Flussausbau in Kroatien gefährdet den EU-Beitritt

Einer der Leid tragenden: Wenn Kroatien seine Flüsse ausbaut, verliert der Eisvogel wertvollen Lebensraum.

© Bruno Dittrich

2. Februar ist Weltfeuchtgebietstag „Wälder für Wasser und Feuchtgebiete“

 
Radolfzell.   Strandurlaub und stahlblaue Adria: Das sind die Bilder, mit denen die meisten Menschen Kroatien verknüpfen. Kaum einer weiß, dass das Hinterland die größten Auwälder Europas birgt. „Hier können wir heute noch Auwälder erleben, wie sie vor 100 Jahren in Deutschland an Rhein oder Donau zu finden waren. Die Flusslandschaft der Drau ist so etwas wie der Amazonas Kroatiens“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur. Drau, Donau, Mur, Neretva und Save sind die letzten Flüsse in Europa, die heute noch ausgedehnte Flusslandschaften zu bieten haben, wie sie früher für Mitteleuropa typisch waren. Alle diese Flüsse fließen durch Kroatien.

Und alle diese Flüsse werden derzeit reguliert. Kurz vor dem geplanten EU-Beitritt des Landes arbeitet die kroatische Wasserwirtschaft mit Hochdruck daran, sich Aufträge für die Regulierung und den Ausbau von Save, Drau, Donau, Mur und Neretva zu sichern. Damit werden einmalige Naturlandschaften in Europa zerstört. Die Aktivitäten stehen in krassem Gegensatz dazu, dass das kroatische Parlament bereits vor zwei Jahren alle Auwälder für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 angemeldet hat. Ohne diesen Schritt hätte das Land mit seiner Bewerbung für den Beitritt zur Europäischen Union keine Chance gehabt. Jetzt, wo der EU-Beitritt kurz bevor steht, macht die Staatsfirma „Kroatische Wasserwirtschaft“ (Hrvatkse Vode) mit ihren ständigen Eingriffen und riesigen Ausbauplänen diese Zusagen zur Farce.

EuroNatur kritisiert die Aktivitäten der kroatischen Wasserwirtschaft aufs Schärfste. „Mit der laufenden Zerstörung seiner Flusslandschaften hintergeht Kroatien systematisch den Beitrittsprozess“, so Schwaderer. Pünktlich zum diesjährigen Weltfeuchtgebietstag mit dem Motto „Wälder für Wasser und Feuchtgebiete“ am 2. Februar wird EuroNatur gemeinsam mit dem WWF Österreich und fünf kroatischen Naturschutzverbänden eine Beschwerde bei der EU-Delegation in Zagreb vorbringen. „In einer gemeinsamen Stellungnahme werden wir aufzeigen, dass Kroatien das europäische Recht nicht umgesetzt hat. Der wichtigste Beitrag Kroatiens bei seinem EU-Beitritt muss der uneingeschränkte Schutz der größten europäischen Auwälder und ihrer Flüsse sein“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby.


Hintergrundinformationen:


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78315 Radolfzell
Tel.: 07732 - 92 72 10
Fax: 07732 - 92 72 22
E-Mail: info@euronatur.org
Internet: www.euronatur.org
Ansprechpartner: Dr. Martin Schneider-Jacoby
Pressekontakt: Katharina Grund

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