Letzte Geier in Bulgarien ausgewildert

++ Zwei weibliche Mönchsgeier im bulgarischen Balkangebirge ausgewildert ++ Erfolgreiches Projekt ist nach sieben Jahren ausgelaufen ++ Am 3. September ist „Weltgeiertag“ ++

Vogelschützer hält Geier auf dem Arm

Hristo Peshev von unserer bulgarischen Partnerorganisation FWFF mit einer der ausgewilderten Geierdamen auf dem Arm.

© FWFF
Ornithologen besendern Mönchsgeier

Bevor die Mönchsgeier in die Freiheit entlassen werden, werden sie noch mit einem GPS-Sender versehen. Die Geierschützer wollen so mehr über die Flugrouten und Gefährdungsursachen ihrer Zöglinge erfahren.

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Radolfzell, Kotel, Vrachanski Balkan. Am Ende hockten sie nur noch zu zweit in ihrer Voliere im Naturpark Vrachanski Balkan im Westen des Balkangebirges. Doch schließlich wurden auch die beiden letzten Mönchsgeierweibchen in die Freiheit entlassen. Damit endet das von der EU geförderte LIFE-Projekt zur Auswilderung von Mönchsgeiern in Bulgarien, die dort über 60 Jahre lang ausgestorben waren.

Seit 2018 wurden rund 70 junge, in Spanien aufgezogene Exemplare der seltenen Greifvögel in verschiedenen Regionen des Balkangebirges ausgewildert. „Nach all den Auswilderungen der letzten Jahre war die Freilassung der beiden Geierdamen nochmal etwas Besonderes“, sagt Hristo Peshev von der bulgarischen EuroNatur-Partnerorganisation FWFF. Er ist einer der am Projekt beteiligten Biologen. „Es wird nun spannend sein, wie sich die Geier in ihrer neuen Umgebung akklimatisieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies, wie beim Großteil der anderen ausgewilderten Vögel, gelingen wird“, sagt Hristo Peshev weiter.

Trotz vereinzelter Rückschläge, wie etwa Vergiftungen frei gelassener Geier, verlief das Auswilderungsprojekt sehr erfolgreich. In diesem und im letzten Jahr haben mehrere Pärchen der wieder angesiedelten Mönchsgeier bereits Nachwuchs großgezogen – früher, als von den Expertinnen und Experten erwartet. Das Fundament für eine dauerhafte Rückkehr der riesigen Greifvögel ist gelegt.


Hintergrundinformationen:

  • Zum Projekt: Mönchsgeier wieder in ihrer angestammten Heimat im Balkangebirge anzusiedeln, war das Ziel des von der EU geförderten LIFE-Projekts, das im Juli 2022 nach insgesamt sieben Jahren auslief. Beteiligt waren neben EuroNatur die beiden bulgarischen Naturschutzorganisationen Green Balkans und Fund for Wild Flora and Fauna, die spanische Regionalregierung der Extremadura sowie die Geierexpertinnen der Vulture Conservation Foundation. EuroNatur hat das Projekt vor allem mit Expertise im Bereich der natürlichen Regionalentwicklung auf dem Balkan bereichert. Neben der gezielten Wiederansiedlung von Mönchs- und Gänsegeiern in der Region hat das Projekt zum Ziel, die Nahrungsgrundlagen für Geier langfristig zu sichern, die Auslegung von Giftködern zu unterbinden und den Tod durch Stromschläge an ungesicherten Stromleitungen zu minimieren. Auch nach dem Auslaufen des internationalen LIFE-Projekts werden EuroNatur und ihre Partner vor Ort Vorkehrungen treffen, um die Geier langfristig zu schützen. So bleiben etwa die Futterstellen für die Aasfresser erhalten und die Zusammenarbeit mit den Landwirten der Region wird fortgesetzt.
  • Zu den Geiern: Mönchsgeier (Aegypius monachus) gehören zu den Riesen der europäischen Vogelwelt. Mit einer Länge von gut einem Meter und einer Flügelspannweite von bis zu 2,85 Metern ist der Mönchsgeier, neben dem Bartgeier, Europas größter Greifvogel – und einer der Seltensten. In Europa leben nur noch ca. 1000 Paare des majestätischen Vogels, der Großteil davon in Spanien. Mit der Auswilderung im bulgarischen Balkangebirge soll die südosteuropäische Population der Mönchsgeier gestützt werden.
  • International Vulture Awareness Day: Jeden ersten Samstag im September wird der „Weltgeiertag“ gefeiert. Ziel ist es, dass teilnehmende Organisationen ihre Projekte zum Schutz der Geier der Öffentlichkeit präsentieren und so zur Sensibilisierung für die Aasfresser beitragen. Geier spielen weltweit eine wichtige Rolle in Ökosystemen. Allerdings stehen viele Populationen der Greifvögel unter Druck; manche Arten sind vom Aussterben bedroht.

Rückfragen: Christian Stielow, Mail: christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 – 92 72 15

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