Junge Störche fliegen irrtümlich nach Malta

Zwei junge Weißstörche aus Bosnien-Herzegowina haben es sicher nach Malta geschafft – die Mittelmeerinsel liegt aber weit ab der eigentlichen Zugroute.

Ein Mädchen hält einen Storch, während ein Mann ihn beringt

Einer der jungen Störche wird in Bosnien-Herzegowina beringt. Inzwischen ist er auf Malta gelandet. Auch dort ist die Gefahr groß, von Wilderern erschossen zu werden.

© Jovica Sjeničić

Es ist eine kleine Sensation, dass ein Storchen-Geschwisterpaar aus Prijedor in Bosnien-Herzegowina die beschwerliche Reise über das Mittelmeer bis nach Malta gut überstanden hat. Denn Störche sind Segelflieger und die dafür nötige Thermik findet sich vor allem über Landmassen, weshalb die beiden großen Zugrouten der europäischen Weißstörche westlich bzw. östlich um das Mittelmeer herum nach Afrika führen. Die Jungvögel landeten daher Ende September recht überraschend in der maltesischen Ortschaft Zurrieq. Mittlerweile konnten Experten von BirdLife Malta eindeutig nachvollziehen, dass die Störche am 1. September in Bosnien-Herzegowina vom Ornithologen Jovica Sjeničić mit Ringen aus dem serbischen Beringungsprogramm beringt wurden. Die Jungvögel stammen aus einem Nest in Vrbaška und sind Geschwister. Ihre Eltern wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit erschossen oder vergiftet, Jovica und sein Team nahmen sich der Vögel an.

Warum die Störche auf der Reise in den Süden den beschwerlichen Weg über das Mittelmeer wählten, ist unklar. Milan Ružić von der serbischen EuroNatur-Partnerorganisation BPSSS, zeigt sich sehr überrascht, dass zwei Störche vom Balkan in Malta aufgeschlagen sind. „Bitte kümmert euch gut um sie“, sagte er. „Lasst nicht zu, dass die Wilderer unsere Vögel töten.“ Malta ist einer der schlimmsten Hotspots für illegalen Vogelmord in Europa. Allerdings wurden in den vergangenen Jahren auch Fortschritte gemacht, um die Situation für die gefiederten Weltenbummler zu verbessern, so die Wahrnehmung von Dr. Stefan Ferger, Projektleiter und Zugvogelexperte bei EuroNatur.

Davon hat sich Milan Ružić erst Mitte September selbst überzeugt, als er gemeinsam mit anderen Vogelschützern aus Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro im Rahmen einer von EuroNatur organisierten Studienreise die kleine Mittelmeerinsel besucht hat. Dort wurden ganz praktische Ansätze und Erfahrungen ausgetauscht, zum Beispiel wie man Wilderer in der Landschaft aufspürt, aber auch was die Zusammenarbeit zwischen Naturschützern, der örtlichen Verwaltung und Polizeibehörden betrifft. So profitieren von dem Austausch zu den Fortschritten im Kampf gegen die illegale Vogeljagd auf Malta dann auch die beiden jungen Störche aus Bosnien-Herzegowina.

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