Katastrophale Überschwemmungen in Albanien

Überschwemmte Ebene mit Häusern, die im Hochwasser stehen

Das Bojana-Buna-Delta steht derzeit unter Wasser.

© APAWA

Etwa ein halbes Jahr ist es her, dass EuroNatur im Juli 2009 vor drohenden Hochwasserkatastrophen am Fluss Drin gewarnt hat. Bei einer öffentlichen Anhörung zum neuen Ashta Staudamm am Fluss Drin, die im Rahmen des gemeinsamen „Sharing-Waters-Projekts“ mit dem WWF in Shkodra stattfand, wies EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby die zuständigen Ministerien und Planer eindrücklich darauf hin, dass die Hochwasserproblematik am Drin bislang völlig ungeklärt ist. In diesen Tagen verwandeln sich diese Warnungen in bittere Realität: Aufgrund der aktuellen Wetterlage mit ihren lang anhaltenden Regenfällen setzt der Drin als Nebenfluss der Bojana-Buna in Albanien und Montenegro riesige Flächen unter Wasser. Weite Teile des Bojana-Buna Deltas und der Skutari-See sind überschwemmt. Damit sind auch Teile der 100.000-Einwohner-Stadt Shkodra überflutet. Wichtige Verbindungsstraßen wie die Autobahn von Shkodra nach Tirana sowie die ins benachbarte Ulcinj hat das Hochwasser fest im Griff.

Überschwemmungen diesen Ausmaßes hatte es zuletzt im Jahr 1963 gegeben. Die bereits gebauten Wasserkraftwerke spielen seitdem eine falsche Sicherheit vor. Indem die Kraftwerksbetreiber ihre Dämme bis zum Rand füllen, um die Wasserkraft nach Trockenzeiten optimal zur Stromgewinnung zu nutzen, gab es in den Überschwemmungsebenen des Drin seit langem keine nennenswerten Hochwässer mehr. Erst jetzt, wo das Speichervermögen der Staudämme infolge der aktuellen Wetterlage erschöpft ist, machen sich die Bausünden der vergangenen Jahrzehnte in katastrophalem Ausmaß bemerkbar. Von den ehemals vorhandenen vier Mündungsarmen des Drin ist bis heute nur ein einziger übrig geblieben: die Bojana-Buna. Die anderen sind durch den Bau von Dämmen und Polder verschwunden und teilweise von Siedlungen überbaut. Für den letzten offenen Flussarm ist die Wassermenge, die sich in diesen Tagen im Grenzgebiet zwischen Albanien und Montenegro durch die Bojana in Richtung Adria drängt, viel zu groß.

Für dieses Gebiet gibt es bis heute keinerlei Hochwasserleitsystem. Zusätzlich werden die ehemaligen Überschwemmungsflächen mehr und mehr verbaut. Flussläufe wie etwa in Shkodra werden durch Auffüllungen, Restaurants und Siedlungen eingeengt. Natürliche Ereignisse wie außergewöhnlich starke Hochwässer nach lang anhaltenden Regenfällen werden so zu Katastrophen. EuroNatur hat bei der öffentlichen Anhörung in Shkodra ein grenzübergreifendes Konzept vorgestellt, mit dem sich Hochwasserschutz, Naturschutz und wirtschaftliche Perspektiven für die Region, vereinbaren lassen. Wie die aktuellen Ereignisse eindrucksvoll zeigen, sind Maßnahmen wie diese dringend nötig, um die Reste einmaliger Flusslandschaften wie die von Drin und Bojana zu erhalten und den Menschen vor Ort eine sichere Zukunft zu geben. Dass es funktionieren kann, hat EuroNatur gemeinsam mit Partnern in den kroatischen Save-Auen gezeigt.

Link zur EuroNatur-Studie: „Einschätzung der Hochwassergefahr infolge des Baus von Wasserkraftwerken am Drin“ (pdf-Datei, 3.6 mb, englisch)

Mehr über das Hochwasserschutzprojekt von EuroNatur in den Save-Auen

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