EuroNatur-Preis 2025: Auszeichnung für Integrität in schwierigen Zeiten

++ Der albanische Naturschützer Ardian Koçi hat den EuroNatur-Preis 2025 erhalten ++ Großes Engagement als Leiter des Nationalparks Divjaka-Karavasta – bis er aus dem Amt gedrängt wurde ++ Naturschutz in Albanien hat derzeit einen schweren Stand ++

EuroNatur-Preisverleihung im Weißen Saal von Schloss Mainau

Ardian Koçi (Mitte) erhält den diesjährigen EuroNatur-Preis, auch weil er Rückgrat bewiesen hat. Die Auszeichnung wurde ihm übergeben von EuroNatur-Vizepräsidentin Dr. Anna-Katharina Wöbse und EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer.

© Gerald Jarausch
EuroNatur-Preisträger Ardian Koçi auf der Mainau

„Die Auszeichnung ist für mich persönlich eine große Ehre – aber auch für alle in Albanien, die sich engagiert für den Schutz von Natur und Umwelt einsetzen“, dankte Ardian Koçi in seiner Rede auf der Mainau.

© Gerald Jarausch
fliegender Krauskopfpelikan

Fliegender Krauskopfpelikan über der Karavasta-Lagune: Die seltene Pelikanart hat hier ihren einzigen Brutplatz in ganz Albanien. Ardian Koçi hat während seiner Zeit als Nationalparkdirektor viel für den Schutz der riesigen Vögel erreicht.

© Klajdi Duro

Radolfzell, Insel Mainau. Der albanische Naturschützer Ardian Koçi hat am heutigen Donnerstag, 16. Oktober 2025 den EuroNatur-Preis entgegengenommen. Er erhielt den Preis für „seinen großen persönlichen Einsatz für den Schutz des Nationalparks Divjaka-Karavasta und für seine Integrität, für die er berufliche sowie private Nachteile in Kauf genommen hat“, so EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer.

Ardian Koçi, von Haus aus Veterinärmediziner, folgte 2013 einem Ruf der neuen albanischen Regierung als Direktor des Nationalparks Divjaka-Karavasta und gab dafür seinen gut dotierten Job in Italien auf. „Ich war immer davon überzeugt, dass Naturschutz nicht nur eine berufliche Verpflichtung, sondern vor allem eine moralische Verantwortung ist“, sagte Ardian Koçi im Rahmen der Preisverleihung

In seiner Laudatio stellte Gabriel Schwaderer die Integrität des diesjährigen Preisträgers heraus: „Ardian Koçi hat seine Arbeit als Treuhänder für die Natur ernst genommen und hat sich für deren Schutz selbstlos eingesetzt. Seine kompromisslose, klare Haltung eckte an, sowohl auf lokaler als auch nationaler Ebene.“

Zahlreichen Jägern und Wilderern war Koçis konsequente Umsetzung des Jagdbanns in Albanien ein Dorn im Auge; dass er sich mutig den Bauplänen großflächiger Tourismusinfrastruktur innerhalb des Nationalparks Divjaka-Karavasta entgegenstellte, sorgte auch bei der Regierung in Tirana für Unmut. Schließlich wurde Ardian Koçi 2023 geradezu in die Kündigung gedrängt. Er selbst formuliert es so: „Ich hatte mehr Angst davor, meine Leidenschaft für den Job, als den Job selbst zu verlieren.“

Ardian Koçi möchte den EuroNatur-Preis stellvertretend für alle engagierten Naturschützerinnen und -schützer Albaniens verstanden wissen: „Diese Auszeichnung gehört nicht nur mir. Sie ist all jenen gewidmet, die sich – manchmal unter großen persönlichen Opfern – für die Wälder, Feuchtgebiete und Wildtiere einsetzen, die Teil unseres Naturerbes sind.“ 


Hintergrundinformationen:

  • Der EuroNatur-Preis ist undotiert. Mit ihm werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt. Ausgezeichnet wurden bislang u.a. der Autor Jonathan Franzen, die „mutigen Frauen von Kruščica“ und die Gemeinde Mals in Südtirol. Der EuroNatur-Preis 2025 wurde am Donnerstag, 16. Oktober 2025 um 17 Uhr auf der Bodenseeinsel Mainau verliehen.
     
  • Der Divjaka-Karavasta-Nationalpark gilt als eines der artenreichsten Schutzgebiete Albaniens. Unter anderem brütet im Gebiet die einzige Kolonie der bedrohten Krauskopfpelikane in Albanien. Dass sich derzeit noch so viel Leben in der Karavasta-Lagune tummelt, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Ardian Koçi. Er hat sich in seiner Zeit als Nationalparkdirektor vorbildlich für den Schutz des Gebiets eingesetzt und es zu einem der am besten gemanagten Schutzgebiete des Landes gemacht. Investmentpläne, die auch vor Schutzgebieten nicht Halt machen, bedrohen den Nationalpark heute – ebenso wie etliche andere Naturschätze Albaniens. 


Rückfragen: Christian Stielow, Mail: christian.stielow(at)euronatur.org, Tel.: +49 (0)7732 – 92 72 15
 

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