Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler Relevanz für Hunderttausende Wasservögel ++ Am 13. Mai ist Weltzugvogeltag ++

Lagune in Albanien aus der Vogelperspektive

Die Narta-Lagune aus der Vogelperspektive: Mit ihren vielfältigen Landschaftsformen auf kleinem Raum und dem nährstoffreichen Brackwasser ist das Feuchtgebiet an Albaniens Küste ein Hotspot für Europas Zugvögel.

© Nick St. Oegger
Wasservögel

Für Flamingos und Raubseeschwalben ist die Narta-Lagune ein bedeutendes Rastgebiet.

© Zydjon Vorpsi/PPNEA
Triel vor blauem Himmel

Auch seltene Vogelarten wie der Triel kommen noch in der Narta-Lagune vor. Das Brutvorkommen der großäugigen Watvögel ist in Mitteleuropa nahezu erloschen.

© PPNEA

Vlora, Tirana, Radolfzell. Anlässlich des Weltzugvogeltags am 13. Mai machen die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur und ihre albanische Partnerorganisation PPNEA (Protection and Preservation of Natural Environment in Albania) auf eine große Gefahr für Europas Zugvögel aufmerksam: Die albanische Regierung hält am Bau des Flughafens in der Narta-Lagune fest. Die Vjosa – einer der letzten großen, unverbauten Wildflüsse Europas und am 15. März dieses Jahres zum Nationalpark deklariert – mündet hier an einem weitestgehend unberührten Küstenstreifen in die Adria. Das 42 km² große Feuchtgebiet spielt eine zentrale Rolle für den Vogelzug entlang der Adriaküste und ist unter anderem ein bedeutender Nahrungsplatz für die bedrohten Krauskopfpelikane.

Obwohl die Narta-Lagune nationalen und internationalen Schutzstatus genießt, lässt Albaniens Premierminister Edi Rama ausgerechnet in diesem Gebiet derzeit einen Flughafen bauen, um den Tourismus im Süden des Landes anzukurbeln. Massiver Protest gegen diese Pläne kommt nicht nur von albanischen Naturschutzorganisationen. Auch die Berner Konvention, eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen zum Schutz der Biodiversität in Europa, hat bei der Sitzung ihres Büros Ende März 2023 den geplanten Flughafenbau scharf kritisiert. Dabei nahm die Berner Konvention auch Bezug auf den Vjosa-Nationalpark. Dieser vorbildliche Prozess könne nur vollendet werden, wenn das gesamte Delta der Vjosa, einschließlich der Fläche des geplanten Flughafengeländes, vollständig geschützt sei. Die albanischen Behörden wurden nochmals aufgefordert, den Bau des Vlora-Flughafens im Vjosa-Delta zu stoppen.

„Diese klaren Aussagen der Berner Konvention lassen keinen Zweifel daran, dass die Bauarbeiten an diesem illegalen Großprojekt sofort aufhören müssen“, sagt Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur. „Damit reiht sich die Berner Konvention in die lange Liste der Flughafenkritiker ein. Premierminister Edi Rama sollte nun endlich reagieren.“

Aktuelle Zahlen der zweiwöchigen Vogelzählung im April dieses Jahres belegen den ökologischen Wert der Narta-Lagune. „Innerhalb von 14 Tagen haben wir mehr als 110 verschiedene Vogelarten entdeckt, darunter gefährdete Spezies wie den Bruchwasserläufer oder den Triel“, sagt Zydjon Vorpsi von PPNEA. „Wenn man bedenkt, dass der Vogelzug im Frühjahr etwa drei Monate andauert, kann man sich vorstellen, wie viele Arten und Individuen die Narta-Lagune als Rastgebiet nutzen. Geht hier ein Flughafen in Betrieb, würde er diesem beeindruckenden Schauspiel ein Ende setzen“, so der Ornithologe.


Hintergrundinformationen:

  • Adria-Zugweg: Zahlreiche Wasservögel Mittel-, Nord- und Osteuropas nutzen den sogenannten „Adriatic Flyway“, der quer über den Balkan, die Adria und Süditalien bis nach Nordafrika führt. Eines der wichtigsten Rastgebiete auf diesem Weg ist die Narta-Lagune an der albanischen Küste.
  • Der Weltzugvogeltag wird jedes Jahr an zwei Samstagen im Mai und Oktober begangen, um auf die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit beim Zugvogelschutz hinzuweisen. Zu den Veranstaltungen gehören unter anderem Vogelfestivals, Bildungsprogramme und Filmvorführungen. Dieses Jahr steht der Tag unter dem kurzen, aber prägnanten Motto „Wasser“.
  • Die Vjosa wurde am 15. März dieses Jahres zum Nationalpark erklärt, ein riesiger Erfolg. Dieser wird jedoch durch den geplanten Flughafenbau nahe des Mündungsbereichs der Vjosa konterkariert. Gemeinsam mit unseren albanischen Partnern leisten wir Widerstand.

Kontakt:
Christian Stielow, EuroNatur | christian.stielow(at)euronatur.org |+49 7732 – 927215
Lorena Pyze Xhafaj, PPNEA |l.pyzexhafaj(at)ppnea.org

 

 

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Jeder Euro für die Natur zählt! Mit Ihrer Spende leisten Sie einen wirkungsvollen Beitrag zum Schutz von Europas Zugvögeln. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen.

Zugvogelpatenschaft

Der Vogelzug ist ein unvergleichliches Naturspektakel. Doch illegale Jagd und die Zerstörung von Rastgebieten gefährden die Vögel. Helfen Sie, ihre Reise sicherer zu machen.

Aktuelles

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Weiterer Widerstand gegen albanischen Flughafenbau

Europäische Regierungen fordern die albanische Regierung auf, den Bau des Flughafens in der Narta-Lagune auszusetzen. Das Hauptargument: die…

Illegaler Flughafenbau: Umweltgruppen verklagen die albanischen Behörden

++ Klage gegen Bau des internationalen Flughafens Vlora wegen Unregelmäßigkeiten und Gesetzesverstößen ++ Flughafen stellt eine massive Bedrohung für…

Letzte Geier in Bulgarien ausgewildert

++ Zwei weibliche Mönchsgeier im bulgarischen Balkangebirge ausgewildert ++ Erfolgreiches Projekt ist nach sieben Jahren ausgelaufen ++ Am 3.…

Storchendorftreffen im serbischen Taraš

Endlich wieder persönlich zusammenkommen: Nach zwei Jahren Covid-Zwangspause haben sich Vertreter aus sieben Europäischen Storchendörfern in Taraš…

Vogelschützer streiten für sichere Adria-Zugroute

++ Der Vogelzug ist in vollem Gange ++ Jedes Jahr werden Tausende Zugvögel auf dem Balkan illegal getötet ++ 4. Adriatic Flyway-Konferenz tagt in…

Vier Mönchsgeier in Bulgarien vergiftet

Tragödie für den Naturschutz in Bulgarien: Mehrere ausgewilderte Mönchsgeier wurden in der Nähe des Dorfes Ticha vergiftet. Ein herber Rückschlag für…

Vogelgrippe am griechischen Prespa-See

Die Vogelgrippe H5N1 grassiert in diesem Winter besonders stark. Überregionale Aufmerksamkeit erregte das tausendfache Sterben der Kraniche im…

Letztes Webinar zu Weißstörchen

Die vierteilige Webinarreihe zum Thema „Menschliche Einflüsse auf die Ökologie der Weißstörche“ nähert sich ihrem Ende. Am Samstag, 19. Februar von…

Eigentumsstreit um Saline Ulcinj endlich geklärt

Die Saline Ulcinj in Montenegro ist nun eindeutig als Staatseigentum bestätigt. Die entsprechende Behörde hat entschieden, die Saline Ulcinj als…

Widerstand gegen Flughafenbau in Albanien

Trotz ständigen Drucks seitens nationaler und internationaler NGOs hält die albanische Regierung am Bau eines Großflughafens bei Vlora fest – mitten…

Weißstörche und menschlicher Einfluss

Eine vierteilige Webinarreihe informiert über aktuelle Entwicklungen anthropogener Einflüsse auf das Leben von Weißstörchen. Die Auftaktveranstaltung…

Saline Ulcinj: 2 Jahre RAMSAR-Gebiet

Vor zwei Jahren, am 10. September 2019, wurde die Saline Ulcinj im Süden Montenegros zum RAMSAR-Gebiet erklärt, einem Feuchtgebiet von internationaler…

Erstes Mönchsgeierküken in Bulgarien beringt

Nach mehr als einem halben Jahrhundert wurde in diesem Frühjahr im Balkangebirge ein Mönchsgeierküken geboren. Ende Juli haben sich unsere…