EU-Kommission veröffentlicht Berichte über Fortschritte der Beitrittskandidaten

Von Wasserkraftwerken bedroht: die Vjosa in Albanien

© Romy Durst

Großer Nachholbedarf beim Naturschutz +++ Schutz der Saline Ulcinj gefordert +++ Keine Wasserkraft im mazedonischen Mavrovo Nationalpark!

 

Presseinformation vom 10. November 2015

Radolfzell.  Heute hat die Europäische Kommission in Brüssel die Berichte über die Fortschritte der EU-Beitrittskandidaten veröffentlicht. Dabei stellt die Kommission einen erheblichen Nachholbedarf fest, ganz besonders in Sachen Naturschutz.

Als eine wesentliche Bedrohung für das europäische Naturerbe auf dem Balkan hebt die EU-Kommission den Ausbau der Wasserkraft hervor. Sie weist vor allem in den Berichten zu Albanien, Mazedonien und Serbien auf die damit verbundenen Gefahren hin. Laut EU-Kommission müssen alle Beitrittskandidaten bei Investitionen in den Ausbau der Wasserkraft dringend die Naturschutzerfordernisse berücksichtigen. Es müssen die Vorgaben der Europäischen Union zur Umweltverträglichkeitsprüfung sowie die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die EU-Vogelschutz- und FFH-Richtlinie eingehalten werden.

Konkrete Bedenken äußert die EU-Kommission hinsichtlich der beiden großen Wasserkraftwerke Lukovo Pole und Boskov Most, die im Mavrovo Nationalpark in Mazedonien geplant sind. EuroNatur und RiverWatch setzen sich im Rahmen ihrer Kampagne zum Schutz der Balkanflüsse ganz besonders dafür ein, dass die Wasserkraftprojekte im Mavrovo Nationalpark gestoppt werden. „Die Fortschrittsberichte der EU-Kommission bestätigen unsere Bewertung, dass der Ausbau der Wasserkraft das wertvolle Naturerbe auf dem Balkan im großen Stil bedroht. Wasserkraftwerke in Schutzgebieten, insbesondere in Nationalparken, konterkarieren alle Naturschutzbemühungen. Wir vermissen eine strategische und über Landesgrenzen hinausgehende Planung. Bevor weitere Wasserkraftwerke auf dem Balkan geplant werden, fordern wir einen Masterplan, der insbesondere No-go-areas festlegt. Sonst drohen einzigartige Perlen des europäischen Naturerbes zerstört zu werden“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer kurz nach Veröffentlichung der Berichte. In besonders klarem Widerspruch zu der EU-Umweltgesetzgebung stehen aus Sicht von EuroNatur die geplanten Wasserkraftwerke an der Vjosa in Albanien. EuroNatur fordert Albanien auf, diese Pläne nicht weiter zu verfolgen. Vielmehr sollte die Vjosa als einer der letzten Wildflüsse durch den Status eines Nationalparks geschützt werden.

Von Montenegro fordert die EU-Kommission, die Saline Ulcinj unter einen qualifizierteren Schutz zu stellen, einen der wichtigsten Rastplätze für Zugvögel am Adriazugweg. Außerdem soll die Saline im Sinne des Zugvogelschutzes gemanagt werden. „Der Aufruf der  EU-Kommission ist ein Grund mehr für die Verantwortlichen in Montenegro, ihren eigenen Ankündigungen endlich Taten folgen zu lassen und zu verhindern, dass die Saline Ulcinj bis zu einem möglichen EU-Beitritt des Landes völlig zerstört wird“, sagt Gabriel Schwaderer. Bereits im Jahr 2012 haben Regierung und Parlament in Montenegro beschlossen, dass die Saline Ulcinj unter Schutz gestellt werden soll. Passiert ist das bis heute allerdings nicht.  Stattdessen betreibt der derzeitige Besitzer Eurofond gezielt die schleichende Zerstörung der Saline. Das ökologisch wertvolle Feuchtgebiet soll für den Massentourismus ausgebaut werden.



Hintergrundinformationen:

  • Fortschrittsberichte der EU-Kommission
  • EuroNatur-Aktivitäten zum Schutz der Saline Ulcinj in Montenegro

 

Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund

 

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