Neue Hoffnung für Balkanflüsse

Wildfluss fließt durch einen Wald

Für das Kraftwerk Lukovo Pole sollten mehrere Zuflüsse des Flusses Radika abgeleitet und in einen Stausee gelenkt werden.

© EuroNatur

Weltbank stoppt Finanzierung von Wasserkraftprojekt im mazedonischen Mavrovo Nationalpark +++ Weitere Finanziers müssen nachziehen

 

Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur und Riverwatch vom 21. Dezember 2015

Radolfzell, Wien.  Die Weltbank hat sich von der Finanzierung eines der beiden großen geplanten Wasserkraftwerke im mazedonischen Mavrovo Nationalpark zurückgezogen. Das bedeutet einen weiteren Etappensieg für den Schutz der Balkanflüsse vor der Zerstörung durch die Wasserbaulobby. „Dieser Schritt der Weltbank war längst überfällig. Wasserkraftwerke  stehen im Widerspruch zum Schutz der Biodiversität und sie haben deshalb in Schutzgebieten wie dem Mavrovo Nationalpark nichts verloren“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur.

„Die Weltbank hat mit dem Stopp der Finanzierung des Kraftwerks Lukovo Pole den ersten Schritt gemacht. Jetzt müssen die Finanziers, vor allem die EBRD, der zahlreichen anderen Wasserkraftprojekte nachziehen, die in Naturschutzgebieten auf dem Balkan geplant sind“, fordert Ulrich Eichelmann von Riverwatch. Auch die Weltbank hat hier noch erheblichen Nachholbedarf:  Große internationale Banken sind die Hauptinvestoren in den Staudamm-Tsunami auf dem Balkan, der die letzten intakten Flüsse unseres Kontinents zu zerstören droht. Nach einer Studie der Finanz-NGO Bankwatch finanzieren Weltbank, EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) und EIB (European Investment Bank) derzeit Wasserkraftprojekte in Höhe von insgesamt 818 Millionen Euro. Dadurch werden 30 Naturschutzgebiete wie Nationalparke oder Natura 2000 Gebiete massiv bedroht. Die EBRD ist dabei mit 240 Millionen Euro der größte Investor. Sie unterstützt 21 Kraftwerksprojekte mitten in Schutzgebieten, darunter auch im Mavrovo Nationalpark, wo die mazedonische Regierung den Bau von insgesamt 22 Wasserkraftwerken plant.

Am 4. Dezember 2015 hatte die Berner Konvention (eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen in Europa) die mazedonische Regierung aufgefordert, alle Bauprojekte im Mavrovo Nationalpark zu stoppen und eine umfassende Umweltprüfung vorzulegen. Die Empfehlungen richteten sich auch an die internationalen Geldgeber der Kraftwerksprojekte, allen voran Weltbank und EBRD.  „Der Bau von Wasserkraftwerken im Mavrovo Nationalpark steht in völligem Widerspruch zu den Schutzzielen, deshalb gehen wir davon aus, dass die Prüfung zum endgültigen Stopp sämtlicher Projekte führt und der Rückzug der Weltbank aus dem Projekt Lukovo Pole nur der Anfang ist“, sagt Gabriel Schwaderer.

 

Hintergrundinformationen:

  • Zur Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“: Die Staudämme im Mavrovo Nationalpark sind nur ein Teil einer wahren Staudammflut, die derzeit den Flüssen auf der Balkanhalbinsel drohen. Rund 2.700 Wasserkraftwerke zwischen Slowenien und Albanien sind derzeit geplant. Um der Zerstörung entgegen zu wirken, haben EuroNatur und Riverwatch gemeinsam mit Partnern aus den Balkanländern die internationale Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ gestartet.  Mehr Informationen unter: www.balkanrivers.net/de
  • Der Mavrovo Nationalpark ist mit seinen bisher bekannten 1.138 Tierarten und 1.435 Pflanzenarten ein europäischer Hotspot der Biodiversität. Unter anderem ist er das wichtigste Gebiet, in dem sich der vom Aussterben bedrohte Balkanluchs nachweislich fortpflanzt. Im Zuge des Baus von Wasserkraftwerken würde durch die nötige Infrastruktur (Straßen, Stromleitungen, Pipelines etc.) einer seiner letzten Lebensräume bedroht.


Ansprechpartner:
EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: +49 7732 - 92 72 10,
katharina.grund(at)euronatur.org, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund
Riverwatch: Ansprechpartner: Ulrich Eichelmann,  Tel.: +43 676 6621512, ulrich.eichelmann(at)riverwatch.euriverwatch.eu/balkan-rivers
 

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