Fortschreitender Flughafenbau in Albanien löst bei Berner Konvention große Besorgnis aus

++ Berner Konvention fordert albanische Regierung erneut auf, Bauarbeiten im Schutzgebiet Vjosa/Narta zu stoppen ++ Geplanter Flughafen Vlora in der Nähe der Narta-Lagune bedroht die Artenvielfalt im Vjosa-Delta, insbesondere für Zugvögel ++ Vjosa-Ökosystem trotz Nationalpark-Status bedroht ++

Flughafen-Baustelle an der Narta-Lagune aus der Vogelperspektive

Die Baustelle des Vlora Flughafens aus der Vogelperspektive

© Xhemal Xherri / PPNEA
Die Narta Lagune in Albanien

Die Narta Lagune gilt als ein Hotspot für Europas Zugvögel.

© Xhemal Xherri / PPNEA
Landebahn des Vlora International Airport aus der Vogelperspektive

Landebahn des Vlora International Airport

© Xhemal Xherri / PPNEA

Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur, EcoAlbania und PPNEA

Straßburg, Tirana, Radolfzell. Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat die albanische Regierung erneut dazu aufgefordert, den Bau des Flughafens Vlora im Schutzgebiet der Narta-Lagune und des Vjosa-Deltas auszusetzen, da dieser gegen internationale Konventionen verstößt. Bei ihrer Sitzung in Straßburg brachten die Mitglieder der Konvention ihre große Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass der Bau des Flughafens fortgesetzt wird und forderten die albanischen Behörden dazu auf, mit der Lokalbevölkerung und allen relevanten Akteuren zusammenzuarbeiten. Besonders hervorgehoben wurde die Tatsache, dass die Bauarbeiten für den Flughafen in dem empfindlichen Ökosystem fortgesetzt werden, obwohl der Ständige Ausschuss der Berner Konvention bereits vor drei Monaten einen Baustopp gefordert hatte.

Die NGOs EcoAlbania, PPNEA und EuroNatur schätzen die klare Aussage des Ständigen Ausschusses und begrüßen die umfassenden Empfehlungen, die auf dem Treffen der Parteien ausgesprochen wurden. Die Empfehlungen unterstützen die albanischen Behörden dabei, ein Planungs- und Genehmigungsverfahren einzurichten, das den Bestimmungen der Berner Konvention, als eines der wichtigsten Naturschutzabkommen in Europa, entspricht.

Besjana Guri, Projektleiterin bei EcoAlbania, hob in ihrer Präsentation vor dem Ständigen Ausschuss die Bedeutung des Wildflusses Vjosa hervor: „Die Ausweisung der Vjosa und drei seiner freifließenden Nebenflüsse als Vjosa-Wildfluss-Nationalpark ist ein großer Erfolg, und wir beglückwünschen die albanische Regierung zu dieser wichtigen Entscheidung. Dennoch ist das Vjosa-Ökosystem durch den Bau des Flughafens Vlora im Vjosa-Delta und durch das Projekt zur Wasserumleitung bei Shushica innerhalb des Nationalparks nach wie vor stark bedroht.“

Zydjon Vorpsi, Projektleiter bei PPNEA, fordert die albanischen Behörden dringend auf, den angenommenen Empfehlungen zu folgen: „Die albanische Regierung erklärt, dass die Beschleunigung des Beitrittsprozesses zur Europäischen Union oberste Priorität habe. Den Empfehlungen der Berner Konvention Folge zu leisten, wird dieses Ziel unterstützen. Die Nichteinhaltung der Bestimmungen eines internationalen Vertrages ist nicht hilfreich, ganz im Gegenteil.“

Die Vertreter der albanischen Regierung erklärten in der Sitzung des Ständigen Ausschusses - und in ihrem offiziellen Bericht - dass es ein Fehler war, das Ökosystem Vjosa-Narta als Schutzgebiet auszuweisen. Sie behaupteten, dass das Gebiet als Militärflughafen genutzt wurde und die Ausweisung als Schutzgebiet versehentlich erfolgte.

Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur, erklärt: „Diese Aussagen verdrehen die Tatsachen. Der Flugplatz wurde nur bis in die 1990er Jahre genutzt und verfügte nicht über umfangreiche Infrastruktur, nicht einmal über eine asphaltierte Landebahn. Das Schutzgebiet wurde als solches im Jahr 2004 auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Studie ausgewiesen. Einige Jahre später schlugen die albanischen Behörden das Vjosa-Narta-Ökosystem als Smaragd-Gebiet vor, was bedeutet, dass es ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung ist. Die Behauptung, das Gebiet habe keinen ökologischen Wert, ist ein mieser Trick, um die unrechtmäßige Änderung der Grenzen des Schutzgebiets zu rechtfertigen. Der Flughafen Vlora ist nicht nur ein Fall von Naturzerstörung ohnegleichen, sondern auch ein Verstoß gegen die Rechtsstaatlichkeit.“
 

Hintergrundinformationen:

  • Das Vjosa-Narta-Schutzgebiet ist eines der wichtigsten Ökosysteme Albaniens, das zweitwichtigste Feuchtgebiet Albaniens und Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten. Das Gebiet ist über das Jahr verteilt Lebensraum für mehr als 220 Vogelarten und hat eine überregionale Bedeutung für die Adria-Zugroute. Die Vjosa wurde im März 2023 zum ersten Wildfluss-Nationalpark Europas erklärt und von der albanischen Regierung unter Schutz gestellt.
  • Bereits im September hat die Berner Konvention die albanische Regierung aufgefordert, den Bau des Flughafens Vlora einzustellen. Sie verwies auf das Schutzgebiet Vjosa-Narta und seine Umgebung als „Zufluchtsort für Zugvögel, Wasservögel und andere seltene Arten, die an Land brüten (...) und [dass sich die Mitglieder des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention] der vorhersehbaren ökologischen Auswirkungen des Flughafenprojekts auf diesen einzigartigen Naturschatz bewusst sind.“ Auch das Europäische Parlament und die Europäische Kommission haben den Bau des Flughafens in der Vergangenheit scharf kritisiert und die albanische Regierung aufgefordert, dieses umweltschädliche Projekt zu stoppen.

Rückfragen:

Anika Konsek, EuroNatur; E-Mail: anika.konsek(at)euronatur.org,
Tel.: +49 7732 9272 26

Besjana Guri, EcoAlbania; E-Mail: b.guri(at)ecoalbania.org, Tel.: +35 5692 9542 14

Zydjon Vorpsi, PPNEA; E-Mail: z.vorpsi(at)ppnea.org, Tel.: +35 5698 6949 05

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