EU-Beitritt Kroatien: Wertvolle Kulturlandschaften sind „Mitgift“

Ein Mann mit Visionen: Goran Gugic, EuroNatur-Preisträger 2011.

© Martin Schneider-Jacoby

Kroatischer Naturschützer erhält EuroNatur-Preis 2011

 

Pressemitteilung vom 27. Juni 2011


Radolfzell. Am vergangenen Freitag erhielt Kroatien grünes Licht für den Beitritt zur Europäischen Union, der nach Plan zum Juli 2013 erfolgen soll. „Durch den Beitritt Kroatiens gewinnt die Europäische Union einzigartige Natur- und Kulturlandschaften hinzu, wie sie sonst in Mitteleuropa kaum noch zu finden sind“, sagt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der europaweit tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur. So findet sich unter anderem in den Flussauen der Save, dem wasserreichsten Zufluss der Donau, das letzte Beispiel für eine traditionelle Landbewirtschaftung, wie sie für viele Regionen Mitteleuropas bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts typisch war.

Passend zu den aktuellen politischen Entwicklungen wird EuroNatur im Oktober den in Deutschland aufgewachsenen kroatischen Naturschützer Goran Gugic mit dem EuroNatur-Preis 2011 auszeichnen. „Goran Gugic hat die Zugehörigkeit Kroatiens zur Europäischen Union vorbildlich gelebt, lange bevor der Beitritt offiziell beschlossen wurde. Mit dem Naturpark Lonjsko Polje in den kroatischen Save-Auen hat er ein Vorbild geschaffen, wie sich Kulturlandschaften in Europa wirksam schützen lassen und hat damit einen entscheidenden Beitrag für den Naturschutz in Europa geleistet“, begründet Gabriel Schwaderer die Wahl des EuroNatur-Preisträgers. Seit dem Mittelalter ist im Lonjsko Polje eine ununterbrochene Weidetradition erhalten geblieben. Die Bewirtschaftung der regelmäßig überschwemmten Hutweiden ist einmalig in Europa und Basis für einen außergewöhnlichen Artenreichtum. Schreiadler, Seeadler, Löffler, Schwarzstorch und vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen wie Posavina-Pferd und Turopolje-Schwein sind hier noch anzutreffen.  

„Der Naturpark Lonjsko Polje ist ein Beispiel für die vorbildliche Umsetzung wichtiger EU-Richtlinien und Übereinkommen – darunter die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Ramsar-Konvention zum Schutz der Lebensräume von Wat- und Wasservögeln“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby. Unter dem Motto „Leben mit dem Wasser“ zeigt Goran Gugic als Leiter des Naturparks Lonjsko Polje, wie sich anstatt gegen die Natur mit der Natur arbeiten lässt. Das alles aber, ohne die Bedürfnisse der Menschen aus dem Blick zu verlieren. Immer mehr Menschen kehren in die Dörfer an der Save zurück, da attraktive naturtouristische Angebote im Naturpark eine steigende Anzahl von naturinteressierten Gästen anlocken. Diese übernachten in den Dörfern und schaffen so neue Einkommensquellen.


Über sein Engagement für den Erhalt der Kulturlandschaft der Save hinaus hat der zukünftige EuroNatur-Preisträger immer auch den Naturschutz in ganz Kroatien und die Naturschutzarbeit über Landesgrenzen hinweg im Blick. Bereits im Jahr 1993 gab er die entscheidenden Impulse für die Vision eines grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Mur-Drau-Donau im Grenzgebiet zwischen Kroatien, Slowenien, Österreich, Ungarn und Serbien.



Hintergrundinfos:

  • EuroNatur-Preis: Frühere Preisträger sind u.a. Prof. Dr. Klaus Töpfer, Karl Ludwig Schweisfurth, Prinz Charles, Michail Gorbatschow, Luc Hoffmann und Dr. Hans Bibelriether. Der EuroNatur-Preis ist undotiert. Mit ihm werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt. Goran Gugic erhält den EuroNatur-Preis 2011 am 12. Oktober 2011 auf der Bodenseeinsel Mainau.
  • Goran Gugic ist in Deutschland aufgewachsen, studierte Forstwirtschaft in München und zog 1992 trotz Jugoslawienkriegs für ein EuroNatur- Projekt ins Lonjsko Polje. Seit 1998 leitet er den Naturpark. Außerdem ist er Mitglied der IUCN World Commission on Protected Areas, Vorsitzender des kroatischen UNESCO-Komitees „Man and Biosphere“ und Mitglied des ständigen Ausschusses der Ramsar-Konvention.
  • Mehr über die EuroNatur-Projekte zum Schutz der Save-Auen finden Sie hier.




Goran Gugic spricht fließend Deutsch und steht Ihnen gerne als Interviewpartner zur Verfügung. Wir vermitteln Sie gerne. Bitte wenden Sie sich an:

EuroNatur
Konstanzer Straße 22
78315 Radolfzell
Tel.: 07732 - 92 72 10
Fax: 07732 - 92 72 22
E-Mail: info@euronatur.org
www.euronatur.org
Pressekontakt: Katharina Grund

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Rumäniens Urwälder verschwinden – EU-Kommission muss eingreifen

++ Investigative Recherchen decken skandalöse Machenschaften in der Forstbranche auf ++ EuroNatur fordert strengen Urwaldschutz in Rumänien und ein…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…

Vielfalt der Natur im Fokus

++ Internationaler EuroNatur-Fotowettbewerb 2023 startet ++ Runder Geburtstag für die „Naturschätze Europas“ ++

Weiterer Widerstand gegen albanischen Flughafenbau

Europäische Regierungen fordern die albanische Regierung auf, den Bau des Flughafens in der Narta-Lagune auszusetzen. Das Hauptargument: die…