Verbreitung

Der Wolf war einst in ganz Europa verbreitet. In weiten Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes, insbesondere in West- und Mitteleuropa, wurde die Art aber durch menschliche Verfolgung ausgerottet. Heute gibt es nur noch auf dem Balkan und in Osteuropa größere zusammenhängende Populationen.
In anderen europäischen Regionen gibt es nur noch kleinere, voneinander isolierte Vorkommen. Durch verstärkte Schutzbemühungen nehmen die Bestände in einigen europäischen Ländern seit einigen Jahren wieder zu, wie zum Beispiel in Italien, Polen und Kroatien. Seit Ende der 1990er Jahre hat sich der Wolf auch in Deutschland wieder angesiedelt. Zunächst vom Osten ausgehend, ist der Wolf mittlerweile in sieben Bundesländern beheimatet.
Hinweise zur Karte:
Datenquelle: Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE), eigene Erhebungen
Die dargestellten Gebietsgrenzen geben lediglich die derzeit bekannten Kernverbreitungsgebiete an. Einzeltiere und kleinere Populationen können auch außerhalb dieser Gebiete vorkommen. Die Bestandszahlen werden nur im Abstand mehrerer Jahre neu ermittelt. Sobald wieder aktuelle Zahlen zur europäischen Wolfspopulation vorliegen, wird die Karte aktualisiert.
Lebensraum
Wölfe sind sehr anpassungsfähig und können daher in vielen unterschiedlichen Habitaten leben. Dass die meisten Vorkommen in Wäldern zu finden sind, liegt daran, dass sie jahrhundertelang durch den Mensch gnadenlos verfolgt und in weniger zugängliche Gebiete zurückgedrängt wurden. Ein ausreichendes Angebot von Wasser und Beutetieren sowie ungestörte Plätze zur Jungenaufzucht sind die Grundvoraussetzung dafür, dass sich Wölfe in einer Region dauerhaft ansiedeln.
Körpermerkmale
Wölfe sind die Vorfahren unserer Haushunde. Bei einigen Rassen, wie z.B. Schäferhunden, gibt es daher auch einige ähnlich ausgeprägte Körpermerkmale. Im Gegensatz zu ähnlich gebauten Hunderassen weisen Wölfe aber einen längeren Rumpf auf. Darüber hinaus ist der Brustkorb höher und schmaler ausgeformt. Wölfe erreichen eine Körperlänge von 100 bis150 Zentimeter, eine Schulterhöhe von 60 bis 90 Zentimeter und ein Gewicht von 30 bis 70 Kilogramm, wobei die Weibchen im Allgemeinen kleiner und leichter sind als ihrer männlichen Artgenossen. Wölfe sind sehr variabel gezeichnet. In den gemäßigten Breiten Europas ist das Fell der Wölfe aber überwiegend dunkelgrau bis dunkelbraun eingefärbt.
Trittsiegel:
- Der typische Pfotenabdruck eines erwachsenen Wolfes ist 8-10 Zentimeter lang.
- Die Krallen sind deutlich zu erkennen.
Fortpflanzung
In Mitteleuropa fällt die Paarungszeit der Wölfe, die auch als Ranzzeit bezeichnet wird, in die Monate Januar bis März. Die jungen Wölfe kommen ab April bis Juni zur Welt. Ein Wurf besteht in der Regel aus vier bis sechs, maximal elf Welpen. Die Geburt erfolgt meist in einem Erdbau, den die Wölfin selbst gegraben oder von anderen Tieren wie z.B. Füchsen übernommen und entsprechend vergrößert hat. Eine wichtige Voraussetzung für den Standort einer Erdhöhle ist die unmittelbare Nähe einer Wasserstelle.
Die frisch geborenen Welpen sind nur 300 bis 500 Gramm schwer, blind und taub und haben ein dunkles feines Fell. Die Wölfin säugt ihren Nachwuchs sechs bis acht Wochen, die jungen Wölfe können aber bereits ab etwa dem zwanzigsten Tag feste Nahrung zu sich nehmen. Mit acht Monaten sind die Jungtiere ausgewachsen. Doch frühestens nach etwa zwei Jahren, wenn die Geschlechtsreife erreicht ist, verlassen sie das Rudel, um sich eigene Partner zu suchen und neue Wolfsfamilien zu gründen.
EuroNatur-Partner WILK begleitete im Frühsommer 2016 eine Wolfsfamilie in Westpolen von Anfang Juni bis Mitte Juli mit einer versteckten Kamera. Das Video unten zeigt, wie schnell sich die Welpen entwickeln:
Nahrung
Je nach Jahreszeit und Verbreitungsgebiet schwankt die Zusammensetzung der Nahrung beträchtlich. Im Winter sind große pflanzenfressende Säugetiere die Hauptbeute, wie zum Beispiel Elche und Rentiere in Nordeuropa oder Rehe und Wildschweine in südlicheren Verbreitungsgebieten. Im Sommer stehen auch kleinere Säugetiere, Vögel, Fische, Lurche sowie Wildobst auf dem Speiseplan. In der Nähe von menschlichen Siedlungen erbeuten Wölfe auch Schafe und junge Rinder. Wenn Beutetiere knapp sind, fressen Wölfe sowohl Aas als auch Abfälle.
Gefährdung / Schutzstatus
Insgesamt nehmen die Wolfsbestände in Europa seit einigen Jahren wieder zu. Dennoch genießen die grauen Jäger bei vielen Menschen immer noch wenig Akzeptanz. Und obwohl Wölfe mittlerweile in den meisten Ländern Europas gesetzlich geschützt sind, werden immer wieder Tiere vorschnell erschossen, wenn es zu Konflikten mit Interessen von Nutztierhaltern und Jägern kommt.
In Europa ist der Wolf durch die drei folgenden Richtlinien geschützt:
- Das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES - Convention on International Trade in Endangered Species of the Wild Fauna and Flora), das den Handel mit Wildtieren und Pflanzen kontrolliert.
- Die Berner Konvention, ein Übereinkommen zur Erhaltung und zum Schutz europäischer wildlebender Pflanzen und Tiere und ihrer Lebensräume.
- Die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, 92/43/EWG), die europaweit die Ausweisung und Erhaltung von Lebensräumen und Wildtieren regelt und von allen EU-Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden muss.
Gejagte Jäger – Wölfe in Europa
Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf in Deutschland
Interview mit EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer zum Thema Wolf und Mensch