Vogelschützer streiten für sichere Adria-Zugroute

++ Der Vogelzug ist in vollem Gange ++ Jedes Jahr werden Tausende Zugvögel auf dem Balkan illegal getötet ++ 4. Adriatic Flyway-Konferenz tagt in Kroatien ++

Stefan Ferger hält Vortrag

EuroNatur-Projektleiter Dr. Stefan Ferger hält die Eröffnungsrede der 4. Adriatic Flyway-Konferenz.

© Ilka Beermann
Knäkerpel gründelt auf Gewässer

Knäkenten (hier im Bild ein Erpel) sind in Mitteleuropa durch den Verlust von Lebensräumen bedroht und auf der Adria-Zugroute durch illegale Abschüsse.

© Monika Povel
Ornithologe schaut durchs Spektiv

Erald Xeka von unserer albanischen Partnerorganisation AOS bei der Vogelbeobachtung im Rahmen der Exkursion in ein Feuchtgebiet nahe Zadar.

© Ilka Beermann

Radolfzell, Zadar. Der Adria-Zugweg entlang der Balkanhalbinsel ist eine der großen Zugrouten, auf der die Zugvögel Europas zweimal jährlich nach Afrika, bzw. zurück nach Europa fliegen. Nach wie vor ist der Aderlass unter den Vögeln auf dem Adria-Zugweg sehr hoch – und wäre wohl ohne das Engagement von EuroNatur und ihren Partnern noch um ein Vielfaches höher. Die Teilnehmer der vierten Adriatic Flyway-Konferenz, die seit Montag, 25. April im kroatischen Zadar stattfindet, diskutieren die wesentlichen Gründe für den weiteren, teilweise dramatischen Rückgang der Zugvögel und erarbeiten Maßnahmen, die den Abwärtstrend aufhalten sollen.

„In Zeiten von fortschreitendem Biodiversitätsverlust ist die anhaltende Wilderei von Zugvögeln entlang des Adria-Zugwegs und im weiteren Mittelmeerraum absolut inakzeptabel“, sagt Dr. Stefan Ferger, der den Bereich Zugvogelschutz bei EuroNatur betreut. „Zwar haben die Länder in der Region im Jahr 2020 allesamt ihren Null-Toleranz-Ansatz gegenüber illegalem Vogelmord bekräftigt – passiert ist seitdem aber viel zu wenig!“

Neben der Wilderei lauern weitere menschengemachte Gefahren entlang des Adria-Zugwegs auf die Ausdauerflieger. Stromschläge an ungesicherten Strommasten und Kollisionen mit Freileitungen führen vor allem bei Großvögeln zu hohen Verlusten. Hinzu kommt die Gefahr von Bleivergiftungen. Noch immer verwenden zahlreiche Jäger bleihaltige Munition bei der Jagd. Die oftmals nur angeschossenen Tiere verenden in der Landschaft, Aasfresser vergiften sich an der kontaminierten Beute und sterben einen qualvollen Tod. Auch die Verwendung von Giftködern zur illegalen Tötung von Wildtieren kommt in Teilen Südosteuropas leider immer noch vor. Zuletzt hat es einen besonders bitteren Fall in Bulgarien gegeben, als vier extrem seltene Mönchsgeier vergiftet wurden.

In einer gemeinsamen Deklaration, die heute Mittag verabschiedet wurde, fordern EuroNatur und ihre Partner von den Regierungen am Adria-Zugweg, die illegale Vogeljagd auf dem Balkan zu beenden. Darüber hinaus müssen sie im Rahmen ihrer internationalen Verpflichtung nationale Aktionspläne zum Schutz der Vögel entwickeln und umsetzen. Außerdem appellieren die Teilnehmer der Konferenz an die Verantwortlichen, die Energie-Infrastruktur für Vögel sicher umzugestalten und die Verwendung von bleihaltiger Munition zu verbieten.


Hintergrundinformationen:
Adria-Zugweg: Die Wasservögel Mittel-, Nord- und Osteuropas konzentrieren sich besonders auf den sogenannten Adriatic Flyway, der quer über den Balkan, die Adria und Süditalien bis nach Nordafrika führt. Einen Kurzfilm zum Vogelzug über die östliche Adria finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=arJenBAVr10
Die Adriatic Flyway-Konferenzen bieten ein wichtiges Forum für Vogelschützer aus ganz Europa, um sich auszutauschen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Die aktuell stattfindende Konferenz ist die vierte ihrer Art (nach 2009, 2014 und 2018). Einen ausführlichen Bericht der Konferenz 2018 finden Sie hier zum Download (engl). Dort gibt es auch kurze Zusammenfassungen der Vorträge der vierten Adriatic Flyway-Konferenz (ebenfalls engl.).
• Mehr zu den Vogelschutzprojekten von EuroNatur: https://www.euronatur.org/unsere-themen/vogelschutz-in-europa/unsere-zugvogelprojekte
• Eine gemeinsame Resolution der über 60 Teilnehmenden aus 13 Ländern wurde heute Mittag in Zadar verabschiedet. Das Dokument finden Sie hier.

Rückfragen: Christian Stielow, E-Mail: christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 - 92 72 15  

 

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