EU-Agrarreformpläne weisen Richtung

© Gunther Willinger

BUND und EuroNatur begrüßen die Absicht, Tier- und Naturschutz stärker zu fördern

Gemeinsame Presseerklärung von EuroNatur und dem BUND vom
18. November 2010



Brüssel/Berlin.  Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Naturschutzstiftung EuroNatur begrüßten die heute in Brüssel vorgelegten Vorschläge der EU-Kommission zur Neugestaltung der Agrarpolitik. Für den BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger ist der Plan zur Neuordnung der Agrarsubventionen „ein mutiger, wichtiger und richtiger Schritt für mehr Umwelt- und Tierschutz in der Landwirtschaft“.

Der Ansatz der Kommission, Direktzahlungen stärker an Umweltleistungen zu binden werde den derzeit zunehmenden Konflikt zwischen Agrarproduktion und Umweltschutz entschärfen. Dies könne innerhalb der Bevölkerung wieder zu mehr Akzeptanz der EU-Agrarpolitik führen. Weiger forderte die Bundesregierung auf, die Kommissionspläne zu unterstützen. Er wies auch darauf hin, dass bei der anstehenden Agrarreform das Europaparlament Mitentscheidungsrecht habe. Sein Verband werde alle deutschen Europaabgeordneten persönlich auffordern, die ökologisch und sozial sinnvollen Brüsseler Reformpläne zu unterstützen.

Für den agrarpolitischen Sprecher des BUND, Jochen Dettmer, sind die Vorschläge aus Brüssel ein „faires Angebot von Politik und Gesellschaft an die Landwirtschaft“. Jeder einzelne Landwirt könne künftig entscheiden, ob er Gelder für gesellschaftlich gewünschte Leistungen, die sich bisher nicht in den Marktpreisen widerspiegelten, annehmen wolle oder nicht. Konsequent umgesetzt würden die Brüsseler Vorschläge eine naturverträgliche bäuerliche Landwirtschaft im Gegensatz zur derzeit rasant zunehmenden Agrarindustrie fördern. „Das haben wir uns seit langem gewünscht“, sagte Dettmer, der selbst einen Bauernhof bewirtschaftet.

“Mit den Kommissionsvorschlägen erfolgt die richtige Weichenstellung für eine bessere und gerechtere Verwendung der Agrargelder“, so Lutz Ribbe, naturschutzpolitischer Direktor von EuroNatur. „Nur auf diese Weise lassen sich die vielen Steuergelder für die Landwirtschaft langfristig überhaupt noch legitimieren.“

Ribbe wies darauf hin, dass Agrarpolitik nicht nur in der Verteilung der derzeit 58 Milliarden Euro bestehe. In den EU-Verträgen sei als Ziel der Agrarpolitik auch die Stabilisierung der Märkte genannt. In den Reformvorschlägen fehlten jedoch bisher Maßnahmen gegen überhöhte Produktionsmengen bei Milch und Fleisch. Die Überproduktion ermögliche Industrie und Handel, gegenüber den Bauern die Preise zu drücken. Eindrucksvollstes Beispiel dafür sei der Milchpreis, der die Kosten der Landwirte nicht mehr decke. Mit einer Neuordnung der Subventionen allein könne dieses Problem nicht gelöst werden. Deshalb sei man nun auf die von Agrarkommissar Dacian Ciolos angekündigten Vorschläge zur besseren Marktregulierung gespannt.

„Agrarkommissar Ciolos hat die Zeichen der Zeit erkannt“, sagte Ribbe. „Zusammen mit Umweltkommissar Janez Potocnik und Klimakommissarin Connie Hedegaard hat er sich auf den Weg gemacht, Landwirtschafts- und Nachhaltigkeitspolitik wieder zu versöhnen.“


Link zur Kommissionsmitteilung "Die GAP bis 2020"


Pressekontakt: Jochen Dettmer, BUND-Agrarexperte, Tel. 0049-172-8126337 bzw. Lutz Ribbe, naturschutzpolitischer Direktor von EuroNatur, Tel. 0049-170-4125767; Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Tel. 030-27586-481, Mobil: 0049-175-7263779 bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. 004930-27586-425/-489, Fax: 440, E-Mail: presse(at)bund.net, www.bund.net

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Mega-Staudamm Skavica: Albanisches Gericht prüft Sondergesetz für US-Bauunternehmen Bechtel

++ Verfassungsbeschwerde von NGOs zur Verhandlung zugelassen ++ Erster Meilenstein im Kampf gegen einen der größten Stauseen Europas ++ Tausende von…

Gegenwind für albanischen Flughafen wird stärker

++ Berner Konvention fordert Albanien auf, den Flughafenbau nahe der Narta-Lagune zu stoppen ++ Großprojekt im Vjosa-Delta gefährdet tausende Zugvögel…

EU-Kommission nimmt den Wolf ins Visier

Ursula von der Leyen warnt vor angeblich „gefährlichen Wölfen“ – Naturschutzorganisationen kritisieren irreführende Aussagen und unseriöse…

Rumänische Urwälder: EuroNatur fordert Abholzungsmoratorium

+++ Offener Brief an Kommissar Sinkevičius fordert Moratorium für Holzeinschlag in Schutzgebieten, um Zerstörung der rumänischen Wälder zu stoppen +++…

Umstrittener Flughafenbau in albanischem Schutzgebiet wirft Schatten bis München

++ Betreiberfirma Munich Airport International (MAI) steht in Verbindung mit illegalem Flughafen Vlora ++ Bau entsteht in Schutzgebiet mit besonderer…

Schwimmen für die Mönchsrobbe

Die kroatische Freiwasserschwimmerin Dina Levačić ist in der Adria im potentiellen Mönchsrobbenrevier geschwommen. Mit der Aktion wollte sie auf die…

Wolfnachwuchs im Schwarzwald bestätigt

++ Fotofallenbild aus der Gemeinde Schluchsee liefert Nachweis für Nachwuchs ++ Erstes Wolfsrudel seit über 150 Jahren in Baden-Württemberg ++

Maßnahmen an der Oder völlig unzureichend – Klage gegen Landesregierung

Ein Bündnis aus sieben Umweltverbänden hat Klage beim Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg gegen den Bewirtschaftungsplan Oder und das…

Storchendorftreffen im polnischen Tykocin

Es war ein Jubiläum in feierlichem Zeremoniell: Zum 20. Mal kamen Vertreter der Europäischen Storchendörfer zusammen, zum ersten Mal in der polnischen…