Tatort Adria

Angschossener Rotschenkel in der Saline Ulcinj in Montenegro.
© EuroNaturSolange die Zugrouten der Zugvögel nicht sicher sind, können auch die aufwändigsten Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten keinen langfristigen Erfolg bewirken. Kaum einer kennt hierzulande das Problem der Vogeljagd auf dem Balkan. Doch gerade dort ist die Situation äußerst kritisch: Insgesamt werden in den fünf Ländern (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Montenegro) entlang der Adria-Zugroute (Adriatic Flyway) jährlich schätzungsweise weit über zwei Millionen Vögel geschossen.
Wenn es an der Adria knallt, wird es auf unseren Äckern still!
Unter den Opfern sind nicht nur seltene Wat- und Wasservögel wie Kranich und Löffler. Auch weltweit bedrohte Greifvogelarten und Arten wie Feldlerche und Wachtel, die aus unseren Kulturlandschaften nur schwer wegzudenken sind, lassen hier ihr Leben.
Rastlos unterwegs
Nach einem kräftezehrenden Flug über das Mittelmeer kommen die Tiere völlig erschöpft an der Küste an, wo sie anstatt Ruhe zu finden bereits von den Jägern erwartet werden. Nicht nachhaltige Jagdgesetze, fehlende Schutzbestimmungen für wichtige Vogellebensräume und die Missachtung gesetzlicher Grundlagen sowie die Jagd in Schutzgebieten stehen in beinahe allen Ländern entlang der Adria-Zugroute auf der Tagesordnung.
Fotogalerie
Zum Öffnen der Galerie klicken Sie bitte auf eines der Bilder.
Was machen EuroNatur und seine Partner?
- Oasen der Ruhe schaffen: Wir setzen uns für die Unterschutzstellung weiterer wichtiger Feucht- und Rastgebiete entlang der Adria-Zugroute ein.
- Gesetzliche Grundlage verbessern: Wir kämpfen für eine Verbesserung der Jagdgesetze in den Ländern entlang der Adria-Zugroute. Ein Mittel sind Kampagnen wie „Tatort Adria – Vogeljagd auf dem Balkan“, die den internationalen Druck auf die Jäger, Ministerien und Gerichte der jeweiligen Länder erhöhen.
- Ein Netzwerk aus Vogelbeobachtern aufbauen: Wir sorgen massiv für eine stärkere Überwachung der wichtigen Rastgebiete - sowohl hinsichtlich der Vogelbestände als auch hinsichtlich der Jagdaktivitäten, um die Wilderei zu bekämpfen.
- Aufklärungsarbeit leisten: Ziel ist es, die Jäger ins Boot zu holen und so die illegale Jagd gemeinsam mit den organisierten Jägern zu bekämpfen.
- Naturschutz zum Anfassen bieten: Durch Studienreisen mit Jägern und Verantwortlichen zeigen wir handfeste Alternativen zur Vogeljagd auf. Ziel der Reisen sind Vorzeigegebiete wie Slano Kopovo oder der Naturpark Lonjsko Polje, in denen die Zusammenarbeit mit den Jägern bereits vorbildlich funktioniert.
- Vogelbeobachtung statt Vogeljagd: Die östliche Adriaküste bietet attraktive Urlaubsziele. Der Naturtourismus - speziell die Vogelbeobachtung - ist eine Alternative zu Vogeljagd und Lebensraumzerstörung, die zugleich wirtschaftliche Perspektiven für die Menschen schafft. Dieses Potenzial nutzen wir.
Was wir bereits erreicht haben – Eine Auswahl wichtiger Erfolge
- Mit einer umfangreichen Studie zur Vogeljagdsituation auf dem Balkan haben wir erstmals aufgedeckt, wie groß das Problem der Vogeljagd an der östlichen Adria ist – die Grundlage für konkrete Schutzmaßnahmen.
- Im Rahmen der I. Adriatic Flyway-Konferenz in Ulcinj im Jahr 2009 haben wir internationale Jagdverbände und Experten erstmals für dieses brennende Thema sensibilisiert. Die Folgekonferenz fünf Jahre später bot eine Plattform, um bestehende Initiativen zum Schutz der Zugvögel entlang der Adriaroute noch stärker zu verzahnen.
- Mit der Kampagne „Tatort Adria – Vogeljagd auf dem Balkan“ hat EuroNatur die Öffentlichkeit in Deutschland aufmerksam gemacht. Bedeutende Medien berichteten.
- In Montenegro, Albanien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina sind, zum Leidwesen der Wilderer, mittlerweile regelmäßig einheimische Vogelschützer im Gelände präsent.
- Montenegro und Kroatien haben ihre Jagdgesetze überarbeitet. Am Naturstrand Velika Plaza im Bojana-Buna-Delta an der montenegrinischen Küste gab es im Frühjahr 2010 das erste Mal seit Beginn der Arbeit von EuroNatur keine organisierte Vogeljagd mehr.
- Zahlreiche neue Schutzgebiete und Jagdbanngebiete wurden eingerichtet.
- Im Naturpark Hutovo Blato, einem Brennpunkt der Vogeljagd, gehen seit 2013 erstmals regelmäßig Ranger auf Patrouille, um die Einhaltung des Jagdverbots zu kontrollieren. Die positive Wirkung ist unübersehbar. Die Zahl der dort rastenden Zugvögel ist seither schier explodiert. Zudem gibt es Grund zur Hoffnung, dass sich die Situation dauerhaft verbessert. Im September 2015 haben neben EuroNatur die Naturparkverwaltung, der örtliche Jagdclub sowie lokale Naturschutzorganisationen eine offizielle Absichtserklärung unterschrieben, die Vogelwelt im Naturpark zu schützen.
- Im Februar 2014 beschloss Albanien einen zweijährigen, totalen Jagdbann für das gesamte Land. Im Juni 2016 wurde er um weitere fünf Jahre verlängert.
Partner: Partnerorganisationen in Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kroatien, Montenegro, Mazedonien und Albanien
Förderung: Mava-Stiftung, Ludwig-Raue-Gedächtnisstiftung, EuroNatur-Spender und -Paten.
Faltblatt "Wo die Vögel vom Himmel fallen - Den Wilderern in Albanien auf der Spur", Januar 2021"
Zum Download (532 KB)Artikel "Gefährliche Mission - Den Wilderern in Albanien auf der Spur" im EuroNatur-Magazin 4/2020, S. 5-7
Zum Download (4 MB)Interview mit Bestseller-Autor Jonathan Franzen zu seiner Recherchereise in die Brennpunktgebiete der Vogeljagd auf dem Balkan, EuroNatur-Magazin 3-2013
Zum Download (610 KB)
Reisen Sie in die Naturparadiese an der östlichen Adria

Ein Erfolg versprechendes Mittel im Kampf gegen die Vogeljagd ist der Naturtourismus. Er bietet den Menschen vor Ort neue Perspektiven. Der EuroNatur-Reiseführer "Adria-Ostküste" ist im Online-Shop der EuroNatur-Service GmbH erhältlich. Er bietet wertvolle Tipps für eine Reise in kaum bekannte Naturparadiese Europas.