Neue Hoffnung für Balkanflüsse

Hoffnung für den Mavrovo Nationalpark. Der Fluss Radika darf weiterhin frei fließen.

© Theresa Schiller / EuroNatur

EBRD stoppt Finanzierung von Wasserkraftprojekt im mazedonischen Mavrovo Nationalpark

 

Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur, Riverwatch, Eko-svest und Front 21/42 vom 24. Januar 2017

 

Radolfzell, Wien, Skopje.  Den beiden großen geplanten Wasserkraftprojekten im mazedonischen Mavrovo Nationalpark wurde der Geldhahn zugedreht. Nachdem die Weltbank sich bereits im Dezember 2015 aus der Finanzierung des Wasserkraftwerks „Lukovo Pole“ zurückgezogen hatte, hat nun auch die EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) ihren Ausstieg aus dem Projekt „Boskov Most“ erklärt. Das bedeutet einen weiteren Etappensieg für den Schutz der Balkanflüsse vor der Zerstörung durch die Wasserkraftlobby.

„Dieser Schritt der EBRD war längst überfällig. Wasserkraftwerke stehen im Widerspruch zum Schutz der Biodiversität und haben deshalb in Schutzgebieten wie dem Mavrovo-Nationalpark nichts verloren“, sagt Gabriel Schwaderer von der Naturschutzstiftung EuroNatur. Das Projekt „Boskov Most“ stand bereits auf tönernen Füßen: Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention (eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen in Europa) hatte die mazedonische Regierung im Dezember 2015 aufgefordert, alle Bauvorhaben im Mavrovo Nationalpark vorerst zu stoppen und eine umfassende Umweltprüfung vorzulegen. „Diese Prüfung steht bis heute aus. Im Mai 2016 erklärte das mazedonische Verwaltungsgericht die Genehmigung für den Bau von ,Boskov Most‘ zudem für ungültig. Der Grund: Das Umweltministerium hatte diese im Jahr 2012 auf Basis einer völlig mangelhaften und unvollständigen Umweltverträglichkeitsprüfung ausgestellt und damit gegen mazedonisches Umweltrecht verstoßen“, sagt Aleksandra Bujaroska von der mazedonischen Umweltorganisation Front 21/42.

„Wir begrüßen, dass die EBRD nach über fünf Jahren intensiver Überzeugungsarbeit endlich auf unsere Kritik eingeht und sich aus der Finanzierung für Boskov Most zurückzieht. Der Mavrovo Nationalpark ist eines der letzten Gebiete, in denen sich der extrem seltene Balkanluchs noch nachweislich fortpflanzt. Der Bau von Wasserkraftwerken und der dafür nötigen Infrastruktur würde einen seiner letzten Lebensräume zerstören“, sagt Ana Colović Lesoska von der mazedonischen Umweltorganisation Eko-svest. Der Balkanluchs ist eine von der Weltnaturschutzunion IUCN als akut vom Aussterben bedroht eingestufte Unterart des Eurasischen Luchses. Darüber hinaus beherbergt der Mavrovo Nationalpark weit über tausend Tier- sowie rund 1.500 Pflanzenarten und ist ein europäischer Hotspot der Biodiversität.

Doch obwohl sich mit der EBRD ein weiterer Großfinanzier aus den Kraftwerksprojekten im Mavrovo Nationalpark zurückgezogen hat, ist die Gefahr für diesen europäischen Naturschatz längst nicht gebannt. In der Pipeline befinden sich noch 17 weitere Anlagen – kleiner zwar, aber nicht weniger gefährlich. „Entgegen der landläufigen Meinung ,small is beautiful‘ bedeuten kleine Wasserkraftwerke ebenso katastrophale Eingriffe in das Ökosystem wie große. Wir werden kämpfen, bis auch diese Projekte vom Tisch sind“, sagt Ulrich Eichelmann, Koordinator der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ bei Riverwatch.


Hintergrundinformationen:


Ansprechpartner:
Katharina Grund – EuroNatur: katharina.grund(at)euronatur.org   + 49 7732 92 72-10 (Pressekontakt)
Ulrich Eichelmann – Riverwatch: ulrich.eichelmann(at)riverwatch.eu  +43 676 6621512
Aleksandra Bujaroska – Front 21/42: aleksandra.bujaroska(at)front.org.mk  +38 978433713
Ana Colovik Lesoska – Eko-svest: ana(at)ekosvest.com.mk  +38 972726104
 

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