EU-Parlament stimmt für schwächeren Wolfsschutz

In einem für die biologische Vielfalt ganz Europas äußerst bedenklichen Schritt hat das Europäische Parlament am 8. Mai den Vorschlag der Europäischen Kommission gebilligt, den Schutzstatus von Wölfen im Rahmen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) herabzustufen. Besonders besorgniserregend: Abgestimmt wurde in einem Dringlichkeitsverfahren, bei dem der zuständige Umweltausschuss nicht einmal angehört wurde.

Eine Wölfin liegt im Gras, neben ihr steht ihr Welpe.

Auf der Abschussliste: Auf EU-Ebene hat der Wolf seinen strengen Schutzstatus verloren.

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Die Abstimmung vom 8. Mai 2025 gewährt den Mitgliedsstaaten größere Freiheit beim Management ihrer Wolfspopulationen – einschließlich erleichterter Abschüsse der Tiere. Diese Entscheidung stellt einen weiteren Rückzug von einer wissenschaftsbasierten Naturschutzpolitik dar. Dabei sind die Wolfspopulationen in vielen Regionen Europas weiterhin gefährdet und die Wirksamkeit von Abschüssen zum Schutz der Nutztiere von Expertinnen stark umstritten. Führende Wissenschaftlerinnen, Naturschützer und zivilgesellschaftliche Gruppen haben deshalb immer wieder gewarnt, dass eine Herabstufung des Schutzstatus fahrlässig sei.

„Bei dieser Abstimmung ging es nicht nur um Wölfe – es ging auch darum, ob sich die EU-Politik von Wissenschaft und Sachkenntnis oder von politischem Populismus leiten lässt“, sagt Antje Henkelmann, Wolfsexpertin bei EuroNatur. „Die gestrige Entscheidung sendet das falsche Signal, nämlich dass Emotionen und Fehlinformationen über Beweise und ökologische Verantwortung gestellt werden. Seit mehr als 30 Jahren schützt die FFH-Richtlinie Europas letzte Naturgebiete und seltene Arten. Die Aushöhlung des Wolfschutzes stellt einen gefährlichen Präzedenzfall dar, der die gesamte Natur in Europa bedrohen könnte.“

EuroNatur appelliert an die nationalen Regierungen, den strengen Schutzstatus des Wolfs im nationalen Recht beizubehalten und in konstruktive Maßnahmen wie Herdenschutz, eine schnelle Entschädigung für getötete Nutztiere sowie Aufklärungsarbeit zu investieren. Europas Naturerbe und seine Glaubwürdigkeit bei den weltweiten Bemühungen um die biologische Vielfalt stehen auf dem Spiel.

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