Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen umstrittenen Flughafenbau ++ Gerichtsentscheid lässt Zweifel an Unabhängigkeit der albanischen Justiz im Fall Vlora-Flughafen aufkommen ++

Vogelschützer organisieren Protest

Am Samstag, 28. Januar protestierten Naturschützerinnen und Vogelfreunde lautstark, aber friedlich gegen den geplanten Flughafenbau.

© PPNEA
Mensch pflanzt kleines Bäumchen

Verbunden war der Protest mit einer Baumpflanzaktion im Schutzgebiet am Rande der Baustelle.

© PPNEA
Baustelle Vlora-Flughafen

Ungeachtet aller Proteste schreiten die Bauarbeiten in der Narta-Lagune voran.

© Gabriel Schwaderer

Radolfzell, Vlora. Anlässlich des heutigen Weltfeuchtgebietstages macht die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur auf die geplante Zerstörung eines bedeutenden Zugvogelgebiets an der Adria aufmerksam. Nahe der albanischen Küstenstadt Vlora soll ein internationaler Flughafen entstehen – mitten im Vogelparadies der Narta-Lagune, wo der Wildfluss Vjosa in die Adria mündet.

Gegen dieses Vorhaben haben unsere albanischen Partnerorganisationen PPNEA und AOS mit unserer Unterstützung Ende November 2022 eine Klage eingereicht. Diese wurde vom albanischen Verfassungsgericht als unzulässig eingestuft mit der Begründung, dass NGOs als Kläger überhaupt nicht befugt seien, das UVP-Verfahren (Umweltverträglichkeitsprüfung) sowie die Baugenehmigung anzufechten. „Nicht nur die Entscheidung selbst, sondern vor allem das Verfahren stimmen nachdenklich, ob die albanische Justiz in diesem Fall wirklich unabhängig agiert“, sagt Annette Spangenberg. Sie leitet den Bereich Naturschutz bei EuroNatur.

Auch bei der lokalen Bevölkerung stößt der Flughafenbau auf Widerstand. Am Samstag, 28. Januar protestierten zahlreiche albanische Bürgerinnen und Naturschützer gegen das naturzerstörerische Vorhaben der albanischen Behörden. Zudem weisen sowohl die EU-Kommission als auch der Ständige Ausschuss der Berner Konvention – eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen Europas – Albanien explizit darauf hin, dass die Narta-Lagune geschützt werden soll. „Dies zeigt, dass dieser Naturschatz nicht nur uns, sondern ganz Europa gehört und dass ausländische Regierungen mehr für den Schutz der Narta-Lagune tun als unsere Regierungsverantwortlichen“, sagt Zydjon Vorpsi von PPNEA.


Hintergrundinformationen:

  • Weltfeuchtgebietstag 2023: Der World Wetlands Day wird jedes Jahr am 2. Februar gefeiert. In diesem Jahr steht er unter dem Aufruf „Revive and restore degraded wetlands“ https://www.worldwetlandsday.org
  • Narta-Lagune: Die Narta-Lagune ist der zweitwichtigste Lebensraum für Wasservögel in Albanien. Das 42 km² große Feuchtgebiet spielt eine zentrale Rolle für den Vogelzug entlang der Adriaküste und ist ein bedeutender Nahrungsplatz für die bedrohten Krauskopfpelikane. Die Vjosa, einer der letzten großen, unverbauten Wildflüsse Europas mündet hier an einem weitestgehend unberührten Küstenstreifen in die Adria.
  • Vlora-Flughafen: Nach Angaben der Regierung in Tirana sollen im Zusammenhang mit dem Flughafenbau rund 27.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Außerdem wird der Flughafen als großer Impuls für den Tourismus gepriesen. Doch seine Lage in der Vjosa-Narta-Lagune – inmitten der Flugroute zahlreicher Zugvögel – sorgt bei Naturschützerinnen und Ornithologen für Empörung. Am 6. und 7. Februar findet in Tirana eine Konferenz zum Flughafenbau statt, deren Ziel es ist, die Bedeutung des Schutzgebiets Vjosa-Narta-Lagune für den Naturschutz in Albanien hervorzuheben und über die aktuelle Rechtslage zu informieren. Neben albanischen und internationalen Naturschutzorganisationen diskutieren auch eine EU-Delegation und mehrere Botschafterinnen und Botschafter über das umstrittene Infrastrukturprojekt.

Rückfragen:
Christian Stielow, christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 – 92 72 15

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