Ursprüngliche Flusslandschaften im „Fünfländereck“

Die Steilufer der Drau sind ideale Lebensräume für Eisvogel und Bienenfresser.
© Martin Schneider-JacobyIm Grenzgebiet zwischen Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Serbien liegt eine der letzten intakten dynamischen Flusslandschaften in Europa. Durch einen breiten Korridor aus Wiesen, Auwäldern, Weinbergen und malerischen Ortschaften fließt die Drau in weiten Mäandern bis zu ihrer Mündung in die Donau im kroatisch-serbischen Grenzgebiet. Zusammen mit ihrem Nebenfluss, der Mur, und ihrem Mündungsgebiet in die Donau bildet die Drau einen einmaligen Biotopverbund. Dieser ist Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten sowie Bestandteil des Grünen Bandes Europa.
Schutz durch den Eisernen Vorhang
Die abgeschottete Lage in einer Grenzregion zwischen, zur Zeit des Kalten Krieges, verfeindeten Blöcken verhinderte jahrzehntelang die Verbauung weiter Teile von Drau und Mur. Ungehindert konnten die frei fließenden Ströme Inseln und steile Ufer schaffen. Bis zu einer Höhe von 40 Metern ragen an den Flussufern Lehm- und Sandwände auf. Von ihnen aus reicht der Blick weit über eine Flusslandschaft aus Wasserarmen, Inseln und Auwäldern. Die senkrechten Abstürze selbst sind Brutplatz für Uferschwalben, Bienenfresser und Eisvögel. Auf den Inseln im Flussbett finden Arten wie die Zwergseeschwalbe und der Flussregenpfeifer noch natürliche Brutplätze.
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Europäische Urlandschaft bedroht
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem politischen Wandel in Europa änderte sich die Situation schlagartig. Gebiete, die vierzig Jahre lang kaum ein Mensch betreten durfte, waren nun für jedermann zugänglich und nutzbar – in vielen Fällen mit negativen Folgen für die Natur. Seit der Grenzöffnung wurden einige Flussarme, Auwälder und Kiesbänke durch Kiesabbau und Kanalisierungsprojekte erheblich geschädigt. Die größte Gefahr droht den noch verbliebenen natürlichen Flussabschnitten durch den Kraftwerksbau. Vor allem auf kroatischer Seite gibt es immer wieder Pläne, große Wasserkraftwerke entlang der Drau zu errichten.
Der Kurzfilm „Wading in to protect the European Amazon“ beschreibt eindrücklich die Gefahren, die der einzigartigen Flusslandschaft durch die Wasserbauprojekte drohen.
Zum Film „Wading in to protect the European Amazon“ auf euronews.net
Seit 1990 setzt sich EuroNatur für die Rettung der einmaligen Flusslandschaft von Drau und Mur ein. Gemeinsam mit unseren Partnern konnten wir bisher tiefgreifende zerstörerische Eingriffe verhindern. Es sind jedoch noch viele Anstrengungen notwendig, um einen dauerhaften Schutz des lebendigen Flusssystems von Drau und Mur sicherzustellen.
Welche Maßnahmen unternimmt EuroNatur zum Schutz der Flusslandschaft von Drau-Mur?
- Um die Naturlandschaft von Drau und Mur als wichtigen Rast- und Brutplatz am Rande Mitteleuropas zu erhalten, setzt sich EuroNatur gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen dafür ein, zwischen Kroatien, Serbien, Slowenien, Österreich und Ungarn ein Fünfländer-Biosphärenreservat zu verwirklichen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
- Gemeinsam mit unseren Partnern betreiben wir intensive Lobbyarbeit in den betroffenen Ländern und auf EU-Ebene, um den Bau von Wasserkraftwerken an Drau und Mur zu verhindern und den Kiesabbau zu stoppen.
- EuroNatur unterstützt seine Partner vor Ort bei regelmäßigen Kontrollen der ökologisch sensiblen Gebiete, um Vogeljagd und Verstöße gegen Naturschutzgesetze zu verhindern.
- Wir unterstützen unsere Partner bei der Organisation von Tagungen und Workshops, auf denen sich Naturschützer und Entscheidungsträger über Maßnahmen zum Schutz der einmaligen Flusslandschaft austauschen können.
Was konnte EuroNatur bisher erreichen – eine Auswahl unserer Erfolge
- EuroNatur und seine Partnerorganisationen sind dem Ziel, ein Fünfländer-Biosphärenreservats zu verwirklichen, bereits sehr nahe gekommen. Ausführlichere Informationen dazu finden Sie hier.
- Schon mehrfach konnten wir durch kritische Stellungnahmen und Protestaktionen den Bau von Wasserkraftwerken verhindern, wie zum Beispiel 2007 im Fall des Kraftwerks Novo Virje in Kroatien. Nach jahrelangen beharrlichen Protesten seitens EuroNatur und weiterer Naturschutzverbände strich die kroatische Regierung das Vorhaben aus der nationalen Raumplanung.
- Ebenso konnten wir schon mehrfach durch Protestkampagnen schädliche Eingriffe durch den Kiesabbau stoppen.
- Mit finanzieller Unterstützung des Eeconet Action Fund (EAF) gelang es uns, ökologisch wertvolle Kernzonen im Nationalpark Donau-Drau durch Flächenkauf dauerhaft für den Naturschutz zu sichern.
- Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir Brutvogelkartierungen durchgeführt sowie die Fließeigenschaften und Gewässerstruktur von Drau und Mur analysiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind wichtige Grundlagen, um erfolgreiche Schutzkonzepte zu entwickeln.
Partner: WWF Österreich, Drau-Liga (Vereinigung der lokalen Naturschutzorganisationen), BirdLife Slowenien
Förderung: EuroNatur- Spender und –Paten, Eeconet-Action Fund (EAF), MAVA Stiftung, PIN Matra Programm, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)