Die etwas andere Balkanroute

Ein Kajak wird von sechs Polizisten bewacht

Gut bewachtes Kajak bei der Protestveranstaltung in Tirana

© Andrew Burr

Balkan Rivers Tour gegen Staudammflut beendet ++ Kajakfahrer befuhren 23 Flüsse in 6 Ländern ++ Foto-Highlights der Tour

 

Gemeinsame Presseinformation von EuroNatur und Riverwatch vom 31. Mai 2016

 

Radolfzell, Wien, Ljublana. 23 Flüsse, sechs Länder, 390 Flusskilometer: Am Freitag, dem 20. Mai endete in der albanischen Hauptstadt Tirana eine einzigartige Aktion - die Balkan Rivers Tour. 35 Tage lang befuhren Kajakfahrer aus ganz Europa die schönsten und am stärksten bedrohten Flüsse des Balkans, um auf die drohende Staudammflut auf der Halbinsel aufmerksam zu machen. Insgesamt beteiligten sich über 500 Paddler aus 18 Nationen an der Aktion. Angeführt von Rok Rozman, slowenischer Olympionike und Initiator der Tour, legten sie dabei rund 400 Kilometer auf dem Wasserweg zurück. Weitere 1550 Personen nahmen an den Veranstaltungen der Tour teil.

Das große Finale der Tour fand an der „Königin des Balkans“ statt: der Vjosa in Albanien, dem letzten großen Wildfluss Europas außerhalb Russlands. Begleitet von hunderten Menschen hinterließ Rozman bei der Abschlussveranstaltung in Tirana sein Kajak vor dem Amtssitz des albanischen Premierministers Edi Rama. Auf dem Boot hatten über 1.000 Personen unterschrieben, die damit  gegen die Staudammpläne an der Vjosa protestierten. Stattdessen fordern sie, dass die gesamte Vjosa zum Nationalpark erklärt wird. Das wäre der erste Wildfluss-Nationalpark Europas.

„Diese Tour war für mich und das Balkan Rivers Tour Team die intensivste, aber mit Sicherheit auch die beste Zeit unseres bisherigen Lebens! Es war inspirierend wie unglaublich stark wir dabei von der lokalen Bevölkerung, von Anglern, Naturschützern und selbst Politikern unterstützt wurden. Zusammen werden wir diese Flüsse retten“, so Rok Rozman bei seiner Rückkehr in Slowenien.

Die Tour folgte einer ganz besonderen Balkanroute: einer Route, die auf atemberaubenden Flusslandschaften von Slowenien über Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien bis nach Albanien führte. Insgesamt wurden dabei 23 Flüsse befahren, allesamt durch Kraftwerksprojekte bedroht. In der gesamten Region zwischen Slowenien und Albanien existieren Pläne für 2.700 Wasserkraftwerke.

„Auf dem Balkan schlägt das blaue Herz Europas. Doch diesem Herz droht der Infarkt. Wir werden alles versuchen, diesen Wahnsinn zu stoppen. Die Aktion der Kajakfahrer war eine enorme Unterstützung für unsere Initiative“ so Ulrich Eichelmann, Koordinator der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ bei Riverwatch.

„Die Wildflüsse auf dem Balkan sind die Kronjuwelen in der europäischen Naturschatzkiste. Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbare Vielzahl und Vielfalt natürlicher und unzerstörter Flusslandschaften. Diese einzigartigen Naturschätze sollen nun klammheimlich kurzfristigen Profitinteressen geopfert werden. Das müssen wir unbedingt verhindern“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur.

 

Hintergrundinformationen:
 

  • Auf der Balkan Rivers Tour wurden folgende 23 Flüsse befahren: Sava Bohinjka, Sava Dolinka, Save, Soča, Koritnica und Učja (Slowenien), Zrmanja (Kroatien), Unac, Una, Sana, Neretva und Buna  (Bosnien-Herzegowina), Morača und Tara (Montenegro), Radika, Tresonechka Reka und Mala Reka (Mazedonien), Valbona, Osum, Langarica, Drino, Bence, und Vjosa (Albanien)
  • Die Kajakfahrer, die die Tour zumindest abschnittsweise begleiteten, kamen aus 18 Ländern: Slowenien, Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Kroatien, Montenegro, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Niederlande, Albanien, Finnland, Norwegen, Großbritannien, Griechenland, Spanien, Argentinien und USA.
  • Videoclips zur Tour finden Sie HIER
  • Die Balkan Rivers Tour fand im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ statt, die von EuroNatur und Riverwatch ins Leben gerufen wurde, um die Balkanflüsse vor der drohenden Zerstörung durch den Ausbau der Wasserkraft zu schützen. Die Tour selbst war eine gemeinsame Initiative von EuroNatur, Riverwatch, WWF Adria und dem Leeway Collective und wurde von Patagonia, der Mava-Stiftung und der Manfred-Hermsen-Stiftung gefördert.

 

Interviewpartner und Rückfragen:
 
Theresa Schiller (EuroNatur), theresa.schiller(at)euronatur.org,  +49 (0)7732-9272-12
(Pressekontakt: Katharina Grund, katharina.grund(at)euronatur.org +49 (0) 7732-9272-10)
Rok Rozman (Leeway Collective), rok(at)leeway-collective.org,   +386 51 421 303
Ulrich Eichelmann (Riverwatch), ulrich.eichelmann(at)riverwatch.eu, +43 676 662 1512

 

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Griechischer Fluss Aoos samt Nebenflüssen steht unter Schutz

Mit der Ausweisung eines Teils des Einzugsgebiets des grenzüberschreitenden Flusses Aoos in Griechenland (Quellfluss der Vjosa) als…

Meilenstein für den Schutz von Europas Wäldern auf EU-Ebene

Das EU-Gesetz zum Waldmonitoring zielt auf gemeinsame Standards zur systematischen Datenerhebung ab. Diese Vorgehensweise deckt sich mit der Haltung…

Noch viel Luft nach oben bei Westbalkanstaaten

Insbesondere im Naturschutz haben alle Westbalkan-Staaten noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie Mitglied der EU werden wollen. Jährlich legt die…

EuroNatur-Preis 2023: Zeichen für den Flussschutz in Polen

++ Polnisches Bündnis zum Schutz der Flüsse hat den EuroNatur-Preis erhalten ++ Oder-Ausbau muss gestoppt werden ++ Optimismus nach polnischer…

EuroNatur-Preis für polnisches Flussschutz-Bündnis

++ Diesjähriger EuroNatur-Preis geht an polnisches Bündnis zum Schutz der Flüsse ++ Ehrung auch als politisches Signal für mehr Naturschutz in Polen…

Wilde Mülldeponien verursachen Konflikte mit Bären

Wilde Mülldeponien in der Nähe von Siedlungen sind nicht nur ein Problem für die Böden und die Umwelt. Braunbären werden hiervon häufig angelockt; als…

Gesetz zur Revitalisierung der Oder stoppen

Geplante Vorhaben werden verheerende Folgen für die Oder und die umliegenden Gebiete haben. In 51 Projekten sollen Flüsse ausgebaut und künstliche…

Mega-Staudamm Skavica: Albanisches Gericht prüft Sondergesetz für US-Bauunternehmen Bechtel

++ Verfassungsbeschwerde von NGOs zur Verhandlung zugelassen ++ Erster Meilenstein im Kampf gegen einen der größten Stauseen Europas ++ Tausende von…

Gegenwind für albanischen Flughafen wird stärker

++ Berner Konvention fordert Albanien auf, den Flughafenbau nahe der Narta-Lagune zu stoppen ++ Großprojekt im Vjosa-Delta gefährdet tausende Zugvögel…