Albanien ignoriert wichtige Elemente der Empfehlung der Berner Konvention zur Vjosa und zum Internationalen Vlora-Flughafen.
Der Internationale Vlora-Flughafen steht nach schweren Regenfällen in den vergangenen Wochen unter Wasser. Trotz internationaler Kritik schreiten die Bauarbeiten mitten im Feuchtgebiet weiter voran.
© Arsen RroshiRadolfzell. Zum dritten Mal in Folge hat der Ständige Ausschuss der Berner Konvention die albanische Regierung aufgefordert, den Bau des internationalen Flughafens Vlora im Landschaftsschutzgebiet Vjosa-Narta zu stoppen. Während seiner Jahrestagung in Straßburg vergangene Woche „bedauerte der Ständige Ausschuss der Konvention erneut zutiefst, dass Punkt 1 der Empfehlung Nr. 219 (2023), in dem die Aussetzung des Baus des Internationalen Vlora-Flughafens bis zum Abschluss einer neuen und ausreichenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und einer angemessenen Bewertung gefordert wird, nicht umgesetzt wurde.“
EuroNatur und ihre albanischen Partnerorganisationen PPNEA und EcoAlbania waren bei der Sitzung anwesend, um ihre Argumente vorzubringen, und begrüßten die klare Stellungnahme des Ständigen Ausschusses zur Aussetzung des Flughafenbaus. Gleichzeitig vermissen die Naturschutzorganisationen eine Aufforderung des Ständigen Ausschusses an die albanische Regierung, das geänderte Gesetz über Schutzgebiete aufzuheben. Dieses veränderte Gesetz hebt die rechtlichen Schutzmaßnahmen in Albaniens Schutzgebieten aus, indem es den Bau und die Nutzung für Tourismus und große Infrastrukturprojekte innerhalb von Schutzgebieten erlaubt.
Viktor Berishaj, Senior Policy Officer bei EuroNatur, betont: „Der Ständige Ausschuss hat erneut bestätigt, dass Albanien eine ordnungsgemäße Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen muss, bevor der Flughafen Vlora als konform angesehen werden kann. Schadensbegrenzung kann Prävention nicht ersetzen, insbesondere in einem so einzigartigen Flusssystem und Feuchtgebiet wie dem Vjosadelta und der Narta-Lagune.“
„Die Empfehlung 219 des Ständigen Ausschusses ist und bleibt der Fahrplan. Ihre vollständige Umsetzung würde nicht nur das Landschaftsschutzgebiet Vjosa-Narta schützen, sondern auch Albanien näher an die EU heranführen. Eine Vor-Ort-Begutachtung im Jahr 2026 ist unerlässlich, um die Fakten vor Ort zu überprüfen und das Vertrauen in den Prozess wiederherzustellen“, erklärt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur.
Hintergrundinformationen:
• Das Schutzgebiet Vjosa-Narta ist eines der wichtigsten Ökosysteme Albaniens, das zweitwichtigste Feuchtgebiet Albaniens und Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten. Das Gebiet beherbergt das ganze Jahr über mehr als 220 Vogelarten und ist für die Adria-Flugroute von überregionaler Bedeutung. Im März 2023 wurde die Vjosa zum ersten Wildflussnationalpark Europas erklärt und von der albanischen Regierung unter Schutz gestellt.
• Die Berner Konvention hat die albanische Regierung wiederholt aufgefordert, den Bau des Flughafens Vlora zu stoppen. Sie bezeichnete das Schutzgebiet Vjosa-Narta und seine Umgebung als „ein Refugium für Zugvögel, Wasservögel und andere seltene Arten, die an Land brüten (...) und [dass die Mitglieder des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention] sich der absehbaren ökologischen Auswirkungen des Flughafenprojekts auf diesen einzigartigen Naturschatz bewusst sind“. Auch das Europäische Parlament und die Europäische Kommission haben den Bau des Flughafens in der Vergangenheit scharf kritisiert und die albanische Regierung aufgefordert, dieses umweltschädliche Projekt zu stoppen.
• Hier finden Sie unsere Stellungnahme (engl.) zu den Schlussfolgerungen der 45. Sitzung des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention zum Schutz der europäischen Wildtiere und natürlichen Lebensräume.