Gefährliche Reise ins Winterquartier

Die Vogeljagd auf dem Balkan droht auch die Bestände der in Deutschland brütenden Uferschnepfe auszubluten.

© Jürgen Schneider

EuroNatur fordert verbesserten Schutz für Zugvögel auf dem Balkan

 

Presseinformation vom 16. August 2016


Radolfzell.  Der Vogelzug hat wieder begonnen. Die ersten Fernreisenden der Vogelwelt haben sich schon Ende Juli auf den Weg in südlichere Gefilde gemacht. Den Anfang haben die Mauersegler gemacht, aber auch Bekassinen und Weißstörche sind schon unterwegs. Millionen von Zugvögeln ziehen auf der sogenannten Adria-Zugroute von Mittel-, Nord- und Osteuropa oder Sibirien über die Adria in Richtung Afrika. Doch viele Tiere kommen in ihren Winterquartieren nie an. „Für weit mehr als zwei Millionen von Zugvögeln wird die östliche Adria jedes Jahr zur Todesfalle. In den Feuchtgebieten an der Küste und im Hinterland sammeln sich Scharen von Vogeljägern und schießen auf alles, was ihnen vor die Flinte kommt. Damit drohen auch in Deutschland Arten wie die Knäkente zu verschwinden, denn die Abschüsse auf dem Zugweg über die Balkanhalbinsel bluten ihre Bestände aus“, warnt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur.
 
Zwar hat sich in den vergangenen Jahren – zumindest auf dem Papier – einiges zum Positiven gewandelt. In den meisten Ländern entlang der Adria-Zugroute haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen inzwischen verbessert und europäischen Standards angenähert. Doch mit der Umsetzung der gesetzlichen Verbesserungen sieht es nach wie vor düster aus. Nicht einmal in den Schutzgebieten sind die Vögel in Sicherheit. Zudem werden Arten ungeachtet ihres Schutzstatus und außerhalb der Jagdzeiten in Massen abgeschossen. Geahndet werden diese Verstöße nur in den seltensten Fällen.

„Wir fordern eine stärkere Überwachung sowie eine konsequentere juristische Verfolgung von Rechtsverletzungen. Nur so können wir die Zugvögel besser schützen“, sagt Gabriel Schwaderer. Anlass zur Hoffnung hinsichtlich einer Verbesserung der Situation gibt es in Albanien – bislang ein wahres Bermudadreieck für Zugvögel. Im Juni 2016 traf das albanische Parlament eine wegweisende Entscheidung: Der seit 2014 geltende, landesweite Jagdbann wurde um fünf Jahre verlängert. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Regierung nicht nur einen sinnvollen Aktionsplan erstellt, sondern auch für dessen Umsetzung sorgt. Fünf Jahre Jagdbann verschaffen hier wertvolle Zeit“, sagt Gabriel Schwaderer.


Hintergrundinformationen:

Mehr zum Thema Vogeljagd auf dem Balkan

 


Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartner: Gabriel Schwaderer, Pressekontakt: Katharina Grund
 

 

 

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Rumäniens Urwälder verschwinden – EU-Kommission muss eingreifen

++ Investigative Recherchen decken skandalöse Machenschaften in der Forstbranche auf ++ EuroNatur fordert strengen Urwaldschutz in Rumänien und ein…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…

Vielfalt der Natur im Fokus

++ Internationaler EuroNatur-Fotowettbewerb 2023 startet ++ Runder Geburtstag für die „Naturschätze Europas“ ++

Weiterer Widerstand gegen albanischen Flughafenbau

Europäische Regierungen fordern die albanische Regierung auf, den Bau des Flughafens in der Narta-Lagune auszusetzen. Das Hauptargument: die…