Der Fluss Komarnica wird weiterhin frei durch seine gleichnamige Schlucht fließen – vorerst zumindest. Das Projekt ist vorübergehend gestoppt, aber nicht vom Tisch.

Der geplante Komarnica-Staudamm würde diese unberührte Schlucht zerstören.
© Nebojša Atanacković
Protestaktion während einer öffentlichen Debatte über das Wasserkraftwerksprojekt Komarnica in Podgorica. Auf den Plakaten steht unter anderem: „Wir zerstören die Natur nicht für 1 % Strom“ und „Wasser ist Leben, nicht Profit“.
© Montenegrin Ecologists Society (CDE-MES)Die staatseigene Stromversorgungsgesellschaft Montenegros hat ihren Antrag zurückgezogen, die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Komarnica-Wasserkraftprojekt fortzusetzen. Leider hat es die montenegrinische Umweltschutzbehörde versäumt, die UVP für das naturzerstörerische Projekt gänzlich zu verweigern, so wie es eine Expertenkommission empfohlen hat. Stattdessen ist das Verfahren lediglich ausgesetzt und lässt die Tür für einen weiteren Versuch der Projektrealisierung weit offen; allzumal vor einer angekündigten Gesetzesänderung, die zukünftig eine Umgehung oder zumindest eine deutliche Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ermöglichen soll.
„Diese Entscheidung entbehrt jeglicher Rechtsgrundlage und dient dem Investor lediglich dazu, Zeit zu gewinnen. Sie ist ein gravierendes Beispiel für juristische Manipulation und ein Versuch, zwingende Normen zu umgehen“, betont Andrijana Mićanović, Generalsekretärin der Montenegrin Ecologists Society. „Die zuständige Behörde hätte ein abschließendes Urteil über die Umweltverträglichkeitsprüfung abgeben müssen, damit Komarnica aus dem Raumordnungsplan gestrichen werden kann - stattdessen hat sie dem Investor einen taktischen Rückzug ermöglicht, ohne die Schäden des Projekts anzuerkennen."
„Die aktuelle Entwicklung ist ein Pyrrhussieg, der darauf hinweist, dass die Entscheidung klar gegen die Interessen von Natur und Zivilbevölkerung verstößt“, sagt Dr. Amelie Huber, Projektleiterin Fließgewässer bei EuroNatur. „Dabei sollten diese Interessen doch – nach unserem Verständnis – stärker im Fokus der montenegrinischen Umweltbehörde stehen als die der Investoren.“