Zugvögel in Montenegro nicht willkommen

Noch findet der Seeregenpfeifer an der montenegrinischen Küste wertvolle Brutplätze.

© Juergen Schneider

Massentourismus bedroht überlebenswichtige Zugvogel-Rastplätze an Montenegros Küste +++ EuroNatur fordert sofortigen Schutz der Saline Ulcinj +++ Am 2. Februar ist Weltfeuchtgebietstag

Presseinformation vom 1. Februar 2016

 

Radolfzell. Anlässlich des Weltfeuchtgebietstages am 2. Februar macht die Naturschutzstiftung EuroNatur auf die drohende Zerstörung überlebenswichtiger Rast- und Überwinterungsgebiete für Zugvögel an der montenegrinischen Adriaküste aufmerksam.

So zählt die 1.500 Hektar große Saline von Ulcinj für zahlreiche Enten- und Wasservogelarten zu den bedeutendsten Rastplätzen auf ihrer Reise durch den Mittelmeerraum. Aufgrund der Blockadehaltung der montenegrinischen Regierung steht das Gebiet aber bis heute nicht unter nationalem Schutz. Stattdessen liegen EuroNatur aktuelle Informationen vor, wonach das einzigartige europäische Naturerbe für den Massentourismus ausgebaut werden soll. „Mit diesen Plänen unterwandert die Regierung von Montenegro ihre nationalen und internationalen Zusagen, die Naturwerte der Saline Ulcinj zu schützen“, sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer.   

Nach EuroNatur vorliegenden Informationen sieht der Entwurf für den neuen Raumplan zur Entwicklung der montenegrinischen Küstenregion eine massive Verbauung für den Massentourismus vor. In der Saline Ulcinj sollen Hotelkomplexe mit insgesamt 1.500 Betten entstehen. Dabei haben Regierung und Parlament bereits im Jahr 2012 beschlossen, dass die Saline Ulcinj unter Schutz gestellt werden soll. Anfang April 2015 haben rund 80 Vertreter aus Naturschutz, Politik und Wirtschaft in Podgorica in einer gemeinsamen Erklärung die Dringlichkeit dieses Vorhabens erneut bekräftigt. Darunter auch die Staatssekretärin des montenegrinischen Ministeriums für nachhaltige Entwicklung und Tourismus Daliborka Pejovic. Doch bis heute genießt die Saline Ulcinj keinerlei nationalen Schutzstatus. „Wir fordern die montenegrinische Regierung dringend auf, den Worten Taten folgen zu lassen und zu verhindern, dass die Saline Ulcinj bis zu einem möglichen EU-Beitritt des Landes zerstört ist“, sagt Gabriel Schwaderer.

Neben der Saline Ulcinj stehen im Entwurf des neuen Küsten-Raumplanes nach Informationen von EuroNatur weitere Naturparadiese auf der Schwarzen Liste. Allesamt stellen sie für Knäkenten, Löffler und viele Limikolenarten überlebenswichtige Energietankstellen auf dem Vogelzug dar: Der Naturstrand „Velika Plaza“ gehört zu den längsten natürlichen Strandabschnitten am ganzen Mittelmeer. In den Naturdünen brüten so seltene Arten wie Triel, Ziegenmelker und Seeregenpfeifer. Dort sollen Unterkünfte mit insgesamt 25.000 Betten entstehen. Auf der nur knapp fünf Quadratkilometer großen Insel Ada im Bojana-Delta sind Unterkünfte im Umfang von insgesamt 2.500 Betten vorgesehen. Mit ihren unberührten Urwäldern, Dünen und Feuchtgebieten ist die Insel von herausragender Bedeutung für den Schutz der Biodiversität in Europa. „Ein phantastischer Teil des europäischen Natur- und Kulturerbes droht der Gier einiger Weniger geopfert zu werden. Die Regierung Montenegros kommt ihren internationalen Naturschutzverpflichtungen bislang in keiner Weise nach“, sagt Gabriel Schwaderer.


Hintergrundinformationen:

  • Saline Ulcinj

 


Rückfragen: EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 10, Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info(at)euronatur.org, Ansprechpartner: Stefan Ferger, Pressekontakt: Katharina Grund

Mitmachen und dabei sein - werden Sie aktiv

Spende

Zukunft braucht Natur. Wir setzen uns für sie ein. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um zu helfen. Ihre Spende ist ein wirkungsvoller Beitrag für eine lebenswerte Umwelt.

Fördermitgliedschaft

EuroNatur setzt auf langfristig angelegte Naturschutzprojekte statt Schnellschüsse. Mit Ihren regelmäßigen Spendenbeiträgen geben Sie uns die dafür nötige Planungssicherheit.

Aktuelles

Rumänische Wälder und Natura-2000-Gebiete brauchen dringend Schutz

Ein aktueller Bericht von EuroNatur und Agent Green liefert neue Erkenntnisse zu Fällungen in Rumäniens Schutzgebieten. Die Naturschutzorganisationen…

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

++ Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran ++ Rastgebiet von internationaler…

Von wegen nachhaltig: Enttäuschende Ergebnisse nach EU-Energie-Trilog

++ Holzverbrennung und Wasserkraft können weiter auf Erneuerbare-Energie-Ziele angerechnet werden ++ Kein Wille zu nachhaltiger Klimapolitik in der EU…

Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

++ Heute wurde die Vjosa in Albanien zu Europas erstem Wildfluss-Nationalpark ausgerufen ++ EuroNatur, Riverwatch und viele weitere Partner haben…

Weitere Skigebiete rund um Svydovets geplant

Im Jahr 2016 kündigte die staatliche Verwaltung der Oblast Transkarpatien ihre Pläne zum Bau eines gleichnamigen Skigebiets im Bergmassiv Svydovets…

Bleischrotverbot in Feuchtgebieten in Kraft getreten

Gute Nachricht für Europas Wasservögel: Die Verwendung von Bleischrotmunition bei der Jagd in Feuchtgebieten ist endlich verboten. Am 15. Februar 2023…

Keine Sorge vor dem Wolf

Erstmals seit mehr als 100 Jahren wurde im Schwarzwald eine Wölfin nachgewiesen. Da bereits zwei männliche Wölfe in der Region leben, könnte es bald…

Flamingos oder Flugzeuge: Proteste gegen Flughafen in Albanien

++ Weltfeuchtgebietstag lenkt Aufmerksamkeit auf globale Zerstörung von Flüssen, Seen, Mooren und Küsten ++ Große Protestaktion in Albanien gegen…

Schwaderer in Steinmeiers Delegation

Große Ehre für Gabriel Schwaderer: Der EuroNatur-Geschäftsführer war bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Staatsbesuch in Albanien und…

Vjosa-Wildfluss-Nationalpark: Expertenteam legt Machbarkeitsstudie vor

Die Vjosa, einer der letzten großen Wildflüsse Europas, ist ihrer Unterschutzstellung heute einen großen Schritt nähergekommen. Das Projektteam aus…

Rechtliche Schritte gegen den Vlora-Flughafen in Albanien

Neue Entwicklungen zum geplanten Flughafenbau in der Narta-Lagune: Die von unseren Partnern eingereichte Klage gegen das Projekt wurde in erster…

Düstere Aussichten für Svydovets

Im ukrainischen Bergmassiv Svydovets soll ein gigantisches Skiresort entstehen. Gegen diese Pläne hat die Umweltbewegung Free Svydovets geklagt. Nun…

Jahresrückblick 2022

Ukraine-Krieg und Energiekrise, Vogelgrippe und Fischsterben, dazu noch immer die Corona-Pandemie und ihre Folgen. 2022 war ein kompliziertes Jahr,…

Vielfalt der Natur im Fokus

++ Internationaler EuroNatur-Fotowettbewerb 2023 startet ++ Runder Geburtstag für die „Naturschätze Europas“ ++

Weiterer Widerstand gegen albanischen Flughafenbau

Europäische Regierungen fordern die albanische Regierung auf, den Bau des Flughafens in der Narta-Lagune auszusetzen. Das Hauptargument: die…