Agrarministerkonferenz plädiert für reine Pflanzenölkraftstoffe

Funktionierendes EuroNatur-Modellprojekt in Polen: Der deutsche Anbauberater Dietmar Brand, der polnische Projektmitarbeiter Dr. Piotr Banaszuk und Landwirt Grzegorz Sokol in einem Feld mit Mischfruchtanbau.

© Claus Schenk/ CAPRICORNFILM

Ein sehr wichtiges Signal für die Pflanzenölbranche und für den Naturschutz

 

Pressemitteilung vom 4. Oktober 2012

 

Radolfzell.   „Wir begrüßen den länderübergreifenden Vorstoß der deutschen Agrarminister, reine Pflanzenölkraftstoffe in definierten Absatzmärkten stärker zu etablieren“, sagt Lutz Ribbe, Manager im ZIM-NEMO Netzwerkprojekt agrarANTRIEB sowie Naturschutz-politischer Direktor von EuroNatur. Im Rahmen der Agrarministerkonferenz (AMK) erging auf Initiative von Rheinland-Pfalz die Bitte an das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), die Steuerbefreiung in der Land- und Forstwirtschaft fortzuführen sowie auf weitere umweltsensible Bereiche auszudehnen. Zudem plädieren die Agrarminister für Förderungen zur Aus- und Umrüstung von Traktoren und sonstigen Landmaschinen auf den Betrieb mit Pflanzenöl. 

Dieser Beschluss der Landesagrarminister erging nur wenige Tage, nachdem Niederösterreich ein 100-Pflanzenöltraktoren-Förderprogramm verkündet hatte; die Ausweitung auf Gesamtösterreich ist in Vorbereitung. Österreich hat mit Wirkung zum 31. Dezember 2012 die Agrardieselrückvergütung abgeschafft und setzt nun stattdessen auf den Einsatz reiner, unverarbeiteter Pflanzenöle in der Landwirtschaft (siehe hierzu: http://www.lk-noe.at).

„Wir hoffen, dass das BMELV den Beschluss der Agrarministerkonferenz aufgreift und Umsetzungsinitiativen startet. Wir halten den Einsatz reiner Pflanzenöle als Kraftstoff in der Land- und Forstwirtschaft derzeit für die einzig denkbare Alternative zum fossilen Öl. Die Landwirtschaft könnte so der erste Sektor werden, der energieautark wird und seinen eigenen Kraftstoffbedarf ökologisch-nachhaltig produziert“. Aber auch andere Einsatzgebiete wie z. B. Wasserschutz- oder Forstgebiete, verlangen nach höchster Sensibilität für die Umwelt.“

Die Initiative von Rheinland-Pfalz hat zum Ziel, mit der Förderung von mit Pflanzenöl angetriebenen Traktoren und sonstigen Landmaschinen eine Verbesserung der Absatzmöglichkeiten von Pflanzenöl zu erreichen und damit zugleich die Situation kleiner, regionaler Ölmühlen zu verbessern. Kraftstoffe aus reinen Pflanzenölen, die nicht mit Biodiesel zu verwechseln sind, verfügen über außerordentlich geringe Treibhausgas-emissionen: Sie lassen sich durch naturverträgliche Anbaumethoden wie etwa in Mischfruchtsystemen nachhaltig herstellen. Zudem liefert der Ölsaatenanbau hochwertiges Eiweißfutter für die Tierhaltung, da bei der Ernte ein Drittel als Öl und zwei Drittel als Presskuchen anfallen. Kleine, geschlossene Kreisläufe bei Anbau sowie Verarbeitung in dezentralen Ölmühlen stärken den Mittelstand in der Region und schützen über die kurzen Transportwege zusätzlich Klima und Umwelt. „Das ist ein sehr wichtiges Signal für die gesamte Pflanzenölbranche und für den Naturschutz“, so Ribbe. Der Bericht des BMELV wird für die Amtschefkonferenz im Januar 2013 erwartet.



Hintergrundinformation:

agrarANTRIEB ist ein vom Bundeswirtschaftsministerium (BmWi) gefördertes ZIM-NEMO Netzwerkprojekt mit dem Ziel, reine Pflanzenöle als Kraftstoffe in der Landwirtschaft zu implementieren und damit die Wiederbelebung des Bio-Reinkraftstoffmarktes zu fördern. Verschiedene Branchenteilnehmer sind hierzu als Netzwerkpartner versammelt und arbeiten an dem Konzept Hofeigenes Pflanzenöl – Wir füttern unsere Schlepper selbst. Koordiniert wird agrarANTRIEB von der Naturschutzstiftung EuroNatur. Für nähere Informationen siehe: www.agrarantrieb.de

 

Kontakt: 

Lutz Ribbe, ZIM-NEMO Netzwerkprojekt agrarANTRIEB, Konstanzer Straße 22 – D-78315 Radolfzell, Lutz.Ribbe@euronatur.org 

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