EU-Kommission nimmt den Wolf ins Visier

Ursula von der Leyen warnt vor angeblich „gefährlichen Wölfen“ – Naturschutzorganisationen kritisieren irreführende Aussagen und unseriöse Datenerhebung

Wolf beim Trinken

Wölfe in Europa stellen in der Regel keine Gefahr für Menschen dar.

© Hans Glader

In einem offenen Brief haben zahlreiche Natur- und Tierschutzorganisationen die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für ihre scharfe Wortwahl beim Thema Wolf kritisiert. In einer Pressemitteilung der EU-Kommission hatte von der Leyen Wölfe als „echte Gefahr für Vieh und potentiell auch für Menschen“ bezeichnet. Mit „großer Besorgnis“ reagierten internationale Naturschutzorganisationen, darunter auch EuroNatur, auf die irreführende Formulierung, die unnötige Sorgen schürt und vor allem nicht auf wissenschaftlichen Daten beruht. „In Europa stellt der Wolf in der Regel keine Gefahr für Menschen dar“, betont auch Antje Henkelmann, Projektleiterin Wolf bei EuroNatur. „Wir müssen Wege finden, Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren so gut wie möglich zu vermeiden und Herdentiere zu schützen – Übergriffe auf Nutztiere können mit erprobten Gegenmaßnahmen beinahe ausgeschlossen und im Zweifel finanziell kompensiert werden. Dass die EU-Kommissionspräsidentin nun jenseits wissenschaftlicher Sachlagen argumentiert und verbal so scharf gegen den Wolf schießt, erfüllt uns mit Sorge.“

Zudem bemängeln die Naturschutzorganisationen eine intransparente und kurzfristige Datenerhebung via Email, welche die Kommission nutzen möchte, um möglicherweise den Schutzstatus des Wolfes zu verringern. „Der Wolf darf nicht als trojanisches Pferd für eine Veränderung der Habitat-Richtlinie benutzt werden, die noch so viele weitere Arten in ganz Europa schützt“, sagt Antje Henkelmann. „Die Richtlinie darf nicht aufgeweicht werden, seriöse Daten aus den Mitgliedsländern liegen vor.“

Offener Brief an die EU-Kommission

NGO reaction to the European Commission’s communication on wolves in Europe

(515 KB)

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