Ein Netzwerk für Meister Adebar

Vom 16.-20. Mai 2017 tagt im griechischen Poros die 14. Konferenz der Europäischen Storchendörfer ++ Auch Störche werden bei ihrem Zug über das Mittelmeer Opfer illegaler Vogeljagd

Auf feuchten Wiesen und Weiden finden Weißstörche noch ausreichend Nahrung.

© Bruno Dittrich

Gemeinsam aktiv für den Storchenschutz: die Teilnehmer der 14. Storchendorfkonferenz

© EuroNatur

Radolfzell. Vom 16.-20. Mai 2017 ist die griechische Gemeinde Poros Gastgeber für das 14. Treffen der Europäischen Storchendörfer. An die fünfzig Vertreter fast aller Adebar-Kommunen sowie internationale Naturschutzexperten kommen hier zusammen und entwickeln in den vier Tagen Maßnahmen, mit denen sie den Storchenschutz in Europa weiter entwickeln wollen.

Seit 1994 zeichnet die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur europäische Gemeinden aus, die sich um den Storchenschutz besonders verdient gemacht haben. Mittlerweile umfasst das Netzwerk 15 Dörfer. Die begehrte Auszeichnung erhielt zuletzt die griechische Gemeinde Poros. Der Ort liegt am Rand des Evros-Deltas an der griechisch-türkischen Grenze. Die Feuchtwiesen, Lagunen und Reisfelder in den Überschwemmungsbereichen des Evros bieten den Weißstörchen einen reich gedeckten Tisch. Nicht umsonst gehört die Region zu den wichtigsten Brutgebieten des Weißstorches in Griechenland. Rund 200 Quadratkilometer des Deltas sind als Nationalpark geschützt.

Ähnlich paradiesische Zustände finden die Störche auch im kroatischen Čigoć vor, dem ersten von EuroNatur ausgezeichneten Storchendorf. Die ausgedehnten Save-Auen um das Dorf beherbergen eine der größten Weißstorchkolonien Europas. Hier haben Biologen am 16. Juni 2016 das Storchenmännchen Tesla mit einem GPS-Sender versehen; seitdem ließ sich sein Zugweg genau nachverfolgen. Im letzten Herbst zog das Storchenmännchen über den Bosporus und die Levante nach Afrika. Hier verbrachte es den Winter, ehe Tesla in diesem Frühjahr wieder gen kroatische Heimat aufbrach. In den Morgenstunden des 11. April fand seine Reise jedoch ein jähes Ende. Libanesische Vogeljäger erlegten den Weißstorch – leider kein Einzelfall: Über dem östlichen Mittelmeer werden die gefiederten Segelflieger jedes Jahr gnadenlos abgeschossen.

Jagddruck auf seinem Zugweg, Lebensraumverlust in den Brutgebieten: Meister Adebar steht unter Druck. Umso wichtiger ist ein starkes Netzwerk wie das der Europäischen Storchendörfer: „Poros als jüngstes Mitglied in der Storchendorfgemeinde hat sich vorbildlich in die Gemeinschaft integriert und inspiriert mit seinem Engagement auch die anderen Storchendörfer“, sagt Dr. Stefan Ferger, Vogelexperte und Projektleiter von EuroNatur. Der Wissensaustausch bei dem diesjährigen Treffen in Poros soll dazu beitragen, erfolgreiche Strategien einzelner Gemeinden auf andere Kommunen zu übertragen. Dabei geht es etwa um die Bereitstellung von Unterlagen für den Horstbau sowie den sicheren Umbau von Strommasten und -leitungen – noch immer eine häufige Todesursache für Großvögel wie den Storch.  

Essentiell beim Storchenschutz ist die Erhaltung und Wiederherstellung extensiv genutzter Wiesen und Weiden. „Trotz positiver Entwicklungen in einigen Regionen ist der Weißstorch in Europa nach wie vor durch die rasante Veränderung in der Landbewirtschaftung bedroht. Jeden Tag verschwinden in Europa mehrere Hundert Hektar artenreicher Wiesen und Weiden“, mahnt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. Um diesem Trend entgegen zu wirken, fungiert die Initiative der Europäischen Storchendörfer als Leuchtturmprojekt zum Schutz dieses artenreichen Lebensraumes.

 

Hintergrundinformationen:

• Europäische Storchendörfer: Seit 1994 zeichnet EuroNatur Gemeinden als „Europäisches Storchendorf“ aus, in denen viele Störche leben und die sich besonders für den Storchenschutz einsetzen. Das jüngste Mitglied des Netzwerks, das griechische Dorf Poros, wurde am 11. Juni 2016 ausgezeichnet. In Deutschland ist das im Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe Brandenburg“ gelegene Dorf Rühstädt seit 1996 Teil des Netzwerks. Jedes Jahr treffen sich Vertreter der Storchendörfer in einer der Gemeinden, um sich über Schutzmaßnahmen für die Weißstörche auszutauschen. Die Teilnehmer der Storchendorfkonferenz haben eine gemeinsame Resolution (pdf, 280 KB) zum Schutz von Meister Adebar verfasst.

• Obwohl die Vogeljagd im Libanon offiziell verboten ist, werden jedes Jahr über 2,6 Millionen Zugvögel  über dem Libanon abgeschossen, darunter viele Weißstörche. Um das bestehende Recht endlich konsequent durchzusetzen, startete „SOS Tesla - Save White Storks“ eine an den libanesischen Präsidenten und seinen Umweltminister gerichtete Petition.

Rückfragen:
EuroNatur, Westendstraße 3, 78315 Radolfzell, Tel.: +49 (0)7732 - 92 72 0, Fax: +49 (0)7732 - 92 72 22, E-Mail: info(at)euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartner: Dr. Stefan Ferger, Pressekontakt: Christian Stielow, Tel: +49 (0)7732 - 92 72 15, christian.stielow(at)euronatur.org

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Leichtes Aufatmen bei den Krausköpfen

Die Krauskopfpelikane am Skutari-See sind erfolgreich am Brüten. Das ist umso erfreulicher, weil die Brutsaison im vergangenen Jahr desaströs verlief.

Mit Bären leben lernen

Konflikten zwischen Mensch und Wildtieren vorbeugen

Rumänische Wälder und Natura-2000-Gebiete brauchen dringend Schutz

Ein aktueller Bericht von EuroNatur und Agent Green liefert neue Erkenntnisse zu Fällungen in Rumäniens Schutzgebieten. Die Naturschutzorganisationen…

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…