Keine Wasserkraftwerke im Mavrovo Nationalpark!

Protest gegen die geplanten Wasserkraftwerke im Mavrovo Nationalpark. Neben dem Balkan Rivers Tour-Team waren auch Anwohner dabei.

© Jan Pirnat

++ Tag 19 der Balkan Rivers Tour: Protestaktion gegen Staudammbau im Mavrovo Nationalpark ++ Wasserkraftprojekte bedrohen die letzten Balkanluchse++

Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur, Riverwatch, Front 21/42, Macedonian Ecological Society und Eco-sense

 

Mavrovo, Radolfzell, Wien.  Am Mittwoch hat eine internationale Allianz aus Kajakfahrern, Anglern, Anwohnern und Naturschützern gegen den Bau von Staudämmen im Mavrovo Nationalpark  demonstriert.  Der Mavrovo Nationalpark ist nicht nur einer der ältesten Nationalparks in Europa, sondern auch eine Schatzkammer europäischer Artenvielfalt. 

Die Protestaktion war Teil der Balkan Rivers Tour gegen den Staudammwahn auf dem Balkan. Dieser droht die letzten frei fließenden Flüsse unseres Kontinents zu zerstören.  Allein im  Mavrovo Nationalpark sind zwei große und mehr als 15 Kleinwasserkraftwerke geplant.  „Wasserkraftwerke  stehen im Widerspruch zum Schutz der Biodiversität und sie haben in Schutzgebieten wie dem Mavrovo Nationalpark nichts verloren!“, sagt Theresa Schiller, Koordinatorin der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ bei der Naturschutzstiftung EuroNatur.  

Diese Einschätzung wird von oberster Stelle geteilt: Im Dezember 2015 hatte die Berner Konvention (eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen in Europa) die mazedonische Regierung aufgefordert, alle Bauprojekte im Mavrovo Nationalpark zu stoppen und eine umfassende Umweltprüfung vorzulegen. Die Empfehlungen richteten sich auch an die internationalen Geldgeber der Kraftwerksprojekte, allen voran die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Die Weltbank hat sich in der Folge von der Finanzierung eines der beiden großen geplanten Wasserkraftwerke zurückgezogen. Bei der EBRD hingegen ist das Projekt „Boskov Most“ nach wie vor in der Pipeline und damit eine Zeitbombe. Die bereitgestellten Gelder wurden lediglich eingefroren. 

Dabei haben von der Berner Konvention entsandte, unabhängige Experten in ihrem Gutachten explizit hervorgehoben, dass „Boskov Most“ eine ernsthafte Gefahr für  das Überleben des Balkanluchses darstellt. Durch die nötige Infrastruktur (Straßen, Stromleitungen, Pipelines etc.) würde sein Lebensraum zerstört. „Mavrovo ist das Kernverbreitungsgebiet dieser stark vom Aussterben bedrohten Unterart des Eurasischen Luchses“, bestätigt Daniela Javanovska von der Macedonian Ecological Society  (MES). „Die Botschaft des Komitees der Berner Konvention an die mazedonische Regierung und an alle, die an diesem unerhörten Projekt beteiligt sind, war eindeutig: Schutzgebiete sind nicht umsonst Schutzgebiete“, sagt Vesna Ilievska Utevska von der mazedonischen Umweltschutzorganisation Eco-sense. 

Doch die mazedonische Regierung zeigt sich davon bislang unbeeindruckt. „Die Umsetzung der zahlreichen Kleinwasserkraftprojekte schreitet ungehindert voran“, erklärt Aleksandra Bujaroska von der mazedonischen Organisation Front 21/42. “Wir fordern die mazedonische Regierung und alle beteiligten Banken dringend auf, die Weisung der Berner Konvention ernst zu nehmen und sämtliche Wasserkraftprojekte im Mavrovo Nationalpark umgehend zu stoppen“, sagt Theresa Schiller von EuroNatur. 

“Nicht nur für Tiere, sondern auch für den Menschen sind intakte Flüsse essentiell. Die ursprünglichen Flusslandschaften auf dem Balkan haben das Potential, eine nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklung anzukurbeln - auch im Mavrovo Nationalpark. Aber dafür müssen die Flüsse unzerstört bleiben! Angler, Kajakfahrer, Naturschützer - wir müssen uns alle zusammentun, um den Staudammwahn in Mavrovo und auf dem gesamten Balkan zu verhindern“, so Rok Rozman, Organisator der Balkan Rivers Tour.

Im Rahmen der Balkan Rivers Tour befahren Kajakfahrer aus verschiedenen Ländern Europas 35 Tage lang die schönsten und am stärksten bedrohten Flüsse des Balkans, um auf den drohenden Staudamm Tsunami aufmerksam zu machen. Unter der Leitung von Rok Rozman, einem ehemaligen slowenischen Olympioniken, war die Tour am 16. April auf der Save in Slowenien gestartet. Sie endet am 20. Mai in Tirana/Albanien. 

Hintergrundinformationen:

  • Die Balkan Rivers Tour findet im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ statt, die von EuroNatur und Riverwatch ins Leben gerufen wurde, um die Balkanflüsse vor der drohenden Zerstörung durch den Ausbau der Wasserkraft zu schützen. Die Tour selbst ist eine gemeinsame Initiative von EuroNatur, Riverwatch, WWF Adria und dem Leeway Collective und wird von Patagonia, der Mava-Stiftung und der Manfred-Hermsen-Stiftung gefördert.
  • Tour-Zeitplan
  • Tour-Karte
  • Folgen Sie uns online:

Webpage: www.balkanriverstour.com und balkanrivers.net/de/content/balkan-rivers-tour 

Facebook

Instagram

 

Rückfragen:

Katharina Grund (EuroNatur), katharina.grund@euronatur.org, +49 7732 9272 10

Cornelia Wieser (Riverwatch), cornelia.wieser@riverwatch.eu, +43 650 4544784

Aleksandra Bujaroska (Front 21/42), aleksandra.bujaroska@front.org.mk, +38978433713

Rok Rozman (Leeway Collective), rok@leeway-collective.org,   +386 51 421 303

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Leichtes Aufatmen bei den Krausköpfen

Die Krauskopfpelikane am Skutari-See sind erfolgreich am Brüten. Das ist umso erfreulicher, weil die Brutsaison im vergangenen Jahr desaströs verlief.

Mit Bären leben lernen

Konflikten zwischen Mensch und Wildtieren vorbeugen

Rumänische Wälder und Natura-2000-Gebiete brauchen dringend Schutz

Ein aktueller Bericht von EuroNatur und Agent Green liefert neue Erkenntnisse zu Fällungen in Rumäniens Schutzgebieten. Die Naturschutzorganisationen…

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…