EuroNatur-Preis 2023: Zeichen für den Flussschutz in Polen

++ Polnisches Bündnis zum Schutz der Flüsse hat den EuroNatur-Preis erhalten ++ Oder-Ausbau muss gestoppt werden ++ Optimismus nach polnischer Parlamentswahl auch für den Naturschutz im Land ++

Preisträger KRR auf der Mainau

Die drei diesjährigen EuroNatur-Preisträger Piotr Nieznański, Dorota Chmielowiec-Tyszko und Justyna Choroś (v.l.n.r.) hinter dem Banner der KRR. Sie nehmen den Preis stellvertretend für das gesamte Flussschutzbündnis entgegen.

© Gerald Jarausch
Preisträger im Weißen Saal

Die drei Preisträgerinnen und Preisträger umrahmt von EuroNatur-Präsident Prof. Dr. Thomas Potthast (ganz links) sowie EuroNatur-Vizepräsidentin Dr. Anna Wöbse.

© Gerald Jarausch

Radolfzell, Insel Mainau. Dorota Chmielowiec-Tyszko, Justyna Choroś und Piotr Nieznański haben stellvertretend für das polnische Flussschutzbündnis Koalicja Ratujmy Rzeki (KRR) am heutigen 26. Oktober den EuroNatur-Preis entgegengenommen. „Die Verdienste der KRR für Polens Flüsse können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, weil es einen umfassenden Schutz lebendiger Flüsse in ganz Polen und den mit diesen Flüssen verbundenen Nachbarländern sichtbar gemacht hat“, sagte Thomas Potthast in seiner Laudatio.

„Unsere Koalition wurde als Reaktion auf die flusszerstörerischen Pläne der Regierung gegründet. Durch ihren Einsatz für den Schutz der Flüsse und die Förderung von Projekten, die den Menschen und der Natur zugutekommen, gewinnt die Koalition zunehmend an öffentlicher Unterstützung.  Wir sind dankbar für diese Auszeichnung, widmen sie aber auch all jenen, die der Umweltzerstörung nicht tatenlos zusehen wollen: Denjenigen, die sich aktiv in Bürgerinitiativen engagieren und sich solidarisch für den Schutz der lebensspendenden Flüsse einsetzen“, sagten die beiden Preisträgerinnen und der Preisträger der KRR im Rahmen der Verleihung.

Unter anderem für den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder besteht seit der Parlamentswahl vom 15. Oktober in Polen neue Hoffnung. Die noch amtierende Regierung in Warschau hatte an den Ausbauplänen des in weiten Teilen noch natürlichen Flusses zur Wasserstraße festgehalten – trotz der Umweltkatastrophe im zurückliegenden Jahr, bei der die Hälfte der Fische im Fluss gestorben ist. Auch Klagen und Beschwerden auf nationaler und EU-Ebene, u.a. auch von EuroNatur und ihren Partnern der KRR, haben bislang nicht zum Stopp der Ausbaupläne geführt. Dank der KRR und dem anstehenden Regierungswechsel in Warschau besteht Hoffnung für Oder, Weichsel und Co.

„Das Bündnis hat es auch geschafft, bei allen demokratisch-liberalen Parteien das Thema Flussschutz im Wahlprogramm zu verankern. Nach der polnischen Parlamentswahl steht zu hoffen, dass diese Parteien die zukünftige Regierung bilden werden. Insofern war die Abstimmung am 15. Oktober auch eine Wahl für den Fluss- und den Naturschutz in Polen“, so EuroNatur-Präsident Thomas Potthast.


Hintergrundinformationen:

  • EuroNatur-Preis: Frühere Preisträger sind u.a. die Gemeinde Mals in Südtirol, der Weltbiodiversitätsrat IPBES, US-Bestsellerautor Jonathan Franzen und die „mutigen Frauen von Kruščica“. Der EuroNatur-Preis ist undotiert. Mit ihm werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt. Der EuroNatur-Preis 2023 wurde am Donnerstag, 26. Oktober 2023 um 17 Uhr auf der Bodenseeinsel Mainau verliehen.
  • Koalicja Ratujmy Rzeki (KRR) oder auch „Save the Rivers Coalition“: Die KRR bringt Organisationen zusammen, die Polens Flüsse, Bäche und Feuchtgebiete schützen sowie Wissenschaftler, Einzelpersonen, lokale Behörden und Institutionen, denen das Schicksal der polnischen Süßwasser-Ökosysteme wichtig ist. Unter anderem setzt sich das Bündnis seit vielen Jahren für den Schutz von Weichsel und Oder ein und kämpft gegen den geplanten Bau der Wasserstraße E40, die in der transnationalen Region Polesien eines der größten Wildnisgebiete Europas gefährdet.

Rückfragen: Christian Stielow, Mail: christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 – 92 72 15

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