Rasante Urwald-Vernichtung in Rumänien

Noch unberührter Buchenurwald im Fagarasch-Gebirge.

© © Matthias Schickhofer

Aktuell werden im Fagarasch-Gebirge bis zu 6000 Jahre alte Urwälder schonungslos abgeholzt.

© Matthias Schickhofer

Aktuelle Fälle im Strambei-Tal und im Sinca-Urwald im Făgăraș-Gebirge

Verstoß gegen geltendes Recht in Rumänien und gegen EU-Recht

Radolfzell. Obwohl alle Urwälder in Rumänien seit 2008 unter strengem gesetzlichen Schutz stehen, geht die Urwald-Vernichtung weiter. Der aktuell entdeckte Fall im Făgăraș-Gebirge ist besonders gravierend, da die Holzeinschläge in Bereichen stattfinden, die den rumänischen Behörden seit dem Jahr 2005 als Urwaldgebiete bekannt sind: im Sinca-Urwald sowie im benachbarten Strambei-Tal.

Ein Teil des Sinca-Urwalds wurde von der rumänischen Regierung im Februar 2016 als Welt-Naturerbe nominiert und ist damit Teil einer europaweiten Nominierung von Buchen-Urwäldern als UNESCO-Welterbe der Menschheit. Der aktuelle Holzeinschlag im Sinca-Urwald verstößt damit nicht nur gegen geltendes Recht in Rumänien, sondern rückt auch die sehr begrüßenswerte Nominierung des Sinca-Urwalds als Weltnaturerbe in ein schlechtes Licht.  Zudem gelten für die Anerkennung als Weltnaturerbe strenge Vorgaben, die auch Eingriffe in den umgebenden Gebieten und Pufferzonen streng reglementieren.  

Nach Einschätzung der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur stellen die Einschläge zudem einen schwerwiegenden Verstoß gegen geltendes EU-Naturschutzrecht dar: Beide Gebiete gehören zum FFH-Gebiet Făgăraș, dessen Ziel auch die Erhaltung natürlicher Waldgesellschaften ist. EuroNatur fordert die rumänische Regierung auf, unverzüglich für eine Sicherung aller Urwälder in Rumänien zu sorgen und damit den nationalen und europäischen gesetzlichen Vorgaben nachzukommen. Alleine im Făgăraș-Gebirge stehen einige tausend Hektar einzigartiger Urwälder auf dem Spiel.

„Die immer weiter voranschreitende Urwald-Vernichtung in Rumänien ist bereits seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt. Die rumänische Übergangsregierung unter Premierminister Dacian Ciolos muss nun rasch und entschieden handeln, um diesen Missstand zu beenden“, fordert Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der EuroNatur Stiftung.  „Ein Moratorium für jeglichen Holzeinschlag in allen Urwald-Verdachtsflächen ist dringend erforderlich. Anderenfalls ist zu befürchten, dass das einmalige Naturerbe Rumäniens in wenigen Jahren vernichtet ist.“ Im Zusammenhang mit dem Schutz der Urwälder Rumäniens gibt es viele Ungereimtheiten. „Es ist völlig unverständlich, warum nur ein Teil der Urwaldflächen im Sinca-Strambei-Gebiet für die Nominierung als Weltnaturerbe vorgeschlagen wurde. Konsequent wäre es gewesen, den gesamten Urwaldkomplex als Welterbe der Menschheit zu sichern“, sagt Gabriel Schwaderer.

Entdeckt hat die schwerwiegenden Eingriffe in das europäische Naturerbe der Urwald-Fotograf und EuroNatur-Partner Matthias Schickhofer. Für eine Foto-Recherche über die schönsten Urwälder Europas war er über das Pfingstwochenende in den Gebieten unterwegs. Folgende Koordinaten der Holzeinschläge hat uns Matthias Schickhofer übermittelt:   

  • Holzeinschlag unmittelbar neben dem geplanten UNESCO-Welterbegebiet: 45.659921, 25.168471
  • Hier befindet sich der Sinca-Urwald, der als UNESCO-Gebiet vorgeschlagen ist: 45.665514, 25.166808
  • Holzeinschlag im benachbarten Strambei-Tal: 45.666234, 25.125813
  • Urwald im westlichen Strambei-Tal: 45.660670, 25.126382




Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10,
Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: katharina.grund@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org,
Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Mega-Staudamm Skavica: Albanisches Gericht prüft Sondergesetz für US-Bauunternehmen Bechtel

++ Verfassungsbeschwerde von NGOs zur Verhandlung zugelassen ++ Erster Meilenstein im Kampf gegen einen der größten Stauseen Europas ++ Tausende von…

Gegenwind für albanischen Flughafen wird stärker

++ Berner Konvention fordert Albanien auf, den Flughafenbau nahe der Narta-Lagune zu stoppen ++ Großprojekt im Vjosa-Delta gefährdet tausende Zugvögel…

EU-Kommission nimmt den Wolf ins Visier

Ursula von der Leyen warnt vor angeblich „gefährlichen Wölfen“ – Naturschutzorganisationen kritisieren irreführende Aussagen und unseriöse…

Rumänische Urwälder: EuroNatur fordert Abholzungsmoratorium

+++ Offener Brief an Kommissar Sinkevičius fordert Moratorium für Holzeinschlag in Schutzgebieten, um Zerstörung der rumänischen Wälder zu stoppen +++…

Umstrittener Flughafenbau in albanischem Schutzgebiet wirft Schatten bis München

++ Betreiberfirma Munich Airport International (MAI) steht in Verbindung mit illegalem Flughafen Vlora ++ Bau entsteht in Schutzgebiet mit besonderer…

Schwimmen für die Mönchsrobbe

Die kroatische Freiwasserschwimmerin Dina Levačić ist in der Adria im potentiellen Mönchsrobbenrevier geschwommen. Mit der Aktion wollte sie auf die…

Wolfnachwuchs im Schwarzwald bestätigt

++ Fotofallenbild aus der Gemeinde Schluchsee liefert Nachweis für Nachwuchs ++ Erstes Wolfsrudel seit über 150 Jahren in Baden-Württemberg ++

Maßnahmen an der Oder völlig unzureichend – Klage gegen Landesregierung

Ein Bündnis aus sieben Umweltverbänden hat Klage beim Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg gegen den Bewirtschaftungsplan Oder und das…

Storchendorftreffen im polnischen Tykocin

Es war ein Jubiläum in feierlichem Zeremoniell: Zum 20. Mal kamen Vertreter der Europäischen Storchendörfer zusammen, zum ersten Mal in der polnischen…