Schlechte Saison für Störche

++ Nur wenige flügge Jungen in Europas Storchendörfern ++ Wetterextreme machen Weißstörchen zu schaffen ++ Erhalt von Feuchtgrünland bedeutet Klima- und Artenschutz ++

Storchennest auf Kamin mit einem erwachsenen Storch und drei Jungstörchen

Altvogel mit drei jungen Störchen im Nest in Rühstädt. Im dritten Jahr in Folge war es im brandenburgischen Storchendorf zu trocken.

© Oliver Krause

Ungewöhnlicher Anblick: Weißstorch auf verschneitem Nest in Bulgarien. Die Gefahr, dass Eier und Küken bei späten Wintereinbrüchen erfrieren, ist hoch. Dennoch war die Brutsaison im bulgarischen Storchendorf Belozem erfolgreich, auch weil die Altvögel im Sommer genügend Futter aus den angrenzenden Wiesen herbeischaffen konnten.

© Green Balkans

Radolfzell, Europäische Storchendörfer. Die Brutsaison 2020 in Europas Storchendörfern war unbefriedigend. Die diesjährige Zählung von Brutpaaren und flüggen Küken bestätigte in manchen Dörfern die Stagnation der Bestände. Vielerorts war es die schlechteste Brutsaison seit vielen Jahren. So etwa auch im 1996 von der Naturschutzstiftung EuroNatur ausgezeichneten Storchendorf Rühstädt in Brandenburg. 26 Paare der großen Schreitvögel starteten in diesem Jahr einen Brutversuch auf den Dächern Rühstädts; insgesamt wurden lediglich 26 Küken großgezogen.

„Dies ist ein schlechter Wert. Um den Bestand langfristig stabil zu halten, sollten mindestens zwei Jungvögel pro Paar und Saison erfolgreich aufwachsen“, sagt Ilka Beermann. Sie koordiniert bei EuroNatur die Initiative der Europäischen Storchendörfer. Populationserhaltende Bruten gelangen in diesem Jahr nur in wenigen Storchendörfern, etwa in der bulgarischen Adebar-Kommune Belozem. Die Gründe sind regional unterschiedlich. Ein später Wintereinbruch auf dem Balkan in diesem Frühjahr sorgte dafür, dass die Störche der östlichen Zugroute am Bosporus festhingen. „Eine verzögerte Ankunft im Brutgebiet und somit auch ein verspäteter Start ins Brutgeschäft haben zur Folge, dass insgesamt weniger Zeit für das Brüten und die Aufzucht der jungen Störche zur Verfügung steht“, so Beermann.

Generell spielen für den Bruterfolg der Weißstörche die Wetterbedingungen eine entscheidende Rolle. Diese sind in Zeiten der Klimakrise aber immer unbeständiger. Während der ungewöhnlich nasse Frühling im spanischen Storchendorf Malpartida de Cáceres für hohe Verluste unter den Jungstörchen sorgte, war es im brandenburgischen Rühstädt im dritten Jahr in Folge zu warm und trocken; viele Küken sind in den Nestern verhungert.

„Die Weißstörche leiden unter den Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise, die sich in den nächsten Jahren vermutlich noch verschlimmern werden“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. „Umso wichtiger ist es, die Lebensräume dieser faszinierenden Vögel zu schützen. Der Erhalt und die Renaturierung von feuchten Wiesen und Weiden helfen den Störchen unmittelbar und wirken sich auch positiv auf das Klima aus“, so Schwaderer weiter.


Hintergrundinformationen:

  • Die Naturschutzstiftung EuroNatur engagiert sich seit ihrer Gründung für den Schutz der europäischen Zugvögel. Der geografische Schwerpunkt liegt auf der Adria-Zugroute, die quer über den Balkan, die Adria und Süditalien bis nach Nordafrika führt. Einen Kurzfilm zum Vogelzug über die östliche Adria finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=arJenBAVr10
  • Seit 1994 zeichnet EuroNatur Dörfer oder Gemeinden, die sich besonders für den Storchenschutz engagieren, mit dem Titel „Europäisches Storchendorf“ aus. Die 15 Ortschaften werden durch die Auszeichnung als besonderes Kultur- und Naturerbe international bekannt. Mehr Informationen zur Initiative sowie die aktuellen Brutzahlen fast aller Dörfer finden Sie hier: https://www.storkvillages.net/
  • Dieses Video aus Rühstädt zeigt die Beringung von Jungstörchen im Nest Anfang Juli dieses Jahres: https://www.youtube.com/watch?v=NAM2KnIsCtk&feature=youtu.be


Rückfragen: Christian Stielow, E-Mail: christian.stielow(at)euronatur.org; +49 7732 92 72 15

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