Trotz Kältewelle: 2.000 Fledermäuse verschlafen den Winter mitten in Frankfurt (Oder)

Brauerei-Ruine von EuroNatur wird zum Naturschutzgebiet

 

Presseinformation vom 26. Januar 2006

 

Radolfzell/Frankfurt (Oder). Eine Brauerei als Naturschutzgebiet? Ja, das gibt es in Frankfurt an der Oder. Denn dort in den alten Backsteinmauern, wo früher einmal Bier gebraut und gelagert wurde, haben nach Mitteilung der Umweltstiftung EuroNatur 2.000 Fledermäuse eine neue Heimat gefunden. Die Stadt Frankfurt (Oder) hat deshalb das Gelände der ehemaligen Ostquell-Brauerei im Herzen der Stadt zum Naturschutzgebiet erklärt. Jetzt, Ende Januar (26.1.2006), tritt die Verordnung zum Schutz der Ruine samt Kellergewölbe in Kraft, die den immer seltener werdenden Tieren einen lebenswichtigen Unterschlupf für den Winter sichert. Von den 23 in Deutschland lebenden Fledermausarten gilt nur eine Art als nicht gefährdet.

"Selbst bei so einer Kältewelle, wie wir sie momentan gerade erleben, fallen die Temperaturen in den Kellern der Brauerei nur im Eingangsbereich unter den Gefrierpunkt - das macht die alte Brauerei so wertvoll für die Fledermäuse", betont Matthias Meissner, der Leiter des EuroNatur-Projektes. EuroNatur engagiert sich seit Jahren für den Fledermausschutz u.a. mit einem Schwerpunkt in Ostdeutschland.

Schon zu Zeiten der DDR wurden in den Kellern der seit 1950 stillgelegten Brauerei Fledermäuse entdeckt und Naturschützer setzten die Unterschutzstellung nach DDR-Recht durch. Nach der Wende war das "Fledermaus-Hotel" durch die ungeklärten Besitzverhältnisse aber auch durch permanente Störungen stark gefährdet. Kinder entdeckten die Ruine als Abenteuerspielplatz und Zigarettenschmuggler ließen dort ihre heiße Ware verschwinden.

Mitte der neunziger Jahre führten ehrenamtliche Helfer grundlegende Sicherungsmaßnahmen durch, bevor 2003 die Umweltstiftung EuroNatur mit finanzieller Unterstützung ihrer Spender, des Bundesamtes für Naturschutz und des Landes Brandenburg Eigentümerin der Ruine wurde. Seitdem ist wieder Ruhe eingekehrt in den Brauereigewölben.

Mit der jetzt in Kraft tretenden Verordnung ist nun der Schutz des knapp ein Hektar großen Geländes einschließlich der Gebäude mitten in der Stadt auch gesetzlich verankert und das Betreten der Ruine strikt verboten. Abgesehen von den wissenschaftlichen Kontrollen sollen sich die Tiere ungestört in ihrem Winterdomizil aufhalten können.

Dass sich die Arbeit der Naturschützer lohnt, zeigen die Ergebnisse der Zählung, die alljährlich im Januar durchgeführt wird. Nach Angaben von EuroNatur und der betreuenden BUND-Ortsgruppe überwinterten in den letzten Jahren zwischen 1.700 und 2.300 Fledermäuse aus bis zu 11 Arten in der Brauerei. Noch Ende der 80er Jahre waren es nur rund 200 Tiere aus 4 Arten gewesen. Dieses Jahr zählten die ehrenamtlichen Betreuer am 13. Januar 1.700 Tiere 10 verschiedener Arten. Unter den Gästen befanden sich auch stark vom Aussterben bedrohte Arten wie Mops-, Bechstein-, oder Breitflügelfledermäuse. Die Anzahl und das breite Artenspektrum machen die Frankfurter Ostquellbrauerei zu einem der wichtigsten Winterquartiere für Fledermäuse in ganz Deutschland.

Matthias Meissner von EuroNatur erklärt die Situation der seltenen Fledertiere so: "Mit der Sanierung oder dem Abriss alter Gebäude, verschlimmert sich die Wohnungsnot für Fledermäuse zusehends. Nur sehr selten wird bei Sanierungen auf die Bedürfnisse der Fledermäuse geachtet. Darum ist die Unterschutzstellung der Ostquell-Brauerei umso wichtiger und ein echter Meilenstein für den Fledermausschutz in Deutschland."

 

Bei Rückfragen:

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78315 Radolfzell

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