Ohne Pestizide – für eine zukunftsfähige Landwirtschaft

Zahlreiche Landwirtinnen und Bauern im Vinschgau versprühen synthetische Pestizide im großen Stil auf ihren Obstplantagen - eine Gefahr für Mensch und Tier.

© Hans-Joachim Grund
Wo keine Pestizide versprüht werden, gibt es noch eine Vielfalt an Blütenpflanzen

Abseits der Obstplantagen des Vinschgaus, wo oftmals viele Pestizide eingesetzt werden, haben alpine Blütenpflanzen noch eine Überlebenschance.

© Martina Waldner

Radolfzell, Mals. Weder Einschüchterungsversuche noch juristische Klagen konnten die Initiatorinnen und Initiatoren der Malser Bürgerbewegung von ihrem Weg einer Landwirtschaft ohne Ackergifte abbringen. Der bisherige Bürgermeister Ulrich Veith setzte sich gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern für eine pestizidfreie Zone rund um Mals ein. Für ihren Mut und ihre Beharrlichkeit wird der Gemeinde Mals am 8. Oktober auf der Insel Mainau der EuroNatur-Preis 2020 verliehen.

Vor drei Wochen hat eine Gerichtsverhandlung für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt: Arnold Schuler, konventioneller Obstbauer und führender Politiker im Vinschgau, hat im Verbund mit  über 1.300 Apfelbauern als Nebenklägern eine Strafanzeige gegen den Autor Alexander Schiebel („Das Wunder von Mals“) sowie einen Mitarbeiter des Umweltinstituts München gestellt. Die Kläger störten sich an der in ihren Augen unsachgemäßen Kritik am hohen Pestizideinsatz in der Südtiroler Landwirtschaft. Mittlerweile ist Schuler zwar ein Stück weit zurückgerudert, aber noch sind nicht alle Anzeigen zurückgezogen. Auch Ulrich Veith und weitere Mitstreitende aus Mals wurden von Gegnern eines Pestizidverbots bei früheren Prozessen bereits mit Klagen konfrontiert. Veith zeigt sich nun solidarisch mit den aktuell Angeklagten.

„Dieser erneute Prozess, der rein machtpolitisch motiviert ist und die Meinungsfreiheit gefährdet, zeigt, dass unliebsame Kritikerinnen und Kritiker von der konventionellen Landwirtschaftslobby in Südtirol mundtot gemacht werden sollen, um weiterhin ungestört Pestizide ausbringen zu können“, sagt Thomas Potthast, Präsident von EuroNatur. „Die Gemeinde Mals hat sich durch rechtliche Schritte von dieser Seite nie einschüchtern lassen und bleibt ihrem eingeschlagenen Weg für eine zukunftsfähige Landwirtschaft treu“, erläutert Potthast die diesjährige Entscheidung für die Vergabe des EuroNatur-Preises. Diese findet pandemiebedingt nur mit wenigen geladenen Gästen im Schloss Mainau auf der gleichnamigen Bodenseeinsel statt. Sie können die Preisverleihung live mitverfolgen: www.euronatur.org/unsere-themen/kampagnen-und-initiativen/euronatur-preis/euronatur-preis-2020/


Hintergrundinformationen:

  • EuroNatur-Preis: Frühere Preisträger sind u.a. Dr. Mario F. Broggi, Jonathan Franzen, Dr. Luc Hoffmann, Gudrun Steinacker und die „mutigen Frauen von Kruščica“. Erst zum zweiten Mal erhält eine Gemeinde die Auszeichnung. Der EuroNatur-Preis ist undotiert. Mit ihm werden herausragende Leistungen für den Naturschutz, der Menschen und Natur verbindet, gewürdigt. Der EuroNatur-Preis 2020 wird am Donnerstag, 8. Oktober 2020 um 18 Uhr auf der Bodenseeinsel Mainau verliehen. 
  • Pestizideinsatz in Südtirol: In Südtirol werden auf rund 18.000 Hektar rund zehn Prozent aller in der EU geernteten Äpfel produziert. Der Einsatz künstlich hergestellter Pestizide in der Region Vinschgau ist weit verbreitet und gefährdet nicht nur die Gesundheit der Menschen vor Ort, sondern bedroht auch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, darunter wichtige Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge.
  • Strafgerichtsprozess gegen Pestizid-Kritiker: Der Südtiroler Landesrat (vergleichbar hierzulande mit den Ministerinnen und Ministern der Landesregierungen) Arnold Schuler hatte gemeinsam mit über 1.300 Landwirtinnen und Bauern Anzeige gegen Mitarbeiter des oekom-Verlags und des Münchener Umweltinstituts gestellt. Die Staatsanwaltschaft begann daraufhin das Verfahren gegen die Angeklagten. Der Vorwurf lautete: Üble Nachrede zum Schaden der Südtiroler Landwirtschaft.

Rückfragen: Christian Stielow, Mail: christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 – 92 72 15

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