++ Veranstaltung im EU-Parlament in Brüssel lenkt Aufmerksamkeit auf den Balkanluchs ++ Weniger als 50 Exemplare der seltenen Katzenart streifen durch die Wälder des Westbalkans ++ Schutz des Balkanluchses als Gradmesser für Artenschutz in den Beitrittsstaaten ++

Brachten den Balkanluchs auf die Agenda in Brüssel: Viktor Berishaj, Senior Policy Officer bei EuroNatur, Sebastian Everding, EU-Abgeordneter der Tierschutzpartei, Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen, EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer
© Sonia Leibold
Nachweise der sehr seltenen und scheuen Balkanluchse gelangen vor allem über Kamerafallenbilder; hier eines aus dem Kosovo.
© ERABrüssel, Radolfzell. Der Balkanluchs ist eine Unterart des Eurasischen Luchses – und vom Aussterben bedroht. Seine letzten Rückzugsgebiete liegen in Nordmazedonien, Albanien und dem Kosovo, allesamt Länder, die sich in einem Beitrittsprozess zur Europäischen Union befinden.
Am 24. September fand im Europäischen Parlament unter Federführung von EuroNatur und auf Einladung der beiden EU-Parlamentarier Sebastian Everding und Thomas Waitz eine Veranstaltung statt, bei der unterschiedliche Akteure von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen zusammenkamen und darüber debattierten, wie der Balkanluchs vor dem Aussterben bewahrt werden kann. Im Rahmen der Veranstaltung wurde betont, dass Umweltverpflichtungen im EU-Erweiterungsprozess nicht in den Hintergrund geraten dürfen – vielmehr steht der Schutz des Balkanluchses exemplarisch für echte Fortschritte im Naturschutz in dieser Region.
„Das Europaparlament hat eine sehr klare Verantwortung, als eine Art Wachhund zu fungieren und sicherzustellen, dass die biologische Vielfalt während des Erweiterungsprozesses nicht außer Acht gelassen wird“, sagte Sebastian Everding von der Tierschutzpartei im Europaparlament. „Die Instrumente hierfür sind bereits vorhanden. Unsere Aufgabe als Parlament ist es, dafür zu sorgen, dass diese Rahmenwerke nicht nur Worte auf dem Papier bleiben, sondern in der Praxis umgesetzt werden.“
Bei der Veranstaltung wurde die Bedeutung von großflächigen Schutzgebieten wie dem Mavrovo-Nationalpark in Nordmazedonien hervorgehoben. „Schutzgebiete stellen nicht den einzigen, aber einen äußerst wichtigen Eckpfeiler jeder wirksamen Strategie zum Schutz des Balkanluchses dar“, betonte EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer. Seit einigen Monaten werden immer wieder Verstöße wie unkontrollierter Holzeinschlag aus dem Mavrovo-Nationalpark gemeldet.
Viktor Berishaj, Senior Policy Officer bei EuroNatur und Moderator der Veranstaltung sagte: „Das Schlüsselwort, das heute von allen wiederholt wurde, ist die effektive Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen und den Ländern. Die Luchse bewegen sich über die Grenzen der Staaten hinaus, daher müssen wir uns sehr stark auf das konzentrieren, was uns die Natur zu sagen versucht, und innerhalb der Westbalkanstaaten eng zusammenarbeiten.“
„Das Überleben des Balkanluchses wird ein Maßstab dafür sein, ob die EU-Erweiterung um die Westbalkanstaaten die Versprechen Europas erfüllt. Es ist ein Test für die Glaubwürdigkeit von uns allen“, sagte der EU-Abgeordnete Thomas Waitz von den Grünen zum Abschluss der Veranstaltung. „Nutzen wir dieses Symbol nicht nur als Erinnerung daran, was wir verlieren könnten, sondern als Inspiration dafür, was wir noch schützen können, wenn wir gemeinsam handeln.“
Hintergrundinformationen:
- Der Balkanluchs (Lynx lynx balcanicus) ist mit weniger als 50 Exemplaren eine der seltensten Katzen Europas. Diese vom Aussterben bedrohte Unterart des Eurasischen Luchses kommt im Südwesten des Balkans vor und ist durch den Verlust ihres Lebensraums, Wilderei und der geringen Populationsgröße vom Aussterben bedroht. EuroNatur engagiert sich im Rahmen des internationalen Balkan Lynx Recovery Progamme seit zwanzig Jahren für den Schutz der Luchse.
- Unter dem Westbalkan versteht man die Staaten Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien. Sie befinden sich in einem Beitrittsprozess zur Europäischen Union. Der Balkanluchs kommt derzeit in Nordmazedonien, Albanien und dem Kosovo vor.
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Christian Stielow, christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 – 92 72 15