Größter Nationalpark Mazedoniens durch Staudamm bedroht

Luchs im Wald

Durch den Staudamm ist sein Lebensraum bedroht: Der Mavrovo-Nationalpark gilt als ein Kernverbreitungsgebiet des Balkanluchses.

© Jörg Pukownik

 

EuroNatur: Mazedonische Regierung muss Projekt stoppen!

Presseinformation vom 14. Dezember 2011

 

Radolfzell.   Mitten im zweitältesten und größten Nationalpark Mazedoniens will die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (engl.: EBRD) den Bau eines großen Staudamms zur Stromgewinnung fördern. Der Mavrovo-Nationalpark ist durch das Projekt „Boskov Most“ massiv bedroht. Die internationale Naturschutzstiftung EuroNatur fordert die EBRD deshalb auf, ihre Darlehenszusage an den mazedonischen Stromerzeuger ELEM für das Wasserkraftwerk im Nationalpark zurückzunehmen. „Große Infrastrukturmaßnahmen wie Boskov Most führen den Nationalpark ad absurdum. Mazedonien strebt zwar den Beitritt zur Europäischen Union an. Parallel wird das europäische Naturschutzrecht durch die Genehmigung derartiger Projekte aber mit Füßen getreten. Die durch das Staudamm-Projekt verursachten Eingriffe in das Schutzgebiet sind keinesfalls mit dem Status als Emerald-Schutzgebiet und künftigem Teil des Natura-2000-Netzwerks vereinbar“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. Gemeinsam mit einer Koalition aus sechs mazedonischen Nicht-Regierungsorganisationen ruft EuroNatur die mazedonische Regierung auf, das naturzerstörerische Projekt zu stoppen.

Die Zeit drängt, denn nach Aussagen von ELEM sollen bereits im April 2012 die ersten Bagger rollen. ELEM hat mit der EBRD im November 2011 einen Vertrag über ein Darlehen zur Finanzierung des Projekts unterzeichnet. Die Planung sieht vor, im südlichen Teil des 73.100 Hektar großen Nationalparks ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von bis zu 70 Megawatt zu bauen. Nach eigenen Aussagen will die EBRD für das Projekt „Boskov Most“ ein Darlehen in Höhe von 65 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Der Staudamm soll 33 Meter hoch werden.

„Nach EuroNatur vorliegenden Informationen ist die Umweltverträglichkeitsprüfung zum Bau des Staudamms fachlich angreifbar. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum sich die EBRD mit  derart fragwürdigen Ergebnissen zufrieden gibt“, sagt Gabriel Schwaderer. Neben der Tatsache, dass der Staudamm mitten im Schutzgebiet entstehen soll, wurden zum Beispiel  die Auswirkungen auf die letzte derzeit bekannte, stabile Population des Balkanluchses nicht ausreichend untersucht. Der Balkanluchs ist eine vom Aussterben bedrohte Unterart des Eurasischen Luchses. Eine Schädigung des Balkanluchs-Vorkommens im Mavrovo-Nationalpark könnte zum Aussterben der Unterart führen. Nach Auffassung von EuroNatur sind die vorgebrachten Argumente der Koalition aus sechs mazedonischen Nicht-Regierungs-Organisationen, die sich für die Erhaltung des Mavrovo-Nationalparks einsetzt, bisher weder von der mazedonischen Regierung noch von der EBRD ausreichend beachtet worden. 

Die Menschen in der Nationalparkregion werden von dem Projekt jedenfalls nicht profitieren. Ganz im Gegensatz zu „Boskov Most“ würden andere Entwicklungspfade wie die Vermarktung lokaler Produkte und die Förderung eines nachhaltigen Naturtourismus Beschäftigung bringen und das derzeit noch positive Image des Mavrovo-Nationalparks weiter fördern.


Hintergrundinfos:

  • EBRD steht für “European Bank for Reconstruction and Development”. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (deutsch: EBWE) ist vor allem unter dieser Abkürzung bekannt. 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:


EuroNatur
Konstanzer Straße 22
78315 Radolfzell
Tel.: 07732 - 92 72 10
Fax: 07732 - 92 72 22
E-Mail: info@euronatur.org
Internet: www.euronatur.org
Pressekontakt: Katharina Grund
Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer

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