Tatort Adria: Vogeljagd auf dem Balkan bedroht unsere Zugvögel

Die Vogeljagd auf dem Balkan droht auch die Bestände der in Deutschland brütenden Uferschnepfe auszubluten.

© Jürgen Schneider

EuroNatur fordert verbesserten Schutz für Zugvögel auf dem Balkan


Presseinformation vom 28. Februar 2017


Radolfzell. Die Tage werden allmählich länger, die Temperaturen steigen und am Himmel kann man sie wieder sehen: Die Zugvögel kehren aus ihren südeuropäischen und afrikanischen Winterquartieren zurück in unsere Gefilde, um sich hier auf das Brutgeschäft vorzubereiten. Doch auch dieses Jahr werden etliche von ihnen den weiten Weg nicht schaffen; sie enden im Kochtopf oder als Jagdtrophäen.

Einen Schwerpunkt der Vogeljagd bildet der Balkan. Die Adria-Zugroute, der sogenannte Adriatic Flyway, wird für zahlreiche Vogelarten zum Spießrutenlauf: Knäk- und Tafelenten, Bekassinen und Wachteln werden dort zu Zehntausenden geschossen; allesamt Arten, die in Mitteleuropa schon massiv unter der Zerstörung ihres Lebensraumes zu leiden haben. Die Vogeljagd auf ihrem Zugweg bedeutet einen weiteren gewaltigen Aderlass für ihre Bestände.

Auf ihrem langen Flug über das Mittelmeer sind die Vögel auf die Rastplätze an der östlichen Adria angewiesen – und werden dort bereits von den Jägern erwartet. Über das wahre Ausmaß des Vogelmords ist bislang wenig bekannt. Aufgrund der vorliegenden Daten ist aber davon auszugehen, dass an der Adria-Ostküste jährlich weit mehr als zwei Millionen Zugvögel geschossen werden. Betroffen sind auch Arten, die durch die EU-Vogelschutzrichtlinie oder durch internationale Abkommen geschützt sind.

„Wenn wir unsere Vogelwelt in Deutschland in ihrer Vielfalt bewahren wollen, müssen wir dringend auch auf dem scheinbar weit entfernten Balkan für einen verbesserten Schutz dieser faszinierenden Tiere sorgen. Bestehende Jagdverbote müssen zuverlässig kontrolliert werden“, meint Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur.

Welche positiven Auswirkungen ein effektives Jagdverbot hat, zeigt sich im Naturpark Hutovo Blato im bosnischen Teil des Neretva-Deltas, einst ein Hauptbrennpunkt der Vogeljagd auf dem Balkan. Seit Beginn der regelmäßigen Jagdkontrollen im Jahr 2013 hat die Wilderei dort deutlich abgenommen. Im Rahmen der Internationalen Winterwasservogelzählung wurden im Januar 2017 über 25.000 Vögel registriert. Das waren mehr als zehn Mal so viele wie vor Start der Kontrollen. Bleibt zu hoffen, dass wir viele dieser Vögel bald bei uns in Mitteleuropa als Frühlingsboten begrüßen dürfen.



Hintergrundinformationen:

Kurzfilm zum Vogelzug über die östliche Adria


Mehr zum Thema Vogeljagd auf dem Balkan



Rückfragen:
EuroNatur, Westendstraße 3, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 15, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartner: Dr. Stefan Ferger, Pressekontakt: Christian Stielow

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