IUCN-Kongress stimmt für Antrag 130: Verschärfung der Beschränkungen für nicht nachhaltige Tourismusinfrastrukturen

Im Vorfeld des IUCN-Weltnaturschutzkongresses 2025 haben die Mitglieder mit überwältigender Mehrheit von mehr als 98 % für den Antrag 130 gestimmt, der strengere Beschränkungen für nicht nachhaltige Tourismusinfrastrukturen in Schutzgebieten der IUCN-Kategorien I und II fordert.

Wellen brechen am Sandstrand von Zvernec in Albanien

Unberührte Küstenabschnitte wie dieser auf der Halbinsel Zvërnec in Albanien sind an der östlichen Adria selten. Nun ist das Gebiet durch die touristische Erschließung bedroht, die durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2024 ermöglicht wurde.

© Anika Konsek
wütender Mann protestiert gegen Flusszerstörung

Am 24. Februar protestierten die Bürgermeister und Einwohnerinnen des Shushica-Tals gegen das Himara-Wasserentnahmeprojekt. Der Shushica-Fluss ist einer der Hauptzuflüsse der Vjosa. Im März 2023 wurde die Vjosa zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas erklärt.

© Adrian Guri
Die Narta Lagune in Albanien

Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Lagune von Narta und die Insel Sazan. Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner plant, ein 1.100 Hektar großes Luxusresort mit 6.000 Hotelzimmern und Villen entlang der Lagune zu errichten. Ein ähnliches Projekt ist für die nahe gelegene, unbewohnte Insel Sazan geplant, die innerhalb eines Meeresnationalparks liegt.

© Xhemal Xherri / PPNEA

Der Antrag wurde von PPNEA (Albanien) initiiert und von 14 Partnerorganisationen aus 13 Ländern mitgetragen, darunter EuroNatur. Was als Aufruf Albaniena gegen die umstrittenen Änderungen des Gesetzes über Schutzgebiete (Gesetz Nr. 21/2024) begann, hat sich nun zu einem globalen Erfolg für den Naturschutz entwickelt. Gemeinsam haben wir ein eigentlich klares Prinzip bekräftigt: Schutzgebiete dienen dem Naturschutz und nicht der massiven Erschließung, einschließlich des Massentourismus.

Die Verabschiedung des Gesetzes Nr. 21/2024 in Albanien, das unter dem falschen Vorwand der „Einhaltung der IUCN-Kriterien” verteidigt wurde, öffnet Tür und Tor für Hotelbauten, Flughäfen und Energieanlagen sogar in Nationalparks. Dieser gefährliche Präzedenzfall führte zur Ausarbeitung des Antrags 130, um sicherzustellen, dass Regierungen weltweit keine ähnlichen Schlupflöcher nutzen können, um die Zerstörung der Natur unter dem Deckmantel des Tourismus zu rechtfertigen. Der Antrag fordert die albanische Regierung ausdrücklich auf, die Beschränkungen für den Bau umfangreicher Infrastrukturprojekte in Schutzgebieten wieder einzuführen.

Dieses Ergebnis untermauert auch die jüngsten Forderungen der Europäischen Union, die Albanien bereits aufgefordert hat, seine Umweltschutzmaßnahmen als Voraussetzung für den EU-Beitritt wiederherzustellen (trotz Bedenken hinsichtlich des Naturschutzes nimmt die EU Beitrittsverhandlungen mit Albanien über Umweltfragen auf).

Von den wertvollen Feuchtgebieten an der albanischen Küste und den alten Sanddünen von Vjosa-Narta, wo Luxusresorts und ein Flughafen geplant sind, bis hin zu ähnlichen Konflikten auf der ganzen Welt ist der Antrag 130 nun eine starke internationale Mahnung an die Regierungen, dass der Tourismus keine Rechtfertigung für die Zerstörung von Schutzgebieten sein darf.

Obwohl die Abstimmung ein großer Erfolg ist, ist die Arbeit noch nicht getan. Ohne sofortige Maßnahmen könnte die albanische Regierung weiterhin zerstörerische Projekte in Nationalparks verfolgen und dabei sowohl die europäischen Anforderungen als auch die globale Haltung der IUCN ignorieren.


Hintergrundinformationen: 

Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) ist ein globales Netzwerk mit über 1.400 Mitgliedsorganisationen, darunter Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und wissenschaftliche Einrichtungen. Im Vorfeld des IUCN-Weltnaturschutzkongresses 2025 wurden alle stimmberechtigten Mitglieder eingeladen, online über eingereichte Anträge abzustimmen. Diese Anträge tragen dazu bei, die politischen Positionen der Union zu definieren und Empfehlungen an Regierungen und internationale Gremien auszusprechen. Der Antrag 130 wurde im Rahmen dieses offiziellen Abstimmungsprozesses angenommen. Als Teil der demokratischen Struktur der IUCN ermöglicht das Antragsverfahren den Mitgliedern, die globale Naturschutzagenda mitzugestalten und gemeinsam auf drängende Umweltprobleme zu reagieren.

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