Kahlschlag in Europas letzten Urwäldern

Kahlschlag im Natura 2000-Gebiet Tarcu-Berge in Rumänien

© Agent Green

Selbst in Schutzgebieten wird gerodet +++ Weitere Rodungsaktion in Natura 2000-Gebiet in Rumänien entdeckt +++ EU muss dringend einschreiten

 

Presseinformation vom 23. Februar 2016

 

Radolfzell. „Derzeit werden in Rumänien die letzten Urwälder unseres Kontinents abgeholzt und bisher schreitet niemand dagegen ein“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur. Ein Großteil der letzten Buchenurwälder, die es in der Europäischen Union heute noch gibt, befindet sich in Rumänien. Doch Woche für Woche werden dort Tausende von Bäumen legal und illegal gefällt. Das Holz wird ins Ausland und an große Holzbetriebe in Rumänien verkauft. Aktuell berichtet die rumänische Umweltorganisation Agent Green von Kahlschlägen in den Tarcu-Bergen. Das Gebiet ist als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen und damit Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerks. Dennoch wurden bereits ganze Hänge kahl geschlagen. Die noch verbliebenen Bäume sind  für die Rodung innerhalb der nächsten Wochen vorgesehen. 

Die internationale Naturschutzstiftung EuroNatur fordert, dass sowohl die Europäische Kommission als auch die rumänische Regierung gegen diesen Raubbau am europäischen Naturerbe einschreiten. „Buchenurwälder sind ein herausragender Teil unseres europäischen Naturerbes. Es ist unsere Pflicht, die wenigen verbliebenen Reste für kommende Generationen und als Lebensräume für Bären, Wölfe und Luchse zu bewahren“, sagt Gabriel Schwaderer. Die letzten großflächigen Buchenurwälder Europas stehen in den ukrainischen, slowakischen und rumänischen Karpaten. Im November 2015 verabschiedeten auf der Insel Vilm 30 namhafte Waldexperten aus 12 europäischen Ländern, darunter Vertreter aus Deutschland, Österreich, der Ukraine, Italien und Rumänien eine gemeinsame Resolution für Europas Buchenwälder. Darin fordern sie die Regierungen auf, die Buchenurwälder des Kontinents wirksam zu schützen. Das Buchenwaldnetzwerk sprach sich ganz besonders für ein generelles Verbot des Holzeinschlags in diesen Gebieten aus.


Hintergrundinfos:

  • Buchenwälder haben das Erscheinungsbild Europas in besonderer Weise geprägt. Die Rotbuche kommt vom Flachland in West- und Mitteleuropa bis zur Baumgrenze in Süd- und Südosteuropa vor.
  • Unter der Bezeichnung „Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland“ führt die UNESCO derzeit 15 räumlich getrennte Buchenwaldgebiete in Deutschland, der Slowakei und der Ukraine mit einer Gesamtfläche von 33.671 ha als Weltnaturerbe. Link zur „Vilmer Resolution“ des europäischen Buchenwaldnetzwerks vom 19.11.2015.
  • Die aktuellen Rodungen in den Tarcu-Bergen sind kein Einzelfall. Beitrag „Rumänien: Kahlschlag in den Karpaten“ der Deutschen Welle vom Juli 2015




Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Straße 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, katharina.grund(at)euronatur.org, Pressekontakt: Katharina Grund, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer
 

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Leichtes Aufatmen bei den Krausköpfen

Die Krauskopfpelikane am Skutari-See sind erfolgreich am Brüten. Das ist umso erfreulicher, weil die Brutsaison im vergangenen Jahr desaströs verlief.

Mit Bären leben lernen

Konflikten zwischen Mensch und Wildtieren vorbeugen

Rumänische Wälder und Natura-2000-Gebiete brauchen dringend Schutz

Ein aktueller Bericht von EuroNatur und Agent Green liefert neue Erkenntnisse zu Fällungen in Rumäniens Schutzgebieten. Die Naturschutzorganisationen…

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…