Weltenbummler unter Beschuss
Europas Zugvögel nicht nur in ihren Brutgebieten, sondern auch auf ihrem Zugweg zu schützen, war die Idee, die hinter der Gründung von EuroNatur stand. Bis heute gehört der Schutz der Wildvögel zu unseren drängendsten Aufgaben. Besonders das Thema Vogeljagd auf dem Balkan gestaltet sich als regelrechter Dauerbrenner. Jedes Jahr werden im Mittelmeerraum rund 25 Millionen Vögel illegal getötet, davon etwa zwei Millionen in den Westbalkanstaaten. Bislang gibt es hier nur wenige Rastplätze, an denen Zugvögel wirklich sicher sind.
Schon vor vielen Jahren startete EuroNatur ein Programm zum Schutz der Feuchtgebiete an der östlichen Adria und der Zugvögel, die hier auf ihrer langen Reise zwischen Sommer- und Winterquartieren Station machen. Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir seitdem intensiv daran, den jährlich wiederkehrenden Vogelmord dauerhaft zu unterbinden und die Lebensräume der Zugvögel grenzüberschreitend zu erhalten.
Was EuroNatur und ihre Partner gegen die illegale Vogeljagd unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Vogelbestände im Auge behalten: Regelmäßige Bestandserfassungen in wichtigen Rastgebieten sind die Grundlage, um bei negativen Entwicklungen frühzeitig gegensteuern bzw. den Erfolg von Schutzmaßnahmen kontrollieren zu können.
- Wilderern das Handwerk legen: Unsere Partner halten nachts Ausschau nach Wilderern oder Klangattrappen. Sobald sie diese lokalisiert haben, rufen sie die Polizei. Die Kooperation zwischen Vogelschützern und den lokalen Ordnungskräften trägt Früchte. Das zeigt auch die Zusammenarbeit beim Abriss illegaler Jagdhütten in mehreren Ländern entlang des Adria-Zugwegs. Mittlerweile wurden in einigen Ländern sogar spezielle Polizeieinheiten gegründet, die Umweltverbrechen bekämpfen.
- Synergien schaffen: Wir haben die „Balkan Bird Crime Task Force“ gegründet. Sie dient dazu, Informationen und Belege zur illegalen Vogeljagd zwischen den Projektpartnern mittels eines Online-Portals schnell und unkompliziert auszutauschen und passende Aktionen zu koordinieren.
Partner: BirdLife International, VCF, IUCN Med, Tour du Valat, BPSSS, HDZZP, Biom, Naše ptice, CZIP, MSJA, PPNEA, AOS, DOPPS, MES, WWF Spanien, WWF Griechenland, ATN
Förderung: MAVA-Stiftung, Natum Stiftung, EuroNatur-Spenderinnen und -Spender, EuroNatur-Patinnen und –Paten
Sichern Sie die Reise unserer Zugvögel!
Alljährlich werden im Mittelmeerraum rund 25 Millionen Zugvögel gefangen oder getötet. Als Zugvogel-Patin oder -pate leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Überleben unserer Zugvögel.
Rettung der Saline Ulcinj
Die Saline Ulcinj im äußersten Süden Montenegros ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete auf dem Balkan. Tausende Wat- und Wasservögel rasten jedes Jahr im Frühling und Herbst in den flachen Salzbecken und tanken Energie für den kräftezehrenden Weiterflug. Und auch als Brutgebiet ist die Saline von großer Bedeutung. Doch das Vogel-Eldorado ist bedroht: Die Saline Ulcinj wurde zum Spekulationsobjekt für Investoren, die auf schnellen Gewinn aus sind! Und nachdem der Salinenbetrieb 2013 eingestellt wurde, verliert das Gebiet an Attraktivität für salzliebende Vogelarten, da das Süßwasser nicht mehr aus den Becken gepumpt wird.
Was EuroNatur und ihre Partner zur Rettung der Saline Ulcinj unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Die Saline unter Schutz stellen: Dank des jahrelangen Einsatzes von EuroNatur und vielen Partnern wurde die Saline im Juni 2019 zum Naturpark erklärt und im Juli 2019 als international bedeutendes Gebiet für Wat- und Wasservögel (Ramsar-Gebiet) ausgewiesen. Jetzt geht es darum, die Weichen für die Revitalisierung der Saline zu stellen.
- Ökotourismus fördern: Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen und der lokalen Bevölkerung haben wir Geschäftsideen für einen sanften Ökotourismus rund um die Saline Ulcinj entwickelt. Förderungswürdige Projekte wurden ausgewählt.
- In Brüssel lobbyieren: Montenegro möchte Mitglied der Europäischen Union werden. Wir streiten in Brüssel dafür, dass eine effektive Unterschutzstellung der Saline Ulcinj Bedingung für den Beitritt bleibt. Dank unserer Bemühungen wurde der Schutz der Saline in den Auflagenkatalog aufgenommen.
- Gewillte Politiker unterstützen: Die montenegrinische Regierung hat aufgrund des internationalen Drucks das Thema Saline Ulcinj auf ihre Agenda gesetzt. Sie will unter anderem endlich die strittige Eigentumsfrage des Geländes klären. Wir begleiten diesen Prozess und ermahnen die Verantwortlichen in Podgorica gegebenenfalls daran, ihre Versprechen zu halten.
- Lebensbedingungen verbessern: Wir unterstützen unsere Partner bei Renaturierungsmaßnahmen in der Saline, so dass sich salzaffine Pflanzen- und Tierarten wieder in der Saline ansiedeln. Gleichzeitig wollen wir auch die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessern. Wir streiten dafür, dass der schonende Salzabbau wieder aufgenommen wird und die Menschen in Ulcinj eine verlässliche Beschäftigungsmöglichkeit haben. Des Weiteren fördern wir Projekte zur Förderung des nachhaltigen Tourismus in der Region.
Partner: BirdLife International, IUCN Med, Tour du Valat, CZIP, MSJA
Förderung: MAVA-Stiftung, EuroNatur-Spenderinnen und -Spender, EuroNatur-Patinnen und –Paten
Livanjsko Polje - Landschaft der Superlative

Unweit der Adria, im Hinterland von Split, verbirgt sich eine Landschaft der Superlative: Das „Livanjsko Polje“ ist nicht nur das größte Feuchtgebiet Bosniens, sondern auch das größte, regelmäßig überschwemmte Karstpolje der Welt. Über Jahrtausende hinweg hat sich das Wasser hier über komplexe Lösungsvorgänge in das Kalkgestein des Dinarischen Gebirges gefressen und eine 400 Quadratkilometer große Ebene, ein sogenanntes Karst Polje, geschaffen („Polje“ bedeutet im slawischen Sprachraum „Ebene“ oder „Feld“). Das Wasser strömt unterirdisch aus mehreren anderen Poljen ins Livanjsko Polje, die stufenweise in Abständen von etwa 150 Höhenmetern oberhalb im Dinarischen Gebirge liegen.
Bunter Teppich der Vielfalt


Eingerahmt von schroffen Felswänden, konnte sich hier ein ebenso bunter wie empfindlicher Mix aus Lebensräumen entwickeln: Röhrichte, Moore und Grasland liegen dicht beieinander und bergen eine große Artenvielfalt. Etwa ein Fünftel des Livanjsko Polje sind mit alten Wäldern aus Erlen, Stieleichen und Eschen bestanden, in denen so seltene Greifvögel wie Schrei- und Schlangenadler brüten.
Die Wiesen in der Umgebung des „Kranichmoors“ (Zdralovac) im Norden des Poljes beherbergen die größten Vorkommen des Wachtelkönigs in Südeuropa. Die ausgedehnten Wasserflächen dieses natürlichen Wasserspeichers, aber auch seine Sumpfvegetation und Erlenbruchwälder bieten einer Vielzahl von Wat- und Wasservögeln wie Rohrdommel und Wiesenweihe wertvolle Rast- und Brutplätze. Für Kraniche und andere Zugvögel bietet das Livanjsko Polje auf der Adria-Zugroute einen Rastplatz von unschätzbarem Wert.
Was EuroNatur und ihre Partner zum Schutz der Karstpoljen auf dem Balkan unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Karstpoljen international schützen: Wir haben wirksame Schutzkonzepte für das Livanjsko Polje entwickelt, um das Gebiet als wertvollen Lebensraum und als wichtiges Rastgebiet auf der Adria-Zugroute zu erhalten. Das Livanjsko Polje wurde 2008 offiziell als international bedeutendes Feuchtgebiet für Wat- und Wasservögel (Ramsar-Gebiet) anerkannt. Anfang August 2011 ist das Livanjsko Polje zudem als Important Bird Area ausgewiesen worden. Important Bird Areas beherbergen bedeutende Populationen von bedrohten, im Vorkommen regional begrenzten Vogelarten oder große Bestände von rastenden oder durchziehenden Arten.
- Klima- und Artenschutz miteinander verbinden: Wir haben die Renaturierung der 750 Hektar großen Fläche im "Kranichmoor" unterstützt und überwacht und damit auch einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
- Nachhaltige Regionalentwicklung fördern: Mit unseren Partnern fördern wir lokale, meist junge Akteure aus den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus mit finanzieller Unterstützung und Beratung - vom Aufbau landestypischer Gästeunterkünfte über die Wiederbewirtschaftung verlassener Weiden und die Produktion regionaler Lebensmittel bis hin zum Angebot von Kanusafaris. Damit wirken wir auch der Abwanderung in der Region entgegen.
Gemeinsam gegen die Hoffnungslosigkeit - Karstpoljen in Bosnien-Herzegowina (EuroNatur-Magazin 1/21)
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Partner: Ornithological Society “Naše ptice”, Center for Environment (CZZS)
Förderer: DIMFE, MAVA-Stiftung, EuroNatur-Spenderinnen und -paten
Der Weißstorch: Markanter und beliebter Zugvogel

Der Weißstorch gehört sicher zu den charismatischsten Vogelarten Europas. Obwohl er schon seit Jahrhunderten ein Kulturfolger ist, blieb es den Menschen lange Zeit ein Rätsel, wo Meister Adebar die kalte Jahreszeit verbrachte. Mittlerweile ist das Zugverhalten der Weißstörche bestens erforscht. Störche ziehen auf zwei Routen in ihre Winterquartiere. Eine sogenannte Zugscheide, die in etwa entlang der Elbe durch Deutschland verläuft, trennt die Ostzieher von den Westziehern. Die westliche Zugroute führt auf die Iberische Halbinsel und manche Exemplare weiter nach Marokko und von dort nach Zentralafrika. Die östliche Zugroute führt über den Balkan, den Bosporus, die Länder des Nahen Ostens nach Ost-, Zentral- und Südafrika. Auf ihrem langen Zugweg sind die Störche zahlreichen Gefahren wie Stromleitungen, Nahrungsmangel und Abschüssen ausgesetzt.
Ein Netzwerk für die Störche
In Europa ist der Weißstorch nicht durch Wilderei bedroht. Hier ist es vor allem die veränderte Landnutzung, die Meister Adebar gefährdet. Extensiv genutzte Wiesen und Weiden sind in Europa mittlerweile Mangelware. Heute werden die Wiesen meist zu früh und zu häufig im Jahr gemäht. Unter der intensiven Landwirtschaft leiden neben den Pflanzen und Insekten auch Frösche, Eidechsen, Mäuse und Maulwürfe. Damit versiegt die Nahrungsgrundlage des Weißstorchs. Mit der Initiative „Europäische Storchendörfer“ setzt EuroNatur einen Gegenpol zum steigenden Lebensraumverlust für Störche in Europa. Seit 1994 zeichnet die Stiftung ein „Europäisches Storchendorf“ pro Land aus. Zu den Kandidaten gehören Dörfer oder Gemeinden, in denen die Störche in Kolonien leben und die sich besonders für den Storchenschutz engagieren, zum Beispiel indem sie weitläufige Feuchtwiesen extensiv bewirtschaften. Die Ortschaften werden durch die Auszeichnung als besonderes Kultur- und Naturerbe international bekannt. Dadurch stärken wir erfolgreiche Ansätze im Storchenschutz.
Details zum Netzwerk der Europäischen Storchendörfer finden Sie auf unserer Storchendorf-Webseite (engl.)
Was EuroNatur und ihre Partner zum Schutz der Weißstörche unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Storchenlebensräume schützen: Wir schaffen überzeugende Modellprojekte, die zeigen, wie sich artenreiche Wiesen und Weiden in Europa dauerhaft erhalten lassen, um den Störchen in der Kulturlandschaft ausreichend Lebensraum zu bieten.
- Positive Vorbilder stärken: Wir zeichnen Dörfer oder Gemeinden aus, die sich für den Schutz der Störche besonders engagieren. Sie sollen als nationale Vorreiter im Storchenschutz wahrgenommen werden. Wir organisieren regelmäßige Treffen der Storchendörfer, bei denen erfolgreiche Ansätze zum Storchenschutz ausgetauscht werden. Ein zentrales Anliegen in den Storchendörfern ist die Bildungsarbeit. Wir wollen Begeisterung für Meister Adebar wecken und auf seine Gefährdung hinweisen.
- Stromtod vermeiden: Wir wollen die Todesfälle durch Stromschlag und Kollision vermindern, indem wir bestehende Stromleitungen sichern. In enger Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern arbeiten wir daran, dass zukünftige Trassen vorzugsweise unter der Erde verlegt werden.
Störche in Bedrängnis!
Zu heiße und trockene Sommer erschweren die Brut der Weißstörche. In Zeiten der Klimakrise ist es umso wichtiger, bestehende Feuchtwiesen zu erhalten. Helfen Sie unseren Störchen mit Ihrer Spende!
Partner: Ciconia Stiftung, Gesellschaft Storch Schweiz, Europäische Storchendörfer und ihre nationalen Naturschutzpartner
Förderung: RHW-Stiftung, Pancivis-Stiftung, Aage V. Jensen Stiftung, Bristol-Stiftung, Manfred-Hermsen-Stiftung, Fondation pour la Sauvegarde de la Nature, EuroNatur-Spenderinnen und -Paten
Was EuroNatur und ihre Partner zum Schutz von Europas Vogelwelt außerdem noch unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
- Brutinseln für den Krauskopfpelikan: EuroNatur setzt sich dafür ein, die letzten Brutgebiete in Europa für den sehr seltenen Krauskopfpelikan zu sichern und weitere stabile Brutkolonien aufzubauen. Dies geschieht zum Beispiel mit Hilfe von Brutflößen, auf denen die Krausköpfe sichere Bedingungen zum Brüten vorfinden.
- Gefährdete Arten auswildern: In Bulgarien sind wir in Auswilderungsprojekte von Rötelfalken und Mönchsgeiern involviert. Die weiten Offenlandflächen des Sakar-Hügellandes, bzw. die wilden Schluchten des Balkangebirges bieten ideale Lebensraumbedingungen für die beiden sehr unterschiedlichen Vogelarten. Junge Vögel, die in Gefangenschaft aufgezogen wurden, sollen die geringen Bestände der Falken- und Geierpopulation unterstützen.
- Vergiftungen vermeiden: Eine der häufigsten Todesursachen von Greifvögeln auf dem Balkan sind mit Gift präparierte Köder. Diese gelten eigentlich Wölfen, Schakalen und wilden Hunden, doch Aasfresser wie Geier und Milane entdecken diese oft zuerst und sterben einen grausamen Gifttod. Wir engagieren uns dafür, diese illegale Praxis durch flächendeckende Kontrollen in den Griff zu kriegen.
Helfen Sie mit!
Schließen auch Sie sich dem großen Kreis derer an, die sich für Europas Zugvögel engagieren. Wir sind dankbar für jede Spende oder aktiven Beitrag! Damit unterstützen Sie eine unabhängige und vernetzte Zivilgesellschaft in Europa, die sich kraftvoll für den Schutz unserer Zugvögel einsetzt. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen!