Kritik am Präsidium des Deutschen Bauernverbandes (DBV): Besitzstandswahrung widerspricht Reformansatz

Verbände: "Deutschland sollte Chancen der EU-Agrarreform nutzen"

Presseinformation vom 14. November 2003

Hamm / Rheinbach. Deutliche Kritik haben Verbände aus Umweltschutz und Landwirtschaft heute am Deutschen Bauernverband geübt, dessen Präsidium sich mit der Umsetzung der EU-Agrarreform in Deutschland befasst hat. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Stiftung Europäisches Naturerbe (EuroNatur) werfen dem DBV-Präsidium "Besitzstandswahrung für eine Minderheit der Betriebe" vor. Damit werde nicht nur die in der EU beschlossene Reform der EU-Agrarpolitik torpediert, sondern zudem noch die gesellschaftliche Akzeptanz der Brüsseler Direktzahlungen an die deutschen Landwirte an sich aufs Spiel gesetzt.

Die Kritik bezieht sich auf die Forderung der DBV-Spitze, die Verteilung der Direktzahlungen so festzuschreiben, dass jeder Betrieb in Zukunft das erhält, was er im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2002 erhalten hat. "Dieses Modell der Betriebsprämie zementiert die ungerechte Verteilung aus der Vergangenheit. In Zukunft gibt es aber eine neue Begründung für die Zahlungen an die Bauern. Dann sollen nämlich dessen Leistungen für den Umwelt-, Verbraucher- und Tierschutz, und nicht mehr - wie in der Vergangenheit - der Anbau bestimmter Anbaukulturen gefördert werden. Nach dem Vorschlag des Bauernverbands würden die Betriebe für die Einhaltung der gleichen Standards, also für die gleichen Leistungen ganz unterschiedlich honoriert werden. Der eine bekäme 50 Euro pro Hektar, der andere 1.000 Euro. Das wird die Gesellschaft nicht akzeptieren. Der Bauernverband spielt mit dem Feuer", so Ribbe.

Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), wirft dem DBV-Präsidenten Gerd Sonnleitner zudem Unredlichkeit in der Argumentation vor: "Bevor die Reform beschlossen war, wollte Herr Sonnleitner die Reform mit dem Argument verhindern, dass die Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion und die Einführung einer Betriebsprämie die Grünlandregionen benachteilige, deshalb ungerecht sei und außerdem zu mehr Bürokratie führe. Nun tritt der DBV für genau diese Betriebsprämie ein. Das zeigt, dass es dem Bauernverband nicht um Gerechtigkeit oder Bürokratieabbau, sondern um die Verteidigung alter Pfründe geht", wirft Graefe zu Baringdorf dem DBV-Präsidenten vor.

V.i.S.d.P.: Ulrich Jasper, AbL und Lutz Ribbe, EuroNatur

 

EURONATUR

Lutz Ribbe

Grabenstr. 23

D - 53359 Rheinbach/Bonn

Tel: 02226-2045, Fax: -17100

Lutz.Ribbe(at)euronatur.org

www.euronatur.org

AbL

Ulrich Jasper

Bahnhofstr. 31

D - 59065 Hamm

Tel: 02381-9053171, Fax: -492221

Jasper(at)abl-ev.de

www.abl-ev.de

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Rumänische Wälder und Natura-2000-Gebiete brauchen dringend Schutz

Ein aktueller Bericht von EuroNatur und Agent Green liefert neue Erkenntnisse zu Fällungen in Rumäniens Schutzgebieten. Die Naturschutzorganisationen…

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…

Vielfalt der Natur im Fokus

++ Internationaler EuroNatur-Fotowettbewerb 2023 startet ++ Runder Geburtstag für die „Naturschätze Europas“ ++

Weiterer Widerstand gegen albanischen Flughafenbau

Europäische Regierungen fordern die albanische Regierung auf, den Bau des Flughafens in der Narta-Lagune auszusetzen. Das Hauptargument: die…