Balkanluchs – Die Letzten ihrer Art
Schutz eines seltenen Grenzgängers
Luchse streiften einst über die gesamte Balkanhalbinsel. Das derzeitige Verbreitungsgebiet des Balkanluchses (Lynx lynx balkanicus) ist dramatisch zusammengeschrumpft und deckt sich in weiten Teilen mit dem Verlauf des Grünen Bandes Balkan zwischen Albanien und Nordmazedonien sowie zwischen Albanien, Montenegro und dem Kosovo. Hier macht sich EuroNatur mit einem internationalen Team im Rahmen des Balkan Lynx Recovery Programme (BLRP) für den Schutz der Luchse und ihrer Lebensräume stark. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge dürften weniger als 50 Balkanluchse durch die Wälder und Gebirge des südlichen Balkans streifen. Damit ist die Unterart des Eurasischen Luchses eine der seltensten Katzen der Erde.
Das Balkan Lynx Recovery Programme wurde 2006 als grenzüberschreitende Initiative ins Leben gerufen und hat sich im Laufe der Jahre zu einem umfassenden Programm entwickelt, das unterschiedlichste Menschen zusammenbringt: Neben hauptamtlichen Naturschützerinnen und freiwilligen Luchsfreunden auch Jäger und Försterinnen, Viehhalterinnen und Landwirte, Ranger und Studentinnen. Sie alle setzen sich für ein gemeinsames Ziel ein: die Rettung des Balkanluchses.
Angesichts der Tatsache, dass die Population des Balkanluchses bereits seit Jahrzehnten sehr klein ist, bereitet uns die daraus resultierende geringe genetische Variabilität zunehmend Sorge. Im Vergleich zu anderen Luchspopulationen in Europa weisen die letzten Balkanluchse einen hohen Inzuchtgrad auf. Die Luchsschützerinnen des BLRP erwägen daher eine Verstärkung der Balkanluchspopulation und prüfen derzeit im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die biologische, ökologische und soziale Durchführbarkeit einer Umsiedlung von Luchsen.
Der Druck ist groß
Ausgestopfte Balkanluchse in einem albanischen Restaurant.
© PPNEADie Bedrohungen für den Balkanluchs sind vielfältig. Wegen Übernutzung der Wälder für die Brenn- und Bauholzgewinnung fehlen ihm ausreichend große und zusammenhängende Lebensräume. Auch fällt der Luchs immer wieder Wilderern zum Opfer, die es auf seltene Trophäen abgesehen haben oder aber der Raubkatze die Schuld an gerissenen Haustieren geben. Zudem haben die geringe Populationsgröße und die Isolation der einzelnen Population zu einer genetischen Verarmung und Inzucht geführt, was wahrscheinlich zu einem verminderten Fortpflanzungserfolg führt.
Balkanluchs-Newsletter
BLRP-Newsletter_December 2025
(3 MB)Was EuroNatur und ihre Partner zum Schutz des Balkanluchses unternehmen und was wir gemeinsam erreichen konnten:
Dieser Balkanluchs ist im Kosovo in die Fotofalle getappt.
© ERA- Fundierte Wissensgrundlagen schaffen: Verlässliche Informationen über Lebensräume, Verbreitung und Häufigkeit des Balkanluchses sowie seiner Beutetiere sind rar. Wir finanzieren die Anschaffung von Kamerafallen, die wertvolle Daten zu den heimlich lebenden Katzen liefern. Darüber hinaus konnten mehrere Luchse gefangen und besendert werden. Seitdem wissen wir mehr über das Territorialverhalten der bedrohten Tiere und können konkrete Angaben über schützenswerte Lebensräume machen.
Der Luchs als Thema im Biounterricht: Unsere albanischen Partner von PPNEA gingen am Internationalen Luchstag 2024 in die Schulklassen.
© PPNEA
Die Mauer des Komödientheaters in Skopje wird seit Juni 2025 von einem Wandgemälde des Balkanluchses geziert.
© MES- Kinder begeistern: Über die im Jahr 2015 begonnene Bildungskampagne zur Gefährdung des Balkanluchses wurden in Nordmazedonien bis Ende 2018 mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Dafür sind unsere Partner in etliche Schulen gefahren und haben den Kindern anschaulich erklärt, wodurch die Luchse gefährdet sind. Die Bildungskampagne war ein großer Erfolg und wurde auf Albanien und den Kosovo ausgeweitet.
- Aufmerksamkeit mit Kunst erzeugen: Um auf die kritische Lage des gefährdeten Balkanluchses hinzuweisen, haben unsere Partner Kunstaktionen im Herzen Tiranas sowie in Skopje, der Hauptstadt Nordmazedoniens, gestartet. Künstler haben an einer Schule, bezeihungsweise an einem Theater überlebensgroße Wandgemälde geschaffen; zudem wurden Infotafeln installiert. Damit wollen unsere Partner das Bewusstsein für den Balkanluchs schärfen und das Engagement der Bevölkerung für den Schutz der seltenen Katze fördern.
- Schutzstatus erhöhen: Wir konnten erreichen, dass der Balkanluchs 2015 als eigene Unterart anerkannt und auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt wird. Außerdem wird der Balkanluchs seit Februar 2024 in der Liste zum Schutz der wandernden Tierarten (Bonner Konvention) geführt. Der Antrag wurde von der Regierung Nordmazedoniens gestellt und von der albanischen Regierung unterstützt - vor allem weil unsere Partner in den jeweiligen Ländern darauf eingewirkt haben. Alles zusammen ermöglicht effektivere Schutzprogramme.
Partner: MES, PPNEA, ERA, Stiftung Kora
Förderung: Hans Wilsdorf Stiftung, EuroNatur-Spenderinnen und -Paten
Luchsexpertinnen und Kommunikationsprofis aus fünf verschiedenen Nationen: das Team des BLRP beim internationalen Partnertreffen in Vlorë, Albanien im September 2025
© PPNEA