Rekordjahr für Seggenrohrsänger in Litauen

Lichtblick für Europas seltensten Singvogel: In diesem Jahr wurde in Litauen eine Rekordzahl von Seggenrohrsängern – eine der bedrohtesten Vogelarten Europas – registriert. Bei der Zählung im zurückliegenden Sommer konnten Vogelschützerinnen und Ornithologen 376 singende Männchen zählen. Gänzlich ungetrübt ist dieses Ergebnis allerdings nicht.

männlicher Seggenrohrsänger

Seltener Anblick: Ein Seggenrohrsängermännchen in seinem bevorzugten Habitat. EuroNatur engagiert sich mit ihren Partnern dafür, dass die vom Aussterben bedrohte Vogelart nicht verschwindet.

© Zymantas Morkvenas, Baltic Environmental Forum Lithuania
Bestandentwicklung Seggenrohrsänger in Litauen

Der Trend zeigt nach oben: Die Grafik zeigt die erfreuliche Entwicklung der Seggenrohrsängerbestände in Litauen.

© Baltic Environmental Forum Lithuania

In Litauen wurde bei dem vom Aussterben bedrohten Seggenrohrsänger die erfolgreichste Brutsaison seit mehr als zwanzig Jahren verzeichnet. 376 singende Männchen – so wird diese eher unauffällige und promiskuitiv lebende Vogelart üblicherweise erfasst – wurden in den Seggensümpfen des baltischen Landes gezählt. Im Vergleich zum Schnitt der 2010er-Jahre ist das eine Verdreifachung der Bestände. 

EuroNatur engagiert sich seit rund einem Jahr im internationalen LIFE-Projekt zum Schutz des Seggenrohrsängers. „Die gute Nachricht dieses Sommers aus Litauen freut uns sehr“, sagt Dr. Justine Vansynghel, Zugvogel-Projektleiterin bei EuroNatur. „Es ist schön zu sehen, dass sich die Wiederherstellungsmaßnahmen und die Pflege der Wiesen und Sümpfe durch unsere Partner bezahlt machen, vor allem im Memeldelta.“

Ein weiterer möglicher, weniger erfreulicher Grund für den diesjährigen Rekord an Seggenrohrsängerbruten in Litauen sind die schlechten Bedingungen in anderen europäischen Brutgebieten. „In den Mooren des polnischen Nationalparks Biebrza war es dieses Jahr sehr trocken, auf einer Fläche von 500 Hektar wüteten Frühjahrsbrände. Ähnlich sah es in der Ukraine aus“, stellt Žymantas Morkvėnas von der litauischen EuroNatur-Partnerorganisation BEF dar. „Es ist wahrscheinlich, dass aufgrund der schlechten Brutbedingungen in der Ukraine und vor allem in Polen ein Teil der Vögel nach Litauen abgewandert ist und günstigere Lebensräume im Memeldelta und an der Küste gewählt hat. Dieses Verhalten ist für die Art nicht untypisch und zeigt, wie wichtig die Vernetzung von Feuchtgebieten ist“, sagt Morkvėnas.


Hintergrundinformationen:

  • Der Seggenrohrsänger ist einer der seltensten Vögel Europas. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts ist seine Population um 95 Prozent zurückgegangen. Derzeit gibt es weltweit nur noch etwa 8.000 singende Männchen, und der Rückgang der Art hält an – vor allem aufgrund der Verschlechterung der Lebensräume, zum Beispiel durch Trockenlegung von Feuchtgebieten.
     
  • Seit 2014 brütet der Seggenrohrsänger nur noch in vier europäischen Ländern: Belarus, Ukraine, Polen und Litauen. Der Singvogel ist eine sogenannte Schirmart: Wo sie lebt, herrschen gute Bedingungen für Dutzende andere Tier- und Pflanzenarten. Gemeinsam mit sieben Partnern aus fünf Ländern hat die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur das auf neun Jahre angelegte Projekt LIFE4AquaticWarbler zum Schutz des Seggenrohrsängers gestartet. Ziel des anteilig von der EU geförderten Projekts ist es, den insgesamt rückläufigen Trend der Teilpopulationen zu stoppen sowie den Wiederaufbau der Rohrsängerpopulationen in Deutschland und Ungarn zu initiieren. Das Projekt ist am 1. Oktober 2024 gestartet und auf neun Jahre angelegt.
     
  • Die Population der Seggenrohrsänger wird anhand der singenden Männchen bestimmt. Methodisch wird dies zweimal im Jahr durchgeführt, jeweils wenn die Vögel brüten, also Anfang Juni und Anfang Juli. Nach der zweiten Zählung werden die Ergebnisse zusammengefasst.

Rückfragen: Christian Stielow, christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: 07732/927215

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