Vorbild für den Storchenschutz

EuroNatur zeichnet Altreu in der Schweiz als Europäisches Storchendorf 2008 aus

Presseinformation vom 22. April 2008

Radolfzell. Der Weißstorch ist in Europa, trotz positiver Entwicklungen in einigen Regionen, immer noch eine Vogelart, die durch die rasante Veränderung in der Landbewirtschaftung bedroht ist. Umso wichtiger ist es, positive Ansätze im Storchenschutz zu stärken. Am 26. April 2008 zeichnet die Naturschutzstiftung EuroNatur deshalb im Rahmen der Aktion „Europäische Storchendörfer“ Altreu in der Schweiz aus. Vor etwa einem halben Jahrhundert war der Weißstorch in der Schweiz bereits ausgestorben. Doch in dem kleinen Weiler in der Gemeinde Selzach im Kanton Solothurn findet sich heute der mit Abstand größte Brutbestand des Landes. In der dort ansässigen Kolonie leben mit über 30 Paaren etwa 20 Prozent aller in der Schweiz brütenden Weißstörche.

Nur eine artenreiche Kulturlandschaft kann eine solch große Brutkolonie mit ausreichend Nahrung versorgen. Doch diese Voraussetzungen waren nicht immer gegeben: Als vor einem halben Jahrhundert im Rahmen eines Wiederansiedelungsprojektes die ersten Zuchtstörche nach Altreu gebracht wurden, hatten sie keine ausreichende Nahrungsgrundlage. EuroNatur zeichnet die Schweizer Kolonie aus, denn der Ort Altreu hat Vorbildfunktion: Seit zehn Jahren wird das ursprünglich problematisch ausgerichtete Einbürgerungsprogramm konsequent umgebaut, seit sechs Jahren werden keine Störche mehr gefüttert und die Gehege sind mittlerweile abgebaut worden. Stattdessen steht heute der Lebensraumschutz als Grundlage für das Überleben der Störche in der Kulturlandschaft im Zentrum des Interesses. „Die Auszeichnung von Altreu als Europäisches Storchendorf setzt ein Zeichen gegen die Weiterführung der nicht mehr zeitgemäßen Storchenzucht und -auswilderung und gegen das Füttern von Störchen. Altreu zeigt, dass es möglich ist, falsche Projektansätze zu korrigieren. Bereits heute ziehen die Störche hier ohne Zufütterung erfolgreich Junge auf: bis zu vier Jungstörche pro Paar, ein sehr gutes Ergebnis“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby.

Am Fluss Aare laufen bereits seit 2006 Renaturierungsarbeiten wie etwa die Abflachung der Ufer bei Altreu. Mit der sogenannten „Witi“ wurde eine 1500 Hektar große Schutzzone eingerichtet, in der die große und heute stabile Storchenpopulation auf Nahrungssuche gehen kann. Inmitten einer ansonsten intensiv bewirtschafteten Ackerlandschaft des Mittellandes werden so entlang der Aare vernässte Äcker erhalten. Die Schutzzone und die Aare-Ebene geben den Tieren eine reelle Chance, in diesem Gebiet als Wildvögel und Indikatoren für eine nahrungsreiche Kulturlandschaft zu überleben. Damit wird nicht nur der Lebensraum für den Weißstorch geschützt. Die Witi gilt zudem als international bedeutender Rastplatz für Watvögel. Die Finanzierung des Autobahntunnels unter der Witi – der einzige im Schweizer Flachland – zeigt, dass der Schutz dieses wertvollen Lebensraumes sehr wichtig genommen wird.

Hintergrundinformation: Auszeichnung „Europäische Storchendörfer“

EuroNatur hat 1994 die Auszeichnung Europäisches Storchendorf zum ersten Mal verliehen. Gewürdigt wird damit das Engagement von Gemeinden in Europa, die sich für den Schutz der Weißstörche einsetzen. Mit der Auszeichnung der "Europäischen Storchendörfer" will EuroNatur positive Ansätze im Storchenschutz stärken. Die Aktion zeigt, dass es zusammen mit den Bürgern auch heute möglich ist, die Lebensräume für unsere Weißstörche zu erhalten. Die Gemeinde Altreu ist bereits das zehnte Europäische Storchendorf. Vorangegangene Auszeichnungen erhielten Rühstädt in Deutschland sowie Gemeinden in Polen, Spanien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Österreich, Rumänien und Bulgarien. Die Dörfer arbeiten heute in einem Netzwerk zusammen und treffen sich jährlich.

Mehr über die Europäischen Storchendörfer

 

Rückfragen:

Stiftung Europäisches Naturerbe (EuroNatur)

Konstanzer Straße 22

78315 Radolfzell

Tel.: 07732 - 92 72 10

Fax: 07732 - 92 72 22

E-Mail: info(at)euronatur.org

Internet: www.euronatur.org

Ansprechpartner: Dr. Martin Schneider-Jacoby

Pressekontakt: Katharina Grund

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