab. Nach etwa 28 Tagen schlüpfen die Jungen. Kraniche sind Nestflüchter: Schon nach wenigen Tagen unternehmen die Kranichküken mit ihren Eltern Wanderungen auf der Suche nach Nahrung. Erst nach zehn Wochen können die jungen Kraniche fliegen. Die Kranich-Familie bleibt auch auf dem Zug in die Überwinterungsgebiete zusammen. So profitieren die Jungen von den Erfahrungen ihrer Eltern: Sie übernehmen die Zugroute der Altvögel und lernen, wo es sichere Rast- und Überwinterungsgebiete gibt.
Nahrung
Das Nahrungsspektrum der Kraniche ist sehr vielfältig. Zur Brutzeit ernähren sie sich hauptsächlich von größeren Insekten, Würmern, Schnecken und kleineren Wirbeltieren wie Fröschen und Reptilien. Während sie die Insekten und Weichtiere gezielt und ruckartig aufpicken, werden die Wirbeltiere mit dem Schnabel aufgespießt. Auf dem Zug in die Überwinterungsgebiete bereichern Feldfrüchte den Speiseplan der Kraniche. In großen Scharen finden sie sich auf abgeernteten Äckern ein und suchen die Flächen sorgfältig nach liegengebliebenen Getreidekörnen oder Kartoffeln ab. In den südspanischen Winterquartieren leben sie vorwiegend von den Früchten der Kork- und Steineichen.
Gefährdung und Schutzstatus
Viele Feuchtgebiete in Europa wurden in den vergangenen Jahrhunderten durch Trockenlegung zerstört. Dadurch sind die Kranichpopulationen in einigen Ländern stark zurückgegangen oder ganz erloschen. Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist es gelungen, den Zugweg über Frankreich nach Spanien deutlich sicherer zu machen. So konnten sich die Brutbestände in Nord- und Mitteleuropa in den letzten Jahren wieder erholen. Anders sieht die Situation auf dem Adria-Zugweg und der Ostroute aus: Hier stellt der Verlust von Lebensraum auch heute noch eine der größten Bedrohungen für die Kraniche dar. Eine weitere Gefahr ist die Vogeljagd: Die exzessive Wilderei sorgt dafür, dass die Kraniche nicht einmal in den Schutzgebieten sicher sind. So fliegen die erschöpften Tiere oft weiter anstatt die dringend benötigte Rast vor und nach dem Flug über das Mittelmeer einzulegen.
In der EU-Vogelschutzrichtlinie (79/409 EWG) ist der europäische Kranich im Anhang I aufgeführt. Dort finden sich die besonders gefährdeten und schutzwürdigen Arten. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, die zur Erhaltung dieser Arten „zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete“ zu Schutzgebieten zu erklären.