In Montenegro läuft illegale Vogeljagd auf Hochtouren

Tote Knäkenten und Graureiher

Knäkenten sind bei einheimischen und italienischen Jägern als Delikatessen besonders beliebt. Hier mit erlegtem Graureiher

© EuroNatur

Tatort Adria – Vogelmord auf dem Balkan
 

Presseinformation vom 20. März 2009

 
Radolfzell.  „Die Küste Montenegros gleicht in diesen Tagen einer Front gegen die Zugvögel“, berichtet Dr. Martin Schneider-Jacoby, Projektleiter der Naturschutzstiftung EuroNatur. Der Vogelexperte hatte vom 12. bis 15. März 2009 eine Gruppe von Vogelkundlern zur Vogelbeobachtung an verschiedene Rastplätze entlang der montenegrinischen Küste geführt, wurde dabei aber stattdessen Zeuge dramatischer Jagdszenen. „Die illegalen Jagdaktivitäten werden in Montenegro offen geduldet. Das geht nicht nur zu Lasten der Zugvögel, sondern damit schneidet sich die montenegrinische Regierung auch ins eigene Fleisch“, sagt Schneider-Jacoby.

Offizielle Strategie der Regierung Montenegros ist es, den Tourismus in der Frühjahrs- und Herbstsaison wieder zu beleben. Die Feuchtgebiete und Naturstrände entlang der montenegrinischen Adriaküste bieten ein großes Potenzial für den Naturtourismus, besonders für die Vogelbeobachtung. Doch noch bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Stattdessen werden die Naturoasen von einheimischen Jägern und italienischen Jagdtouristen belagert. EuroNatur berichtet, dass vom 12. bis 15. März allein an den Stränden Buljarica (Budva) und Velika Plaza (Ulcinj) mehrere Tausend Zugvögel beschossen wurden. Unter den Opfern sind vor allem die bei italienischen Delikatessen-Jägern beliebten Knäkenten. Diese Art ist in Deutschland vom Aussterben bedroht.

„Es ist erschreckend und traurig, dass Montenegro seine eigenen Gesetze nicht einhält,“ betont Schneider-Jacoby. Das im August 2008 vom Parlament Montenegros verabschiedete Jagdgesetz war ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Vogeljagd auf dem Balkan. Das Spektrum der jagdbaren Arten wurde an internationale Standards angepasst. Einige Arten, darunter auch die Knäkente, wurden aus der Liste entfernt und dürfen offiziell nicht mehr gejagt werden. Die Jagdsaison im März wurde gestrichen und die Küstenzone (morsko dobro) ist nun von der Jagd ausgenommen. Damit wurden langjährige Forderungen von EuroNatur endlich umgesetzt. Doch wie die aktuellen Beobachtungen zeigen, sieht die Realität ganz anders aus. „Die montenegrinische Regierung muss dringend dafür sorgen, dass die Jagdbestimmungen auch eingehalten werden“, fordert Schneider-Jacoby.

Hintergrundinformationen:

  • Internationale Konferenz

Der Schutz von Zugvögeln entlang der Adria-Zugroute steht auch im Zentrum einer Konferenz, die EuroNatur gemeinsam mit verschiedenen Partnern vom 14.-17. April 2009 im montenegrinischen Ulcinj veranstalten wird. Ein Kernthema der Konferenz wird das große Potential sein, das die östliche Adriaküste (insbesondere Montenegro) im Bereich Naturtourismus bietet. Nähere Informationen finden Sie hier.

  • EuroNatur-Bericht zur Vogeljagd auf dem Balkan:

Das Hintergrundpapier „Tatort Adria – Vogeljagd auf dem Balkan“ können Sie hier als pdf-Datei (528 kb) herunterladen.

  • Lesen Sie mehr über die EuroNatur-Kampagne „Tatort Adria – Vogeljagd auf dem Balkan“

Für weitere Informationen, Fotomaterial und Interviews steht Ihnen Vogelexperte und EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby gerne zur Verfügung.

EuroNatur
Konstanzer Straße 22
78315 Radolfzell
Tel.: 07732 - 92 72 10
Fax: 07732 - 92 72 22
E-Mail: info@euronatur.org
www.euronatur.org
Ansprechpartner: Dr. Martin Schneider-Jacoby
Pressekontakt: Katharina Grund



 

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